65. Baye­ri­scher Heil­bä­der­tag: „Kas­sen ver­ur­sa­chen Zwei-Klassen-Medizin!“

Klaus Holetschek

Klaus Holet­schek

Beim 65. Baye­ri­schen Heil­bä­der­tag in Bad Winds­heim mach­te Klaus Holet­schek, 1. Vor­sit­zen­der des Baye­ri­schen Heil­bä­der-Ver­band e.V., deut­lich, dass die aktu­el­le Geneh­mi­gungs­po­li­tik der Kran­ken­kas­sen für ambu­lan­te Kuren in deut-schen und baye­ri­schen Kur­or­ten und Heil­bä­dern nicht hin­zu­neh­men ist.

Der Baye­ri­sche Heil­bä­der­tag fand am 14. und 15. Novem­ber in Bad Winds­heim statt. Dies nahm Klaus Holet­schek, 1. Vor­sit­zen­der des BHV, zum Anlass, nicht mit deut­li­chen Wor­ten zu spa­ren. So wer­den von den Kran­ken­kas­sen aktiv Kuren im Aus­land bewor­ben. Es kön­ne nicht sein, dass auf die­se Wei­se deut­sche Kran­ken­kas­sen­bei­trä­ge ins Aus­land abflös­sen, wo doch vor allem auch in Bay­ern erst­klas­si­ge medi­zi­ni­sche Qua­li­tät gebo­ten wer­de. Holet­schek: „Das las­sen wir uns nicht bie­ten!“ Wenn zudem von einst (1996) 900.000 bezu­schuss­ten ambu­lan­ten Kuren heu­te nur noch rund 65.000 von den Kas­sen geneh­migt wer­den, dann bedeu­tet dies eine Aus­gren­zung sozi­al Schwa­cher von die­ser im Sozi­al­ge­setz­buch ver­an­ker­ten Lei­stung. „Hier wird Zwei-Klas­sen-Medi­zin mal offen­sicht­lich“, so Holetschek.

Die Dra­ma­tik des von Holet­schek ange­spro­che­nen Struk­tur­wan­dels unter­strich Sig­rid Ayas­se von der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung West­fa­len-Lip­pe. Sie wies wei­ter dar­auf hin, dass bei die­sen dra­ma­ti­schen Zah­len die Kur u.a. wegen der gleich­zei­tig sin­ken­den Zah­len von Bade­ärz­ten auch ein­mal grund­sätz­lich in Fra­ge steht und Gefahr droht, dass die­ses wich­ti­ge Mit­tel zur Prä­ven­ti­on und Gesund­heits­för­de­rung kei­ne Rol­le mehr spielt bzw. sich nur mehr von wohl­ha­ben­de­ren Selbst­zah­lern gelei­stet wer­den kann. Die­se sozia­le Ungleich­heit gel­te es zu vermeiden.

Neben medi­zi­nisch-sozia­len Aspek­ten sei auch die gro­ße wirt­schaft­li­che Be-deu­tung der Kur­or­te- und Heil­bä­der her­aus­zu­stel­len. „Wir kön­nen selbst­be­wusst sein, denn wir wis­sen was wir lei­sten“, so Holet­schek. So sind die Heil­bä­der und Kur­or­te nicht nur für den Gesund­heits­stand­ort Bay­ern, son­dern auch im Tou­ris­mus von Bedeu­tung. Rund 30% aller Über­nach­tun­gen in Bay­ern fin­den in den Heil­bä­dern und Kur­or­ten statt. Wie Dr. Bern­hard Har­rer vom dwif e.V. in der Prä­sen­ta­ti­on sei­ner Stu­die her­vor­hebt, bedeu­tet dies 65 Mil­lio­nen tou­ri­sti­sche Auf­ent­halts­ta­ge und 3,689 Mil­li­ar­den Euro Brut­to­um­satz sowie rund 100.000 Arbeits­plät­ze. Zudem pro­fi­tie­ren von die­sem tou­ri­sti­schen Umsatz zahl­rei­che wei­te­re Bran­chen, also neben Hotels und Gastro­no­mie auch deren Zulie­fe­rer und vie­le Dienst­lei­ster. Der Tou­ris­mus in den Heil­bä­dern führt zudem zu einem direk­ten Ein­kom­mens­ef­fekt von 1,9 Mil­li­ar­den Euro – die­ser blei­be in der jewei­li­gen Regi­on und stär­ke damit in beson­de­rer Wei­se den länd­li­chen Raum, wo ja alle Heil­bä­der und Kur­or­te ver­an­kert sind. Über 400 Mil­lio­nen Euro an Steu­er­ein­nah­men hier­aus kann sich der Baye­ri­sche Finanz­mi­ni­ster freuen.

Der BHV for­dert bei der Bewäl­ti­gung des struk­tu­rel­len Wan­dels zusätz­li­che Unter­stüt­zung von der Poli­tik: die zustän­di­gen baye­ri­schen Mini­ste­ri­en für Gesund­heit, sowie Wirt­schaft sieht er hier als Ver­bün­de­te. Von der Bun­des­po­li­tik erwar­tet der Ver­band ver­läss­li­che Pla­nungs­si­cher­heit und effek­ti­ve Rah­men­ge­set­ze, die den The­men Prä­ven­ti­on und Inno­va­ti­on die Rele­vanz zukom­men las­sen, die sie not­wen­di­ger­wei­se ver­die­nen. Die Kur ist dabei zen­tra­les Element.