S‑Bahn Nürn­berg: Pünkt­lich­keit im Netz gestiegen

Bau­maß­nah­men beein­träch­ti­gen S1 auch weiterhin

„Vie­le Bau­stel­len und das Aus­blei­ben der neu­en Fahr­zeu­ge haben den Betrieb der S‑Bahn Nürn­berg im ver­gan­ge­nen Jahr erheb­lich beein­träch­tig“, berich­tet der seit Janu­ar für Infra­struk­tur­pla­nung zustän­di­ge Geschäfts­füh­rer Andre­as Mäder auf der Jah­res­pres­se­kon­fe­renz des Ver­kehrs­ver­bunds Groß­raum Nürn­berg (VGN). Ins­be­son­de­re auf der SBahn­li­nie 1 mit den bei­den Ästen Hart­manns­hof – Lauf – Nürn­berg und Bam­berg – Forch­heim – Erlan­gen – Nürn­berg lag die Pünkt­lich­keit im Jah­res­durch­schnitt bei 87 Pro­zent, im Gesamt­netz bei 93,4 Pro­zent. Bis Janu­ar hat sich die Pünkt­lich­keit im S‑Bahn-Netz auf 96,4 Pro­zent erhöht

„Mit dem Ein­satz der neu­en Trieb­fahr­zeu­ge ET 442 rech­nen wir mit einer wei­te­ren Ver­bes­se­rung der Betriebs­qua­li­tät, aller­dings wird es auf der S1 auch wei­ter­hin Beein­träch­ti­gun­gen geben“, so Mäder. Denn mit dem Ende des Win­ters wird die Bau­tä­tig­keit ent­lang der Strecke wie­der zuneh­men. Anlass sind die bereits im Herbst begon­ne­nen Arbei­ten zum Aus­bau der Schnell­ver­bin­dung Nürn­berg – Erfurt (Ver­kehrs­pro­jekt Deut­sche Ein­heit Nr. 8.1) sowie noch aus­ste­hen­de Bau­maß­nah­men zur Ertüch­ti­gung der Strecke. Soweit sie auf die Rah­men­be­din­gun­gen Ein­fluss neh­men kön­nen, las­sen die Part­ner im Ver­kehrs­ver­bund aber nichts unver­sucht, um die Bedie­nungs­qua­li­tät wei­ter zu ver­bes­sern. So hat sich DB Regio Fran­ken bereits erfolg­reich im DB Kon­zern dafür ein­ge­setzt, dass die ersten ET 442, die der Her­stel­ler Bom­bar­dier aus­ge­lie­fert hat und noch aus­lie­fern wird, nach Nürn­berg kom­men, obwohl auch ande­re Regio­nen drin­gend auf die­se Trieb­fahr­zeu­ge warten.

End­spurt bei den Fahrzeugen

Die Schwie­rig­kei­ten mit den neu­en Zügen sind noch nicht ganz aus­ge­räumt. Zwar haben die Fahr­zeu­ge für die Nürn­ber­ger S‑Bahn die Zulas­sung durch das Eisen­bahn-Bun­des­amt mitt­ler­wei­le erhal­ten. DB Regio rekla­miert aber noch vor­han­de­ne Män­gel, die vor einer Abnah­me besei­tigt wer­den müs­sen. Wegen eines die­ser Män­gel ist die Bahn gezwun­gen auf den bereits im Ein­satz befind­li­chen zwei Dop­pel­zü­gen jeweils einen zwei­ten Trieb­fahr­zeug­füh­rer ein­zu­set­zen. Bis wei­te­re Fahr­zeu­ge in Betrieb gehen kön­nen, muss auf allen noch ein Soft­ware­up­date auf­ge­spielt wer­den, wor­an sich wei­te­re Schu­lun­gen für das Fahr­per­so­nal anschlie­ßen. Auch klei­ne­re Umbau­maß­nah­men sind noch erforderlich.

Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen ist ein Stu­fen­plan für den fahr­plan­mä­ßi­gen Ein­satz der neu­en Züge auf den Lini­en vor­ge­se­hen. Dem­nach sol­len bis Juni 2012 die bei­den Lini­en S1 (Bam­berg – Nürn­berg – Hart­manns­hof) sowie S3 (Nürn­berg – Neu­markt) suk­zes­si­ve auf den Betrieb mit den neu­en ET 442 umge­stellt wer­den. Bis Dezem­ber 2012 erfolgt danach die die Umstel­lung der S4 (Nürn­berg – Ansbach).

