Wil­hel­mi­ne-von-Bay­reuth-Preis: Cap-Ana­mur-Grün­der Neu­deck hält Laudatio

Rupert Neudeck

Rupert Neu­deck

Anläss­lich der Ver­lei­hung des dies­jäh­ri­gen Wil­hel­mi­ne-von-Bay­reuth-Prei­ses an die sene­ga­le­si­sche Frau­en­recht­le­rin Mad­ji­guè­ne Cis­sé wird Cap-Ana­mur-Grün­der Rupert Neu­deck die Lau­da­tio hal­ten. Welt­weit bekannt wur­de Neu­deck 1979 durch die Ret­tung tau­sen­der viet­na­me­si­scher Flücht­lin­ge – soge­nann­ter „boat peo­p­le“ – im Chi­ne­si­schen Meer mit dem Schiff „Cap Anamur“.

Rupert Neu­deck wur­de 1939 in Dan­zig gebo­ren, stu­dier­te nach dem Abitur Phi­lo­so­phie, Ger­ma­ni­stik, Sozio­lo­gie und katho­li­sche Theo­lo­gie. 1972 pro­mo­vier­te er zum Dok­tor der Phi­lo­so­phie mit der Arbeit „Poli­ti­sche Ethik bei Jean-Paul Sart­re und Albert Camus“. Neben sei­ner Tätig­keit als Jour­na­list grün­de­te er 1982 zusam­men mit sei­ner Frau Chri­stel Neu­deck und dem Schrift­stel­ler Hein­rich Böll die Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on Cap Ana­mur / Deut­sche Not­ärz­te e. V., deren Vor­stand er bis 1998 war. Im April 2003 war er außer­dem Mit­be­grün­der des inter­na­tio­na­len Frie­den­korps Grün­hel­me e. V. und ist seit­dem des­sen Vor­sit­zen­der. Anläss­lich des 30. Jubi­lä­ums von Cap Ana­mur brach­te er die Moti­va­ti­on sei­nes Han­delns fol­gen­der­ma­ßen zum Aus­druck: „Ich möch­te nie mehr fei­ge sein. Cap Ana­mur ist das schön­ste Ergeb­nis des deut­schen Ver­lan­gens, nie­mals wie­der fei­ge, son­dern mutig zu sein.“ Rupert Neu­deck wur­de für sein Enga­ge­ment unter ande­rem 1985 mit der Theo­dor-Heuss-Medail­le und 2006 mit dem euro­päi­schen Sozi­al­preis gewürdigt.

Der Stadt­rat hat, wie bereits berich­tet, im Mai der Ver­lei­hung des mit 10.000 Euro dotier­ten Wil­hel­mi­ne-von-Bay­reuth-Prei­ses an Mad­ji­guè­ne Cis­sé zuge­stimmt. Die Preis­trä­ge­rin war in Frank­reich in der poli­tisch-sozia­len „Sans-Papier“-Bewegung aktiv und ist seit 2000 Direk­to­rin der Frau­en­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on „Réseau des femmes pour le déve­lo­p­ment dura­ble en Afri­que“ (Ref­daf) in Dakar. Ref­daf setzt sich für die Ver­bes­se­rung der Rech­te von Frau­en in West­afri­ka sowie deren öko­no­mi­scher Situa­ti­on ein.

Die Preis­ver­lei­hung fin­det am Frei­tag, 11. Novem­ber, um 16.30 Uhr, im Rah­men des Bay­reu­ther Zukunfts­fo­rums (11./12. Novem­ber) statt, das zum drit­ten Mal von Uni­ver­si­tät, Stadt und der Stif­tung für Zukunfts­fra­gen, einer Initia­ti­ve von Bri­stish Ame­ri­can Tob­ac­co, durch­ge­führt wird. Es steht unter dem Mot­to „Über­MOR­GEN! Trend­set­ter Afri­ka“. Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Micha­el Hohl wird die Aus­zeich­nung im Audi­max der Uni­ver­si­tät Bay­reuth über­rei­chen. Zum Fest­akt und anschlie­ßen­den Emp­fang sind alle inter­es­sier­ten Bür­ge­rin­nen und Bür­ger herz­lich eingeladen.

Der Wil­hel­mi­ne-von-Bay­reuth-Preis der Stadt Bayreuth

Mad­ji­guè­ne Cis­sé wird nach dem Lite­ra­tur-Nobel­preis­trä­ger Wole Soy­in­ka (2008), dem Diri­gen­ten Dani­el Baren­bo­im (2009) und Prinz Hassan von Jor­da­ni­en (2010) der vier­te Preis­trä­ger des Wil­hel­mi­ne-von-Bay­reuth-Prei­ses sein. Die Aus­zeich­nung ist mit 10.000 Euro dotiert. Sie wird im jähr­li­chen Rhyth­mus an Per­so­nen oder Grup­pen ver­lie­hen, die sich auf kul­tu­rel­lem, sozia­lem, poli­ti­schem oder wis­sen­schaft­li­chem Gebiet inter­na­tio­nal um die kri­ti­sche Refle­xi­on gemein­sa­mer Wert­vor­stel­lun­gen und die inter­kul­tu­rel­le Ver­stän­di­gung ver­dient gemacht haben. „Bay­reuth will ein Ort sein, an dem inter­kul­tu­rell gear­bei­tet und gedacht wird“, so Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Hohl. Der Wil­hel­mi­ne-von-Bay­reuth-Preis soll hel­fen, der­ar­ti­ge Initia­ti­ven über­re­gio­nal bekannt zu machen.

Der Preis ist nach der Bay­reu­ther Mark­grä­fin Wil­hel­mi­ne (1709 – 1758) benannt. Die Lieb­lings­schwe­ster Fried­richs des Gro­ßen bescher­te Bay­reuth ein Ensem­ble von Gebäu­den und Parks, das euro­pa­weit ein­zig­ar­tig ist und aus dem das Mark­gräf­li­che Opern­haus beson­ders her­vor­sticht. Mit ihm bewirbt sich Bay­reuth der­zeit aus­sichts­reich um die Auf­nah­me ins UNESCO-Welt­erbe. 1731 wur­de Wil­hel­mi­ne mit dem Erb­prin­zen Fried­rich von Bay­reuth ver­hei­ra­tet. Die Mark­grä­fin wid­me­te sich inten­siv der Kunst und schuf sich einen Musen­hof, der euro­pa­weit aus­strahl­te und die bedeu­tend­sten Kunst­schaf­fen­den ihrer Zeit in Bay­reuth ver­sam­mel­te. Wil­hel­mi­ne starb am 14. Okto­ber 1758 im Neu­en Schloss in Bay­reuth und wur­de in der Schloss­kir­che beigesetzt.