Sonn­tags­ge­dan­ken: Maria in luthe­ri­scher Sicht – Teil 3

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Ein Pro­blem rund um Maria sorgt aber regel­mä­ßig für Streit, für den Spott der ach so Auf­ge­klär­ten. Wie steht es denn um die Jung­frau­en­geburt? Angeb­lich glau­ben nur noch 10% der Deut­schen dar­an. Wir könn­ten die Jung­fräu­lich­keit Mari­ens sym­bo­lisch deu­ten: Maria ver­trau­te mit kind­li­cher Offen­heit, mit kind­li­cher Unbe­dingt­heit auf Gott. Wie ein Kind voll von sei­nen Eltern abhängt, sich ihnen ganz öff­net, so wand­te sich Maria Gott zu. In die­sem Sinn sol­len wir so emp­fäng­lich, so offen wie Maria den Hei­li­gen Geist in uns aufnehmen.

Wir kön­nen die Jung­fräu­lich­keit Mari­ens als Zei­chen dafür neh­men, dass alles an der Gna­de Got­tes gele­gen ist, dass er die Zügel in Hän­den hält, dass sein Han­deln die Gren­zen unse­res Ver­ste­hens sprengt. Die Jung­frau­en­geburt wäre dann ein klei­ner Vor­ge­schmack der Auf­er­ste­hung Jesu am Oster­mor­gen und wir dür­fen gewiss sein, dass Gott auch in unser Leben ein­greift, in unse­rem Leben Über­ra­schun­gen bereit hält, wenn wir sie nur sehen, nur anneh­men wollen.

Wir kön­nen die Jung­frau­en­geburt wört­lich neh­men: Gott ist an die Natur­ge­set­ze eben nicht gebun­den. Der Kreis­lauf von Wer­den und Ver­ge­hen, von Leben und Tod wird enden. Jeder Mensch, der gebo­ren wird, unter­liegt dem Pro­zess des Alterns, des lang­sa­men Ver­wel­kens, wenn ihn nicht ein jäher Tod hin­weg­rafft. Aber damit wird ein­mal Schluss sein: Es wird ein Tag kom­men, der nicht in die kal­te Fin­ster­nis der Nacht über­geht. Auf uns war­tet das „ewi­ge Leben“, das wir uns nicht so recht vor­stel­len kön­nen. Doch wir dür­fen gewiss sein, dass Krank­heit, Unglück und Streit nicht mehr sein wer­den. Mit der Geburt Jesu fing damals alles an, völ­lig unschein­bar, von der gro­ßen Welt­ge­schich­te völ­lig über­se­hen. Gott han­delt eben im Ver­bor­ge­nen, er ist kein Markt­schrei­er. Mit jedem Atem­zug aber nähert sich uns die­se gro­ße Freu­de, die unser Leben schon heu­te ver­wan­deln will. Dar­um lau­te das Mot­to des 4. Advent in der luthe­ri­schen Kir­che: „Die nahen­de Freude“.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de