MdB Schar­fen­berg: Aus Fuku­shi­ma lernen

Aus­bau von Teme­lin stop­pen, Ener­gie­wen­de umset­zen in Oberfranken!

Anläss­lich der ersten Jah­res­ta­ges der Kata­stro­phe von Fuku­shi­ma am 11.3., erklärt Eli­sa­beth Schar­fen­berg, ober­frän­ki­sche Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te und Mit­glied im Aus­schuss für Gesundheit:

Am mor­gi­gen Frei­tag wird die Bun­des­re­gie­rung das Gesetz zur Kür­zung der Ver­gü­tung von Solar­strom in erster Lesung in den Bun­des­tag ein­ge­bracht. Ich wer­de, so wie mei­ne gesam­te Frak­ti­on, die­ses Gesetz ableh­nen. Die dar­in vor­ge­se­he­nen dra­sti­schen Kür­zun­gen wer­den zehn­tau­sen­de Arbeits­plät­ze in Deutsch­land und in unse­rer Regi­on gefähr­den. Sie bremst damit die Ent­wick­lung einer der erfolg­reich­sten deut­schen Wachs­tums­bran­chen aus. Auch in Ober­fran­ken ste­hen vie­le klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men und Hand­werks­be­trieb vor dem exi­sten­ti­el­len Aus. Anstatt die Ener­gie­wen­de zu blockie­ren müs­sen die Aus­bau­zie­le ange­ho­ben wer­den und die rich­ti­gen Wei­chen gestellt werden.

Die Bedeu­tung der Ener­gie­wen­de für eine siche­re und zukunfts­wei­sen­de Ener­gie­po­li­tik wird vor dem Hin­ter­grund des ersten Jah­res­ta­ges der Kata­stro­phe von Fuku­shi­ma beson­ders deut­lich. Am kom­men­den Sonn­tag erin­nern wir uns an eine Kata­stro­phe, die bis dahin selbst Atom­kri­ti­ker nicht für mög­lich gehal­ten haben. Aus­ge­löst durch Erd­be­ben und Tsu­na­mi haben tech­ni­sches und mensch­li­ches Ver­sa­gen im Hoch­tech­no­lo­gie­land Japan zu einer ato­ma­ren Kata­stro­phe bei­spiel­haf­ten Aus­ma­ßes geführt. Es kam zur Frei­set­zung der größ­ten Men­ge an Radio­ak­ti­vi­tät, die im Rah­men der zivi­len Nut­zung der Atom­ener­gie in der Geschich­te der Mensch­heit je frei­ge­setzt wur­de. Ob die Kern­schmel­ze inzwi­schen wirk­lich gestoppt ist, wis­sen wir bis heu­te nicht.

In Fol­ge der Kata­stro­phe haben 15.000 Men­schen den Tod gefun­den. Mehr als 100.000 Men­schen muss­ten ihre Hei­mat um Fuku­shi­ma ver­las­sen, vie­le für immer. Der erste Jah­res­tag der Kata­stro­phe ist Anlass all der Men­schen zu geden­ken, die Fami­lie und Freun­de ver­lo­ren haben, ihre Exi­stenz und ihre Hei­mat. Unse­re Gedan­ken soll­ten aber auch den Men­schen gel­ten, die noch immer einer hohen Gesund­heits­ge­fähr­dung durch die radio­ak­ti­ve Bela­stung der Umwelt und der Nah­rungs­mit­tel aus­ge­setzt sind. Die Lang­zeit­fol­gen, die die Kata­stro­phe haben wird, sind bis heu­te nicht absehbar.

Die Kata­stro­phe hat auch hart­näcki­gen Atom­be­für­wor­tern vor Augen geführt, dass sich die Unfäl­le von Har­ris­burg 1979 mit einer Teil­kern­schmel­ze, der GAU von Tscher­no­byl 1986 und schließ­lich Fuku­shi­ma am 11. März 2011 wie­der­ho­len kön­nen. Die­se Tech­no­lo­gie ist nicht voll­kom­men beherrsch­bar, zumal bis heu­te auch die Fra­ge einer siche­ren End­la­ge­rung nicht gelöst ist. Um so wich­ti­ger ist es auch für die am Netz ver­blei­ben­den acht Reak­to­ren eine deut­li­che Sicher­heits­ver­bes­se­rung zu gewährleisten.

Doch mit dem deut­schen Atom­aus­stieg ist erst der Anfang gemacht. Radio­ak­ti­vi­tät macht an der Gren­ze nicht Halt. Von einem Unfall etwa in Teme­lin, dem größ­ten tsche­chi­schen Atom­mei­ler rund 60 Kilo­me­ter von der deutsch-tsche­chi­schen Gren­ze ent­fernt, wären wir in Ober­fran­ken direkt betrof­fen. Der Pan­nen­mei­ler, in dem es seit sei­ner Inbe­trieb­nah­me im Okto­ber 2000 mehr als 100 Stör­fäl­le gege­ben hat, soll um zwei wei­te­re Reak­to­ren, sowie ein Zwi­schen­la­ger erwei­tert wer­den. Daher brau­chen wir eine Ver­schär­fung der inter­na­tio­na­len Atom-Sicher­heits­stan­dards und der Haf­tungs­vor­sor­ge. Hier soll­te die Inter­na­tio­na­le Atom­ener­gie­be­hör­de (IAEO) aktiv wer­den. Zudem muss die Bun­des­re­gie­rung sich für eine stär­ke­re deut­sche Bür­ger­be­tei­li­gung bei der Pla­nung von Atom­kraft­wer­ken in Grenz­nä­he, wie in Teme­lin, einsetzen.

Aus der Kata­stro­phe von Fuku­shi­ma ler­nen, heißt auch die Ener­gie­wen­de auch hier in Ober­fran­ken mit aller Kon­se­quenz vor­an zu trei­ben. In einem par­tei­über­grei­fen­den Kon­sens war die Leh­re aus Fuku­shi­ma in Deutsch­land das Sofort­ab­schal­ten von acht AKW. Gleich­zei­tig wur­de der Kom­plett­aus­stieg bis 2022 beschlos­sen. Damit ist der Weg frei für die Ener­gie­wen­de, ein­her­ge­hend mit dem Um- und Aus­bau der Netz­in­fra­struk­tur und der Spei­cher­mög­lich­kei­ten. Statt des­sen hin­ter­treibt die Bun­des­re­gie­rung den von ihr selbst gestell­ten Arbeits­auf­trag einer Energiewende.

Mehr hier­zu im Antrag der Grü­nen: Ein Jahr Fuku­shi­ma – Die Ener­gie­wen­de muss weitergehen

http://dserver.bundestag.btg/btd/17/088/1708898.pdf