Neu­jahrs­ge­dan­ken

„Jesus, lass mich fröh­lich enden
dies ange­fang­ne Jahr.
Tra­ge stets mich auf den Händen,
ste­he bei mir in Gefahr.
Freu­dig will ich Dich umfassen,
wenn ich soll die Welt verlassen.“

Welch fröh­li­che, mit­rei­ßen­de Glau­bens­kraft strömt von die­sen schwung­vol­len Zei­len Johann Rists aus, mit denen das gern gesun­ge­ne evan­ge­li­sche Lied „Hilf, Herr Jesu, lass gelin­gen…“ (EG, Nr. 61) endet! Wie ganz anders klingt es da beim fran­zö­si­schen Athe­isten Albert Camus: Er ver­gleicht den Men­schen mit der Unglücks­ge­stalt des Sysi­phos aus der grie­chi­schen Sagen­welt. Der muss­te näm­lich immer wie­der einen schwe­ren Fels­block berg­auf rol­len und dann, wenn er fast den Gip­fel erreicht hat­te, roll­te der Fel­sen ins Tal hin­ab. So sinn­los, so mühe­voll ist unser Leben nach Camus.

Der „moder­ne“ Mensch frei­lich kann sich weder mit der über­sprü­hen­den Glau­bens­freu­de unse­res Lie­des noch mit dem Pes­si­mis­mus Camus‘ anfreun­den, son­dern will sein Lebens­elbst mei­stern oder man lässt sich ein­fach trei­ben; und hier liegt der Grund für die hohe Schei­dungs­ra­te in unse­rem Land, für das abscheu­li­che Phä­no­men des Mob­bing, dass die Leu­te Gott nicht mehr Gott sein las­sen, sich nicht mehr sei­ner Ord­nung unter­ord­nen, son­dern sich zum Göt­zen erhe­ben oder stumpf wer­den. Wir Chri­sten aber dür­fen gewiss sein und gera­de zu Beginn eines neu­en Jah­res dar­auf ver­trau­en, dass Gott die Zügel in Hän­den hält, dass wir eben nicht allein sind mit unse­ren Sor­gen und Wün­schen, mit unse­rer Ner­vo­si­tät und Unzu­frie­den­heit, unse­ren Krank­hei­ten, mit den Unglücks­fäl­len, den Kon­flik­ten in der Fami­lie wie am Arbeits­platz. Wer auf Gott ver­zich­ten zu kön­nen meint, der über­schätzt, über­for­dert sich selbst und sei­nen Partner.

Gott möch­te uns ja kei­nes­wegs sei­nen Wil­len auf­zwin­gen, will uns viel­mehr Spiel­re­geln schen­ken, Spiel­räu­me eröff­nen. Gott traut uns zu, dass wir unse­re Gaben ent­decken, unse­re Auf­ga­ben wahr­neh­men, dass wir ver­nünf­tig, fair die Zeit nüt­zen, die er uns zubilligt.