Sonntagsgedanken: Gedanken zum Reformationstag am 31. Oktober

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

An diesem Tag im Jahre 1517 schlug Martin Luther, damals noch Mönch, seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg, um eine innerkirchliche Diskussion anzustoßen. Er wollte die Kirche zum wahren Evangelium zurückführen, aber keineswegs spalten. Ganz gegen seinen Willen wurde er, vom Papst aus der Kirche ausgestoßen, vom Kaiser geächtet, zum Begründer einer neuen Konfession.

Leider spaltete sich auch die reformatorische Bewegung in drei große Gruppen: Für Martin Luther vermitteln die Sakramente von Taufe und Abendmahl das ewige Heil, d. h. wer getauft ist, darf sich gerade in schweren Stunden darauf verlassen, dass er zu Jesus Christus gehört, mit dem wir im Abendmahl leiblich Gemeinschaft haben, ob wir nun arm oder reich sind, gesund oder krank. Ddie reformierten Protestanten, die sich auf Ulrich Zwingli und Jean Calvin berufen, legen traditionell größeren Wert auf Disziplin und Fleiß. Doch feiern die beiden Konfessionen heute manchmal gemeinsam Gottesdienste.

Die dritte Strömung innerhalb des protestantischen Lagers lehnte die Taufe der Kinder ab, die sich ja nicht bewusst für Christus entscheiden können, und lebt heute in den baptistischen Gemeinden fort.

Auch die Pfingstkirchen, die man vor allem in Südamerika und Afrika findet, gehören zu dieser dritten Gruppe. Hier betont man die persönliche Erfahrung des Heiligen Geistes bis hin zur Extase. Ihre Gottesdienste sind sehr lebendig, mitreißend, aber auch unkritisch.

Luther hatte ebenso wie seine reformierten Kollegen die Glaubensgerechtigkeit wiederentdeckt, die Paulus im Römerbrief formulierte: Wer auf Christus vertraut, den führt der HERR am Ende der Zeiten in Gottes neue Welt. Es geht also nicht darum, alle möglichen Gebote streng zu erfüllen, das Alte Testament zählt 613, die ein frommer Jude alle mit gleicher Genauigkeit einzuhalten hat, auch nicht darum, der obersten Kirchenleitung absolut zu gehorchen, sondern auf Christus zu vertrauen und dann in aller Freiheit, mit allem Ernst das Gute zu tun. Was das genau heißt, kann und muss jeder Christ selbst entscheiden. Das ist die Freiheit, aber auch die Last eines Christen.

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de