Gedan­ken zum Aschermittwoch

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Zu den weit­ge­hend in Ver­ges­sen­heit gera­te­nen christ­li­chen Hand­lun­gen gehört die Beich­te, zu der man sich frü­her am Ascher­mitt­woch nach dem tol­len Trei­ben des Faschings auf­mach­te, denn an die­sem Tag zeich­ne­te der Geist­li­che den Büßern ein Aschen­kreuz aufs Haupt.

Die segens­rei­che, befrei­en­de Wir­kung der Beich­te erspü­re ich aus Käthe Koll­wit­zens Bild „nach­den­ken­de Frau“. Die Frau wirkt ver­krampft, ver­un­si­chert, fast ver­zwei­felt. Die Beich­te will uns hel­fen, über uns­re Sor­gen über Schuld, Ver­sa­gen offen zu reden, ohne den andern und vor allem uns sel­ber etwas vor­zu­ma­chen. In unse­rer gna­den­lo­sen Ego-Gesell­schaft zählt ja nur der Star­ke, der sich durch­setzt, sich nichts anmer­ken läßt – was für eine wahn­sin­ni­ge Über­for­de­rung! Wo blei­ben hier die Alten und Kran­ken, alle,die dem Lei­stungs­druck in Beruf, Sport und Part­ner­schaft nicht stand­hal­ten? Ich kann im Gebet alles zu Gott brin­gen, was mich drückt. Jeder Christ darf die Beich­te abneh­men darf sei­nem Mit­men­schen die Fro­he Bot­schaft zusprechen.

Wenn ich füh­le, daß Gott mir ver­gibt, kann ich mein Ver­sa­gen, mei­ne klei­nen und gro­ßen Feh­ler, offen ein­ge­ste­hen, kann mir selbst und dem andern ver­zei­hen. Nur so ist ein Neu­an­fang möglich.

Wie­viel leich­ter hät­ten unse­re Vor­fah­ren über ihre Rol­le im „Drit­ten Reich“ spre­chen kön­nen, hät­ten sie um den Segen der Beich­te gewusst, im Ver­trau­en dar­auf , daß Chri­stus die Schuld aller Men­schen gesühnt hat, die Schuld der Offi­zie­re, der Unter­neh­mer und der Büro­kra­ten, die Schuld der Anstif­ter und der Mit­läu­fer. Der Längs­bal­ken des Kreu­zes ver­bin­det uns mit Gott, der Quer­bal­ken mit den andern Men­schen, die genau­so wie wir in bewuß­te oder unbe­wuß­te, wil­lent­li­che und schick­sals­haf­te Schuld ver­strickt sind.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de