Erz­bi­schof Schick: Chri­sten sind in Paki­stan „Bür­ger zwei­ter Klasse“

Erz­bi­schof Dr. Lud­wig Schick, Vor­sit­zen­der der Kom­mis­si­on Welt­kir­che der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, hat die Dis­kri­mi­nie­rung von Chri­sten in Paki­stan kri­ti­siert. „Chri­sten sind dort im All­tag viel­fäl­ti­gen Dis­kri­mi­nie­run­gen und Benach­tei­li­gun­gen aus­ge­setzt. Sie füh­len sich zu Recht als Bür­ger zwei­ter Klas­se, denn vie­le der Benach­tei­li­gun­gen sind in der Isla­mi­schen Repu­blik Paki­stan gesetz­lich ver­an­kert“, beton­te Schick am Don­ners­tag in Ber­lin bei der Vor­stel­lung des neu­en Infor­ma­ti­ons­hef­tes der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz „Soli­da­ri­tät mit ver­folg­ten und bedräng­ten Chri­sten in unse­rer Zeit – Paki­stan“. So könn­ten z.B. nur Mus­li­me Rich­ter wer­den und „die Aus­sa­ge eines Chri­sten hat vor Gericht schon for­mal weni­ger Gewicht als die eines mus­li­mi­schen Bür­gers“. Von den rund 169 Mil­lio­nen Ein­woh­nern Paki­stans sind mehr als 96 Pro­zent Mus­li­me. 1,7 Pro­zent beken­nen sich zum christ­li­chen Glau­ben. Die all­ge­mei­ne Benach­tei­li­gung tref­fe dabei nicht allein Chri­sten in Paki­stan, sag­te Erz­bi­schof Schick. „Hin­dus, Bud­dhi­sten und ande­re reli­giö­se Min­der­hei­ten sind von der reli­giö­sen Into­le­ranz und Gewalt eben­so betrof­fen, wie man­che isla­mi­sche Grup­pe, die nicht zur Haupt­strö­mung des Islam in Paki­stan gehört“, so Schick.

Gleich­zei­tig beton­te der Bischof, dass Chri­sten in Paki­stan „in wei­ten Tei­len des Lan­des unbe­hel­ligt leben und arbei­ten kön­nen“. Auch sei es Chri­sten weit­ge­hend über­all erlaubt, Got­tes­dienst in ihren Kir­chen zu fei­ern. „Aller­dings leben die Chri­sten – wie alle reli­giö­sen Min­der­hei­ten – in einer stän­di­gen Rechts­un­si­cher­heit und in der Angst vor Über­grif­fen und Beschuldigungen.“

Prä­lat Dr. Klaus Krä­mer, Prä­si­dent des Inter­na­tio­na­len Katho­li­schen Mis­si­ons­werks mis­sio in Aachen, bezeich­ne­te das in Paki­stan gel­ten­de Blas­phe­mie-Gesetz als „das größ­te Pro­blem für die Chri­sten“. Nach die­sem Gesetz kann die Schän­dung des Koran mit lebens­lan­ger Haft, die Ver­wen­dung von abfäl­li­gen Anmer­kun­gen in Bezug auf den Pro­phe­ten Moham­med mit dem Tod oder lebens­lan­ger Haft und einer Geld­stra­fe bestraft wer­den. Das Per­fi­de sei, so Krä­mer, dass „in zahl­rei­chen Fäl­len, in denen die­se Vor­schrif­ten ange­wandt wor­den sind, über­haupt kei­ne ent­spre­chen­den kon­kre­ten Hand­lun­gen gege­ben waren.“ Die Lage ver­schär­fe sich zusätz­lich auf­grund des all­ge­mei­nen Kli­mas, das von isla­mi­schen Fun­da­men­ta­li­sten bestimmt wer­de. „Es ist klar, dass wir uns vor die­sem Hin­ter­grund natür­lich stän­dig Sor­gen um unse­re Part­ner machen. Ins­be­son­de­re um die, die sol­chen Anschul­di­gun­gen schutz­los aus­ge­setzt sind: Zual­ler­erst Min­der­jäh­ri­ge, Analpha­be­ten, Unge­bil­de­te – eben all jene, die nicht stän­dig im Blick haben, wel­che Fol­gen ihre Aus­sa­gen haben könnten.“

Bischof Seba­sti­an Fran­cis Shaw, Apo­sto­li­scher Admi­ni­stra­tor der Erz­diö­ze­se Laho­re in Paki­stan, sag­te: „Die Reli­gi­on hat in Paki­stan gro­ße Macht über die Men­schen. Die Pre­di­ger in den Moscheen gel­ten vie­len als ulti­ma­ti­ve Instan­zen. Ihnen wider­spricht man nicht. “ Er for­der­te des­halb die paki­sta­ni­sche Regie­rung dazu auf, die Ima­me stär­ker unter eine behörd­li­che Auf­sicht zu stel­len. Pre­di­ger, die zur Gewalt gegen Min­der­hei­ten auf­rie­fen, müss­ten nach den gel­ten­den Geset­zen zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den. Außer­dem müs­se die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft, den Druck auf die Regie­rung Paki­stans erhö­hen, um den reli­giö­sen Min­der­hei­ten zu mehr Gleich­be­rech­ti­gung zu ver­hel­fen. „Dis­kri­mi­nie­ren­de Geset­ze und Vor­schrif­ten müs­sen refor­miert wer­den“, sag­te Shaw. Nur so kön­ne die Har­mo­nie zwi­schen den Reli­gio­nen in Paki­stan geför­dert werden.

Erz­bi­schof Schick, Bischof Shaw und mis­sio-Prä­si­dent Krä­mer infor­mier­ten bei einem par­la­men­ta­ri­schen Gespräch in der Katho­li­schen Aka­de­mie in Ber­lin auch Ver­tre­ter von Bun­des­re­gie­rung und Bun­des­tag über die Situa­ti­on in Pakistan.