Pres­se­mit­tei­lung des Bund Natur­schutz: Dormitz braucht kei­ne Ortsumfahrung!

Unter­schrif­ten­samm­lung für Ent­schleu­ni­gung der Haupt­stra­ße vorgelegt

Bei der sehr gut besuch­ten Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung der Bun­des Natur­schutz und des Bür­ger­fo­rums Dormitz „Braucht Dormitz die Umfah­rung wirk­lich? Alter­na­ti­ven sind mög­lich!“ am Diens­tag, 13. Dezem­ber 2011 for­der­ten die Refe­ren­tIn­nen eine Umge­stal­tung der Dormit­zer Haupt­stra­ße, um die Men­schen im Ort vor den Ver­kehrs­be­la­stun­gen bes­ser zu schüt­zen. Dazu wur­de eine Unter­schrif­ten­ak­ti­on gestar­tet. Eine Orts­um­fah­rung wäre nicht nötig und ange­sichts des Flä­chen­ver­brau­ches auch nicht verantwortbar.

Mit den Unter­schrif­ten­li­sten soll der der Gemein­de­rat auf­ge­for­dert wer­den, einen Antrag auf Umge­stal­tung der Staats­stra­ße beim Staat­li­chen Bau­amt Bam­berg zu stel­len. Mehr als die Hälf­te der Anwe­sen­den tru­gen sich bereits in die Unter­schrif­ten­li­ste ein. „Wir müs­sen jetzt han­deln, um Ver­än­de­run­gen an der Haupt­stra­ße zu bekom­men, denn auch nach dem Bau einer Umfah­rung wird wei­ter nen­nens­wer­ter Ver­kehr durch den Ort flie­ßen! Unter­schrif­ten­li­sten kön­nen auf der Home­page: www​.buer​ger​fo​rum​-dormitz​.de und www​.forch​heim​.bund​-natur​schutz​.de her­un­ter­ge­la­den wer­den. Bit­te unter­stüt­zen Sie uns!“, so Karin Weber vom Bürgerforum.

Bern­hard Birn­feld, Vor­sit­zen­der der BN-Orts­grup­pe Neun­kir­chen a.Br. und Umge­bung, ver­deut­lich­te anhand der Ergeb­nis­se der offi­zi­el­len Stra­ßen­ver­kehrs­zäh­lung 2010, dass die Ver­kehrs­stär­ke mit 9.404 Kfz täg­lich gegen­über dem Jahr 2005 um 4% bei PKW rück­läu­fig war, ähn­lich bei den LKW mit Hän­gern / Sat­tel­zü­gen, die ins­ge­samt nur um 90 Kfz zäh­len und damit weni­ger als 1% des Gesamt­ver­kehrs­auf­kom­men dar­stell­ten. „Die tat­säch­li­che Ver­kehrs­ent­wick­lung und die Wachs­tums­pro­gno­sen des Staat­li­chen Bau­amts stim­men über­haupt nicht über­ein“, so Birn­feld. Das Staat­li­che Bau­amt rech­net bei den Pla­nun­gen zur Orts­um­fah­rung mit ste­tig stei­gen­der Ver­kehrs­be­la­stung (Pro­gno­se für 2025 12.700 Kfz pro Tag). Dia­gram­me zur Ein­woh­ner­ent­wick­lung in Dormitz und im Dormit­zer Hin­ter­land zeig­ten, dass die Orte nicht mehr wach­sen und dies auch den Rück­gang beim Ver­kehrs­auf­kom­men erklä­ren kann.

Karin Weber vom Bür­ger­fo­rum Dormitz reflek­tier­te die Mög­lich­kei­ten zur Ent­schleu­ni­gung anhand Luft­bil­dern der heu­ti­gen Orts­durch­fahrt und zeig­te, wie die­se dort umge­setzt wer­den kön­nen. Die Dormit­zer Haupt­stra­ße muss siche­rer, ver­kehrs­be­ru­hig­ter und geräusch­är­mer wer­den, die Bela­stung der Anlie­ger ist der­zeit durch­aus hoch.

