Bay­reu­ther Behin­der­ten­bei­rat setzt auf Barrierefreiheit

Der Behin­der­ten­bei­rat der Stadt Bay­reuth ist die­ser Tage zu einer ersten Sit­zung unter Lei­tung sei­nes neu­en Vor­sit­zen­den Rein­hold Rich­ter von der Selbst­hil­fe­grup­pe Jun­ge Apha­s­iker im Neu­en Rat­hau­ses zusammengekommen.

Rein­hold Rich­ter ist nach einem Arbeits­un­fall, der ein Schä­del­hirn­trau­ma ver­ur­sacht, selbst von Apha­sie betrof­fen. Unter Apha­sie ver­steht man eine Sprach­stö­rung. Rich­ter stell­te sich dem Gre­mi­um vor und beschrieb das Unver­ständ­nis und die Unwis­sen­heit vie­ler Mit­men­schen, gera­de bei die­ser Form der Behin­de­rung, die oft auch mit einer gei­sti­gen Behin­de­rung gleich­ge­setzt wer­de. Dar­über hin­aus stell­te er die neue Sat­zung des Behin­der­ten­bei­ra­tes vor. Die vom Stadt­rat jüngst beschlos­se­ne Ände­rung, wonach der Vor­sit­zen­de des Behin­der­ten­bei­rats weder dem Stadt­rat oder Bezirks­tag noch einer ande­ren Volks­ver­tre­tung ange­hö­ren darf, wur­de von ihm noch­mals im Gre­mi­um ange­spro­chen. Rich­ter ver­deut­lich­te, dass sich der Behin­der­ten­bei­rat bewusst als Gre­mi­um von Bür­gern und Betrof­fe­nen ver­ste­he. Dies zei­ge sich auch an der Wahl der bis­he­ri­gen Vor­sit­zen­den, die sowohl mit sei­ner Vor­gän­ge­rin Susan­ne Mül­ler als auch mit sei­ner Per­son aus dem Kreis der Betrof­fe­nen kämen.

Im wei­te­ren Ver­lauf der Sit­zung stell­te die Lei­tern der Lohen­grin Ther­me, Doris Stahl­mann, Bay­reuths Ther­mal­bad vor. Über Jah­re hin­weg hat die Ther­me ihr Ange­bot für Men­schen mit Behin­de­rung bestän­dig ver­bes­sert. Stahl­mann ver­wies unter ande­rem auf den Bau einer wei­te­ren Umklei­de­ka­bi­ne für Men­schen mit Behin­de­rung und die Schaf­fung neu­er Behin­der­ten­park­plät­ze. Ein zusätz­li­ches Becken­ge­län­der und eine elek­tri­sche Türe im Sau­na­be­reich gehör­ten eben­falls zur behin­der­ten­freund­li­chen Aus­stat­tung. Dass die­se Bemü­hun­gen hono­riert wer­den, zei­ge sich auch an den gestie­ge­nen Besu­cher­zah­len, die den eben­falls ein­ge­rich­te­ten „Behin­der­ten­ta­rif“ nut­zen. Mitt­ler­wei­le bestehe sogar die Mög­lich­keit für Men­schen im Roll­stuhl, Sau­nen zu benutzen.

Bei der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on wur­de aus den Rei­hen des Behin­der­ten­bei­rats dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es trotz­dem noch Pro­ble­me bei der Nutz­bar­keit der Umklei­de­ka­bi­nen in der Ther­me gibt. An die­ser Stel­le bit­tet der Behin­der­ten­bei­rat der Stadt Bay­reuth alle Bür­ger, die grö­ße­ren Umklei­de­ka­bi­nen, die für Men­schen mit Behin­de­rung reser­viert sind, nicht zu bele­gen, da sonst für behin­der­te Men­schen, die auf die­se Kabi­nen ange­wie­sen sind, War­te­zei­ten ent­ste­hen, die ver­meid­bar wären. Ähn­li­che Erfah­run­gen wur­den aus dem Gre­mi­um auch mit Blick auf die Behin­der­ten­park­plät­ze berich­tet. Ther­men-Lei­te­rin Stahl­mann sag­te zu, sich der Pro­ble­me anzunehmen.

Eben­falls bemän­gelt wur­de aus dem Gre­mi­um her­aus ein Defi­zit an bar­rie­re­frei­en Hotels in Bayreuth.

Abschlie­ßend stell­te die städ­ti­sche Behin­der­ten­be­auf­trag­te Bet­ti­na Wur­zel eine Prä­sen­ta­ti­on zum „behin­der­ten­freund­li­chen Bay­reuth“ vor. Bay­reuth hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren sei­ne Anstren­gun­gen behin­der­ten Men­schen eine mög­lichst umfas­sen­de Teil­ha­be am gesell­schaft­li­chen Leben zu ermög­li­chen, deut­lich ver­stärkt. Neben einem Blin­den­leit­sy­stem in der Fuß­gän­ger­zo­ne oder einer Mul­ti­me­dia­säu­le für Gehör­lo­se am Markt wur­den zahl­rei­che wei­te­re Maß­nah­men sei­tens des Behin­der­ten­bei­ra­tes ange­sto­ßen und erfolg­reich umge­setzt. Vor die­sem Hin­ter­grund hat die Stadt an einem euro­pa­wei­ten Wett­be­werb „Access city award“ teil­ge­nom­men. Bay­reuth ist zudem auf der Inklu­si­ons­kar­te des Bun­des­be­hin­der­ten­be­auf­trag­ten ver­merkt. Der inte­gra­ti­ve Kin­der­gar­ten in der Erlan­ger Stra­ße wur­de als Inklu­si­ons­pro­jekt aus­ge­wählt. Aus die­sem Grund wird im kom­men­den Jahr die Inklu­si­ons­tour des Bun­des­be­auf­trag­ten für Men­schen mit Behin­de­rung auch Bay­reuth als Besuchs­sta­ti­on ansteu­ern – ein Umstand, der gro­ße Zustim­mung im Behin­der­ten­bei­rat fand. Fazit des neu­en Behin­der­ten­bei­rats-Vor­sit­zen­den: „Der Behin­der­ten­bei­rat hat als Bür­ger­gre­mi­um viel erreicht und das Gesicht von Bay­reuth in Rich­tung Bar­rie­re­frei­heit verändert“.