Eng­pass beseitigen

Ein wei­te­rer Vor­stoß zur Ver­bes­se­rung der Betriebs­qua­li­tät zielt dar­auf ab, die schon im Bau befind­li­chen S‑Bahn-Glei­se zwi­schen Fürth Haupt­bahn­hof und Fürth-Sta­deln vor­zei­tig nut­zen zu kön­nen. Die­se sind bis zu einer Ent­schei­dung über den wei­te­ren Ver­lauf der Strecke im Plan­fest­stel­lungs­ab­schnitt 16 (Fürth-Nord) noch ohne Anschluss an das übri­ge Schie­nen­netz. Wür­de ein sol­cher vor­ab als Pro­vi­so­ri­um ein­ge­rich­tet, könn­ten die Glei­se schon frü­her für den S‑Bahn-Betrieb genutzt wer­den. Der wesent­li­che Vor­teil die­ser Über­gangs­lö­sung bestün­de in der Ver­füg­bar­keit eines zusätz­li­chen Glei­ses im Bereich des Für­ther Haupt­bahn­hofs. Mit der bestehen­den Infra­struk­tur kann heu­te immer nur eine S‑Bahn den Haupt­bahn­hof durch­fah­ren. Dadurch kommt es im Ver­spä­tungs­fall zu erheb­li­chen Fol­ge­ver­spä­tun­gen auf der gesam­ten S1. Ein sol­cher Domi­no­ef­fekt lie­ße sich mit der Anbin­dung der neu­en Glei­se bedeu­tend redu­zie­ren, aller­dings erfor­dert die­se den auf­wän­di­gen Ein­bau so genann­ter Bau­wei­chen. Dafür gilt es nun eine Finan­zie­rungs­lö­sung zu fin­den, was nicht gera­de ein­fach ist. Denn nach Fer­tig­stel­lung der S‑Bahn-Linie zwi­schen Fürth und Erlan­gen wer­den die­se Wei­chen nicht mehr gebraucht und kei­ner der Betei­lig­ten ist der­zeit bereit, meh­re­re Mil­lio­nen Euro für das Pro­vi­so­ri­um auszugeben.

In der Zwi­schen­zeit hat sich der Vor­sit­zen­de des Zweck­ver­bands Ver­kehrs­ver­bund Groß­raum Nürn­berg (ZVGN) und Nürn­ber­ger Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Ulrich Maly mit einem Schrei­ben an das Baye­ri­sche Mini­ste­ri­um für Wirt­schaft, Infra­struk­tur, Ver­kehr und Tech­no­lo­gie gewandt, um im Inter­es­se der Fahr­gä­ste auf eine Lösung hinzuwirken.

Plan­fest­stel­lungs­be­schluss steht noch aus

Die Ent­schei­dung über den wei­te­ren Ver­lauf der S‑Bahn-Strecke im Plan­fest­stel­lungs­ab­schnitt 16 (Fürth-Nord, Ver­schwenk) steht der­zeit noch aus. Nach aktu­el­len Infor­ma­tio­nen der Anhö­rungs­be­hör­de bei der Regie­rung von Mit­tel­fran­ken kann das Anhö­rungs­ver­fah­ren erst dann abge­schlos­sen wer­den, wenn die ange­for­der­ten Stel­lung­nah­men von DB Pro­jekt­bau, dem Was­ser­wirt­schafts­amt und der höhe­ren Natur­schutz­be­hör­de vor­ge­legt wor­den sind. Aber selbst wenn die­se zeit­nah vor­ge­legt wer­den soll­ten, lässt sich nicht abschät­zen, wel­chen Zeit­raum im Anschluss das Eisen­bahn-Bun­des­amt für die Abfas­sung sei­ner Ent­schei­dung benö­ti­gen wird. Das bedeu­tet, dass der Zeit­plan zur Rea­li­sie­rung der Infra­struk­tur „Fürth Nord“ zu Beginn des Jah­res­fahr­plans 2016/17, der zuletzt im Arbeits­kreis S‑Bahn Nürn­berg kom­mu­ni­ziert wur­de, die opti­mi­stisch­te aller denk­ba­ren Vari­an­ten ist. Die­se geht davon aus, dass der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss im drit­ten Quar­tal 2012 erfol­gen wird. Gegen die­sen Beschluss wer­den auch Kla­gen erwar­tet, sodass der Beschluss vor­aus­sicht­lich erst im zwei­ten Halb­jahr 2013 Rechts­kraft erlan­gen wird. Der Bau­be­ginn wür­de dann im Jahr 2014 erfol­gen, die Inbe­trieb­nah­me zum Fahr­plan­wech­sel im Dezem­ber 2016.