Trauer um ehemaligen Domkapitular Dr. Gerhard Boß

Erster Ökumenereferent des Erzbistums Bamberg starb im Alter von 89 Jahren

Domkapitular Dr. Gerhard Boß

Domkapitular Dr. Gerhard Boß

(bbk). Der emeritierte Domkapitular Dr. Gerhard Boß ist am Donnerstag (15.03.12) im Alter von 89 Jahren in Ebermannstadt gestorben. Er war der erste Ökumenereferent des Erzbistums Bamberg.

Erzbischof Ludwig Schick würdigte den Verstorbenen als eine herausragende Persönlichkeit: „Er war zeitlebens ein vielfältig engagierter Seelsorger und Theologe mit einem großen Interesse an der Heiligen Schrift. Eine große und weitgespannte Kommunikationsfähigkeit zeichnete ihn aus. Er suchte sowohl mit den Katholiken das Gespräch als auch mit den Gläubigen anderer christlicher Konfessionen. In ökumenischen Fragen war er ein Vordenker und setzte mit seiner Arbeit in unserem Erzbistum nachhaltige Akzente für die Ökumene. Das Erzbistum Bamberg behält ihn als Mensch, Christ und Priester, als Theologen und Seelsorger in dankbarer Erinnerung.“

Die Bemühung um die Einheit der Christen wurde Dr. Gerhard Boß gleichsam in die Wiege gelegt: Geboren am 7. Januar 1923, wuchs er mit seinen zwei Schwestern in einer gemischt-konfessionellen Familie in Erlangen auf: Seine Mutter war katholisch, sein Vater evangelisch.

Bereits zu Schulzeiten war Boß in der damals staatlich verbotenen katholischen Jugendbewegung aktiv. Da er wegen seiner schweren Kriegsbehinderung (zwei Prothesen) in Bamberg zunächst nicht angenommen wurde, studierte er nach dem Zweiten Weltkrieg mit Unterstützung seiner Familie katholische Theologie in München. Nach einigen Jahren konnte er dann ins Priesterseminar Bamberg wechseln.

1951 wurde Gerhard Boß zum Priester geweiht. Nach seiner Kaplanszeit in Bayreuth promovierte er mit einer Arbeit zur Rechtfertigungslehre. Mit Prälat Jupp Schneider arbeitete er als Seelsorger auf der Jugendburg Feuerstein. Im Jahr 1967 wurde er zum Landespräses des BDKJ in Bayern gewählt. Sein weiterer Einsatz – etwa als Rektor der Jugendburg Feuerstein in der Fränkischen Schweiz (1. Juni 1957 bis 31. Dezember 1973) und als Leiter des Diözesanerwachsenenbildungswerkes (seit 1. April 1973) – galt ganz der Jugend- und Erwachsenenarbeit.

Bald nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), mit dem die katholische Kirche offiziell ihr Engagement für die Einheit der Christen erklärte, beauftragte der damalige Erzbischof von Bamberg, Josef Schneider, Gerhard Boß mit der Bildung einer Ökumenischen Kommission, deren Vorsitzender er von 1969 bis 1998 war. 1976 wird er zum ersten Ökumenereferenten des Erzbistums Bamberg ernannt, 1977 zum Domkapitular gewählt.

Der Einsatz des langjährigen Ökumenereferenten um die Einheit der Christen beschränkte sich nicht nur auf das Erzbistum Bamberg. Bundesweit und darüber hinaus wurde er zu Vorträgen und Kursen eingeladen. Er initiierte auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz und der Vereinigten Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) Ökumenekurse für katholische und evangelische Geistliche, die vom  Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumene in Paderborn weitergeführt werden.

Auch den Medien gegenüber zeigte sich der Verstorbene aufgeschlossen. Regelmäßig schrieb er für die Redaktionen der „Katholischen Aktion“ und des „Heinrichsblattes“. Sein größtes Medienprojekt war „Credo“, eine Fernsehserie des Bayerischen Rundfunks (BR) zum Katholischen Erwachsenenkatechismus, bei der Boß als Moderator mitwirkte und nachdrücklich die ökumenische Perspektive einbrachte.

1984 erhielt Boß das Bundesverdienstkreuz am Bande. Im selben Jahr ernannte ihn der damalige Papst Johannes Paul II. zum Päpstlichen Ehrenprälaten. 2004 gründete er die „Dr.-Gerhard-Boß-Stiftung für alte und behinderte Menschen im Landkreis Forchheim. Die Fakultät Katholische Theologie der Bamberger Otto-Friedrich-Universität verlieh Boß am 23. November 2006 die Ehrendoktorwürde.

Erzbischof Ludwig Schick feiert das Requiem für den Verstorbenen am Mittwoch, 21. März um 14.00 Uhr im Bamberger Dom. Im Anschluss wird der Verstorbene auf dem Kapitelsfriedhof beigesetzt. Bereits ab 12.00 Uhr können Gläubige am Sarg von Dr. Boß Abschied nehmen. Zwischen 10.00 Uhr und 12.00 Uhr ist der Dom an diesem Tag für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.