“Mittelreich” im Hörcafé der Bayreuther Stadtbibliothek

Die Stadtbibliothek Bayreuth startet mit einem neuen Schwerpunktthema in den März, das diesmal „Lebensstationen“, also Einschnitte, Wendepunkte im Leben, aber auch Ausschnitte und bestimmte Lebensphasen, in den Fokus rückt. Ein Programmpunkt dieses Schwerpunktthemas ist das Hörcafé am Mittwoch, 28. März, um 14.30 Uhr, in der Black Box von RW21.

Das Erzählcafé des Kirchplatztreffs ist bereits ein fester Bestandteil im Programm des RW21. Nun erfährt das Café eine neue Dimension – die des Hörens. Heike Komma vom Kirchplatztreff und Claudia Dostler von der Stadtbibliothek präsentieren ein aktuelles Hörbuch aus dem Bibliotheksbestand, und zwar Josef Bierbichler liest „Mittelreich“.

Zum Inhalt:

Ein Gasthaus an einem bayerischen See, drei Generationen einer Wirtsfamilie, die Szenerie könnte einem Heimatfilm entsprungen sein. Doch was Josef Bierbichler erzählt, ist weit entfernt von alpiner Sentimentalität. Die Geschichte der Seewirtsfamilie setzt ein mit dem Ersten Weltkrieg und endet Ende der 1980er-Jahre. Zeitgeschichtliche Ereignisse prägen und begleiten die Familie. „Die Augen verschließen“ und „unter den Teppich kehren“ sind gängige Verhaltensmuster der bigotten Dorfgemeinschaft im Umgang mit schwierigen Wahrheiten.

Ein grandios komponierter und in sich stimmiger Roman, fein ausgestaltete Figuren, in verblüffend virtuoser Sprache. Bildhaft, pointiert, mitunter scharf und teilweise ironisch: Bierbichlers Formulierkunst sollte man mit wachen Sinnen auskosten. Natürlich hat Bierbichler die Lesung selbst vorgenommen, und er bringt nicht nur seine ungeheuere Erfahrung als einer der renommiertesten deutschen Schauspieler voll ein, seine Rezitation gewinnt zusätzlich durch sein persönliches Engagement. Gelesen oder gehört – es ist schlichtweg große Literatur.

Nach dieser Kostprobe ist ausreichend Zeit zur Vertiefung und zum Austausch über das Gehörte.