Neue Perspektiven für die Städtische Musikschule in Bamberg

Umzug in die Propstei von St. Getreu soll Raumnot lösen

Umzug in die Propstei?

Umzug in die Propstei?

Die Städtische Musikschule Bamberg leidet seit Jahren an Raumnot. Oberbürgermeister Andreas Starke und Bürgermeister Werner Hipelius wollen der Musikschule nun eine neue Heimat verschaffen. Seit Gründung als Singschule im Jahr 1949 ist diese wichtige städtische Bildungseinrichtung mit Verwaltungsräumen und aktuell acht Unterrichtsräumen beengt in der Gangolfschule untergebracht. Nun scheint mit der sanierungsbedürftigen ehemaligen Propstei St. Getreu, die derzeit teilweise von Sozialstiftung und Universität genutzt wird, eine neue Räumlichkeit gefunden worden zu sein. Für die Sanierung und Ertüchtigung des Gebäudes stehen hohe Fördergelder aus dem Investitionsprogramm für Nationale Unesco Welterbestätten (INUW) zur Verfügung. Eine Realisierung könnte bereits zum Schuljahr 2013/2014 erfolgen.

Schulleiter Martin Erzfeld, Fördervereinsvorsitzender Werner Rupp sowie Oberbürgermeister Andreas Starke und Kulturreferent Werner Hipelius wollen gemeinsam die Realisierung am neuen Standort vorantreiben. Die ehemalige Propstei St. Getreu bietet „alle Möglichkeiten für eine moderne, leistungsfähige Musikschule mit den erforderlichen Räumen für den Musikunterricht, den notwendigen Nebenräumen wie Lehrerzimmer, ausreichende Lagerräume für Instrumente, Noten und Material, ein Archiv und Platz für eine Cafeteria für wartende Schüler und Eltern,“ so Oberbürgermeister Starke.

Bei einer Besichtigung unter der Leitung des Finanzreferenten Bertram Felix wurde deutlich, dass sich zudem „die gesamte Anlage einschließlich des Festsaales, des Gartens und der St. Getreu-Kirche, deren Nutzung für geistliche Konzerte in Aussicht gestellt wurde, nach Sanierung und Umbau als Hauptsitz der Städtischen Musikschule hervorragend eignen würde,“ sagte Bürgermeister Hipelius. Nach Angaben des Immobilienmanagements stehen im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss jeweils ca 388 qm Fläche zur Verfügung, im Untergeschoss und im 2. Obergeschoss je ca. 348 qm. Der Festsaal (ca. 115 qm) befindet sich in einem separaten Gebäude.

Ein weiterer Vorteil wäre die Nähe zu den umliegenden Schulen (Montessorischule, Domschule, Kaulbergschule, Martinschule, Kaiser-Heinrich-Gymnasium und musisches E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium), da hier schon zum Teil intensive Kontakte bestehen und auch eine große Zahl von Schülerinnen und Schülern dieser Schulen die Musikschule besuchen. Erreichbar ist das Gebäude durch die Buslinie 910.

Die Stadtspitze wird den Vorschlag am 27.10.2011 im Kultursenat öffentlich präsentieren.

Information zur Geschichte der ehemaligen Propstei von St. Getreu:

Die Geschichte der ehemaligen Benediktinerpropstei des Klosters Michelsberg in Bamberg reicht bis das das Jahr 1124 zurück, als sie von Bischof Otto d. Heiligen gestiftet wurde. Unter Abt Anselm Geisendorfer (1724 – 1740/43) entstand das heutige Propsteigebäude östlich der Kirche. Vermutlich initiiert von Justus Heinrich von Dientzenhofer erfolgte Mitte des 18. Jahrhunderts eine beidseitige Verlängerung des Gebäudes um je drei Achsen. Die nördlich des Propsteigebäudes gelegene ehemalige Dampfwäscherei mit Festsaal entstand erst 1907/08. Nach der Säkularisation wurde das Anwesen mit Gebäuden und Gärten als Heil- und Pflegeanstalt genutzt.

Zur Städtischen Musikschule Bamberg:

Mit Gründung der städtischen Singschule im Jahr 1949 wurde in den Klassenzimmern der Bamberger Grundschulen am Nachmittag Singklassenunterricht angeboten. Die Hauptstelle und die Zentrale des Singschulwerkes Oberfranken sowie ein kleines Sekretariat und das Direktorat wurden in der zentral gelegenen Gangolfschule untergebracht. 1952 wurde erstmals auch Instrumentalunterricht angeboten, der in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut wurde. Mit der Umbenennung der Singschule in „Städtische Musikschule Bamberg“ wurde dieser Entwicklung und dem weitgehenden Rückgang der Singklassen Rechnung getragen. Die grundlegende Veränderung der Unterrichtsstruktur weg von großen Gruppen (Singklassen) hin zu differenziertem und individuell ausgerichtetem Unterricht in Kleingruppen oder gar als Einzelunterricht erfordert eine Vielzahl von Unterrichtsräumen, die zwar von den Bamberger Schulen zur Verfügung gestellt wurden und werden, oft aber nicht den Anforderungen entsprechen, die ein moderner und effektiver Musikunterricht erfordert.

Dieser Mangel an geeigneten Räumlichkeiten, die Doppelnutzung mit den jeweiligen Schulen, Ausweitung von Nachmittagsunterricht und Mittagsbetreuung an den Schulen bzw. die Einführung und Weiterführung des Ganztagsunterrichts an der Gangolfschule haben die Arbeitsbedingungen der Schüler und Lehrkräfte in den vergangenen Jahren weiter erheblich verschlechtert. So können Unterrichtsräume teilweise erst nach 15:00 Uhr belegt werden, was die Verlegung des Musikunterrichts oft bis in den späten Abend bedeutet und gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler nicht zumutbar ist. Zudem müssen Lehrkräfte während eines Unterrichtstages nicht nur die Räumlichkeiten, sondern sogar die Schule wechseln.