„Inte­gra Mensch“ inte­grier­te behin­der­te Mit­ar­bei­ter im Berufsleben

posi­ti­ve Erfah­run­gen in Alten­heim und Kin­der­gar­ten des Erz­bis­tums Bamberg

Simone Böhnlein

Simo­ne Böhnlein

(bbk) Simo­ne Böhn­lein stürmt auf mich zu und heißt mich herz­lich im Cari­tas Alten- und Pfle­ge­heim St. Wal­bur­ga will­kom­men. Sie bit­tet ohne Umschwei­fe zur Sache zu kom­men, denn „das Mit­tag­essen muss aus­ge­teilt wer­den. Viel Zeit habe ich nicht“, sagt die 29-Jäh­ri­ge, die seit sechs Jah­ren als inte­gra­ti­ve Mit­ar­bei­te­rin im Bam­ber­ger Wal­bur­gis­heim tätig ist.

Den Spruch aus der Wer­bung „geht nicht – gibt´s nicht“, den habe Simo­ne Böhn­lein im wahr­sten Sin­ne des Wor­tes umge­setzt, berich­tet Kuno Eich­ner, der Lei­ter von Inte­gra Mensch der Bam­ber­ger Lebens­hil­fe-Werk­stät­ten. „Inte­gra Mensch ist ein Pro­jekt, das zum Ziel hat, behin­der­te Men­schen im nor­ma­len Arbeits­all­tag so gut wie mög­lich zu inte­grie­ren“, erläu­tert Eichner.

„Simo­ne Böhn­lein war unse­re Pio­nie­rin“, erzählt Eich­ner. Vor über sechs Jah­ren kam sie fast täg­lich in mei­nem Büro vor­bei und frag­te, ob sie in der Pfle­ge arbei­ten kann.“ Mit dem Lei­ter des Pfle­ge­heims St. Wal­bur­ga, Rudolf Rein­wald, habe sich schließ­lich ein Part­ner gefun­den, der trotz der damals bestehen­den Geset­zes­lücke sich bereit erklärt hat­te, die­ses Pro­jekt zu unter­stüt­zen. „Inzwi­schen ist die Beschäf­ti­gung von behin­der­ten Men­schen im regu­lä­ren Berufs­all­tag sogar im Sozi­al­ge­setz­buch gere­gelt“, erklärt Eichner.

Auch Bam­bergs Erz­bi­schof Lud­wig Schick hält es für unab­ding­bar, dass sich Men­schen mit und ohne Behin­de­run­gen auf Augen­hö­he begeg­nen wür­den. „Ich fin­de es not­wen­dig, dass Men­schen mit Behin­de­rung in nor­ma­le Arbeits­ab­läu­fe hin­ein­kom­men, mit ande­ren zusam­men­ar­bei­ten und das Leben tei­len kön­nen.“ Die kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen lei­ste­ten hier einen wich­ti­gen gesell­schaft­li­chen Dienst, sag­te der Bam­ber­ger Oberhirte.

Dana Stemm­le genießt die­se Teil­ha­be am regu­lä­ren Arbeits­le­ben. Die 25-Jäh­ri­ge sitzt im Kin­der­gar­ten St. Eli­sa­beth in Bam­berg auf der Couch und liest Johan­nes, Emma und Sarah vor. Die Drei­jäh­ri­gen haben kei­ner­lei Berüh­rungs­äng­ste. Sie lau­schen ger­ne den Geschich­ten. „Dana kann gut vor­le­sen, lobt Sabi­ne Preiß­in­ger, die Grup­pen­er­zie­he­rin und Patin von Dana, die bereits im fünf­ten Jahr nun im Kin­der­gar­ten mit­ar­bei­tet. Regel­mä­ßig wer­de mit Dana Stemm­le ein Plan erstellt, damit sie sich auch wei­ter­ent­wickeln kann.

Zunächst, so erläu­tert Preiß­in­ger, stell­te sich die Fra­ge, wie sich eine inte­gra­ti­ve Mit­ar­bei­te­rin in den Kin­der­gar­ten­be­trieb ein­bin­den las­se. „Mit inte­gra­ti­ven Kin­dern hat­ten wir ja bereits unse­re Erfah­run­gen“. So gese­hen sei dies zunächst ein Pro­jekt gewe­sen, das sich schließ­lich zur Dau­er­ein­rich­tung ent­wickelt habe. „Am lieb­sten gehe ich mit den Kin­dern in den Wald und Lager zu bau­en oder im Matsch zu spie­len“, erzählt Dana Stemmle.

Doch auch vie­le ande­re Auf­ga­ben, wie Obst­sa­lat schnei­den, beten oder Geträn­ke aus­tei­len über­nimmt die 25-Jäh­ri­ge an ins­ge­samt 30 Wochen­stun­den. „Von den Eltern und von den Kin­dern ist Dana voll akzep­tiert“, erzählt Grup­pen­er­zie­he­rin Sabi­ne Preißinger.

Äußerst posi­tiv bewer­tet auch Pfle­ge­dienst­lei­ste­rin Ingrid Schim­mel die Mit­ar­beit von Simo­ne Böhn­lein im Alten- und Pfle­ge­heim St. Wal­bur­ga. „Simo­ne infor­miert mich jeden Tag, über das was sie macht.“ Als Patin küm­me­re sie sich zudem um die Sor­gen und Nöte von Simo­ne. Sie sei aber auch Ansprech­part­ne­rin für Inte­gra Mensch von den Lebens­hil­fe-Werk­stät­ten. Zu allen Mit­ar­bei­tern habe sie ein kol­le­gia­les Ver­hält­nis. „Wir sind froh und glück­lich, dass wir Simo­ne zusätz­lich haben“, betont Pfle­ge­dienst­lei­te­rin Schimmel.

Der Tag für Simo­ne Böhn­lein beginnt in aller Regel schon in den frü­hen Mor­gen­stun­den. Von mon­tags bis frei­tags steht sie pünkt­lich um 6.45 Uhr auf der Mat­te, um dann den Senio­ren den Kaf­fee zu machen und das Früh­stück zu rich­ten. Im Lau­fe des Vor­mit­tags küm­mert sich dann Simo­ne Böhn­lein auch dar­um, dass die Bewoh­ner des Alten- und Pfle­ge­heims auch aus­rei­chend zu trin­ken bekommen.

Die Begei­ste­rung ist der 29-Jäh­ri­gen anzu­mer­ken. „Ich mache mei­ne Arbeit mit Herz und die Bewoh­ner mer­ken dies auch“, erzählt Böhn­lein über ihre Arbeit. Und auch am Sams­tag hilft sie oft frei­wil­lig mit. Da bleibt Pfle­ge­dienst­lei­te­rin Schim­mel nur noch fest­zu­stel­len: „Das Inte­gra­ti­ons­pro­jekt hat gegriffen.“