SPD-Bezirks­ver­band Ober­fran­ken: Unver­ant­wort­li­che Atom­po­li­tik in Tschechien

Der geplan­te Aus­bau des Kern­kraft­werks in Teme­lin stößt auch nach der Ankün­di­gung des tsche­chi­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Petr Necas, das Ver­fah­ren trans­pa­ren­ter zu gestal­ten, bei der ober­frän­ki­schen SPD nach wie vor auf gro­ße Kri­tik und Sor­ge. „Die­se Ankün­di­gung ist nur als klei­ner Schritt zu bewer­ten“, meint die SPD-Bezirks­chefin Anet­te Kram­me. Anlass zur Freu­de, wie sie der baye­ri­sche Mini­ster­prä­si­dent Horst See­ho­fer kund­ge­tan hat, sei jedoch kei­nes­wegs gege­ben. Denn Tsche­chi­en trei­be die Aus­bau­plä­ne schließ­lich wei­ter voran.

„Der Bau von zwei neu­en Reak­tor­blöcken in Teme­lin ist schlicht und ergrei­fend nicht hin­nehm­bar“, wird Kram­me deut­lich. In Deutsch­land sol­len nun end­lich die Atom­kraft­wer­ke nach und nach abge­schal­tet wer­den. Da sei es voll­kom­men absurd, wenn in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft eine neue Gefah­ren­quel­le ent­stün­de. Die Land­krei­se Wun­sie­del und Hof befin­den sich immer­hin noch in der 200 Mei­len-Zone des Kern­kraft­werks Teme­lin. „Atom­kraft­wer­ke sind nicht sicher. Das bewei­sen die Vor­fäl­le in Japan lei­der ein­drucks­voll. Und auch Teme­lin ist stör­an­fäl­lig. Erst vor weni­gen Wochen gab es wie­der einen Zwischenfall.“

Die Erwei­te­rung des Kraft­werks in Teme­lin wer­de sehr stark von der Hoff­nung getra­gen, dass der pro­du­zier­te Strom ins­be­son­de­re nach Deutsch­land expor­tiert wer­den kön­ne, weiß Ulrich Schar­fen­berg, stell­ver­tre­ten­der SPD-Bezirks­vor­sit­zen­der und Umwelt­ex­per­te. „Die Zah­len des Sta­ti­sti­schen Bun­des­amts spre­chen eine ande­re Spra­che: Der Strom­im­port aus Tsche­chi­en ist in die­sem Jahr (Zeit­raum Janu­ar bis Sep­tem­ber) im Ver­gleich zum Jahr 2010 um 7 % zurück­ge­gan­gen. Gleich­zei­tig hat sich der Export dort­hin mehr als ver­dop­pelt. Und das, obwohl Deutsch­land nach der Reak­tor­ka­ta­stro­phe und den Beschlüs­sen zur Ener­gie­wen­de eine gan­ze Rei­he von Kern­kraft­wer­ken abge­schal­tet hat.“

Scharf kri­ti­siert die ober­frän­ki­sche SPD den baye­ri­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Horst See­ho­fer, der auch in Tsche­chi­en wei­ter­hin für die deut­sche Atom­in­du­strie wirbt, anstatt den Atom­aus­stieg euro­pa­weit vor­an zu brin­gen. „Zu Hau­se für die Ener­gie­wen­de zu sein und im Aus­land für die Atom­in­du­strie zu wer­ben ist ein schein­hei­li­ges Spiel“, so Ulrich Schar­fen­berg. Gefor­dert wird von der ober­frän­ki­schen Genos­sen zudem, dass auf Bun­des­ebe­ne end­lich Schluss mit den Her­mes­bürg­schaf­ten für neu zu errich­ten­de Atom­kraft­wer­ke sei. „Deut­sche Steu­er­gel­der dür­fen aus Sicht der SPD Ober­fran­ken nicht zur Kre­dit­si­che­rung für aus­län­di­sche AKWs ver­wen­det wer­den“, erläu­tert Anet­te Kramme.

Die ober­frän­ki­sche SPD wer­de den Aus­bau der Atom­kraft in Tsche­chi­en nicht akzep­tie­ren und bei aller Ach­tung der Sou­ve­rä­ni­tät und der guten nach­bar­schaft­li­chen Bezie­hun­gen zu Tsche­chi­en mit Vehe­menz dage­gen vorgehen.