Eine Ver­bes­se­rung ist mit einer Her­ab­set­zung der Höchst­ge­schwin­dig­keit auf 40 km/​h, eine Ver­en­gung der Fahr­bahn­brei­te auf 6,50 m (bis­her 6,84 bis 9,52), beid­sei­tig mar­kier­te Rad­we­ge, das Anle­gen von Park­buch­ten und Grün­flä­chen (unter Ein­be­zie­hung der unge­nutz­ten Sei­ten­strei­fen), Fuß­gän­ger­am­peln an den Que­rungs­hil­fen, Flü­ster­asphalt ent­lang der gesam­ten Orts­durch­fahrt zu errei­chen. Damit erhiel­ten alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger mehr Lebens­qua­li­tät. Die staat­li­chen Richt­li­ni­en sähen bei einem maxi­ma­len stünd­li­chen Ver­kehr von 1.500 Kfz/​Stunde in Spit­zen­zei­ten ledig­lich eine Fahr­bahn­brei­te von 6,50 m vor, in Dormitz liegt die Spit­zen­be­la­stung der­zeit gera­de ein­mal bei 1.000 KFZ/​Stunde.

An der ein­stün­di­gen Dis­kus­si­on unter Mode­ra­ti­on von Ulrich Buch­holz, Vor­stand der BN Kreis­grup­pe Forch­heim, betei­lig­ten sich etli­che der ca. 60 anwe­sen­den Per­so­nen engagiert.

Gemein­de­rä­tin Karin Weber gab einen kur­zen Über­blick über den Stand der Umfah­rung und brach­te zum Aus­druck, dass der Mensch vor allem drei Din­ge benö­tigt: Sau­be­re Luft zum Atmen, Fri­sches Was­ser zum Trin­ken und Land, das uns ernährt.

Tom Konop­ka, der Regio­nal­re­fe­rent des BN mach­te dar­auf auf­merk­sam, dass der Nach­hall aus den Jah­ren des Wirt­schafts­wun­ders, die Bau­in­du­strie als Kon­junk­tur­in­di­ka­tor zu wer­ten, noch immer wirkt und heu­te aber auf Kosten der nicht ver­mehr­ba­ren land­wirt­schaft­li­chen Flä­che geht. Der Drang der Poli­tik, immer wei­ter neue Stra­ßen bau­en zu wol­len, hän­ge mit der För­de­rung der Bau­in­du­strie unmit­tel­bar zusam­men. Ein Umden­ken sei ange­sichts des Kli­ma­wan­dels, des unge­lö­sten Pro­blems Flä­chen­ver­brauch und dem Ver­lust von immer mehr Pflan­zen- und Tier­ar­ten drin­gend erforderlich!

Doch noch geschä­he dies unbe­küm­mert und trotz der Erkennt­nis, dass sol­che Bau­wer­ke, auf­grund der demo­gra­phi­schen Ent­wick­lung mor­gen nie­mand mehr unter­hal­ten, noch bezah­len kann. Dormitz wol­le mit der Umfah­rung eine Flä­che von über 15 Hekt­ar der Land­wirt­schaft entziehen.

20,8 Hekt­ar Flä­che wer­den durch Sied­lung und Infra­struk­tur in Bay­ern täg­lich über­baut, das ent­spricht alle 17 Tage einer Flä­che so groß wie Nürn­berg – und dies trotz der Ver­pflich­tung des Frei­staats aus der Baye­ri­schen Ver­fas­sung mit Flä­che spar­sam umzugehen.

Ein Dormit­zer Land­wirt, Anwoh­ner an der Haup­stra­ße, unter­strich, dass er der Boden­nut­zung zur Nah­rungs­mit­tel­ver­sor­gung gegen­über dem Stra­ßen­bau alle­mal den Vor­rang einräume.

Klar wur­de auch, dass die­se Umset­zung umge­hend rea­li­siert wer­den muss, sol­len die Anlie­ger kosten­frei blei­ben. Denn nach einem Bau der Orts­um­fah­rung wür­de die Haupt­stra­ße zur Ortsstraße.