MdB Schar­fen­berg: „Sui­zid­prä­ven­ti­on stär­ken: Älte­re mehr in den Blick nehmen“

Anläss­lich des Welt­sui­zid­prä­ven­ti­ons­ta­ges am 10. Sep­tem­ber erklärt Eli­sa­beth Schar­fen­berg MdB, baye­ri­sche Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te und Mit­glied des Aus­schus­ses für Gesundheit:

Nach aktu­el­len Daten ist die Zahl der Sui­zi­de in Deutsch­land erst­mals seit Mit­te der 1980er Jah­ren wie­der gestie­gen. Die­se Ent­wick­lung besorgt uns und zeigt, dass man die grund­sätz­lich erfolg­rei­chen Bemü­hun­gen der Sui­zid­prä­ven­ti­on der letz­ten Jah­re nicht zurück­fah­ren darf, son­dern inten­si­vie­ren muss. Auf 100.000 Ein­woh­ner ent­fal­len nach den Daten des Sta­ti­sti­schen Bun­des­am­tes deutsch­land­weit 10,6 Sui­zi­de – in Bay­ern sogar 12,9 Sui­zi­de. Jeder die­ser Fäl­le ist einer zu viel.

Ins­be­son­de­re der tra­gi­sche Tod des ehe­ma­li­gen Fuß­ball­na­tio­nal­tor­hü­ters Robert Enke im Novem­ber 2009 hat nach Exper­ten­aus­sa­gen vie­le jun­ge Män­ner zu Nach­ah­mungs­ta­ten bewegt. Dies ist Beleg dafür, wie behut­sam und äußerst sen­si­bel Poli­tik und Medi­en mit die­sem The­ma umge­hen müssen.

Ins­ge­samt jedoch zeigt sich wei­ter­hin, dass sich vor allem über­pro­por­tio­nal vie­le älte­re und alte Men­schen das Leben neh­men. Mehr als ein Drit­tel der Selbst­tö­tun­gen wird in Deutsch­land von Men­schen über 65 Jah­re, die Hälf­te aller weib­li­chen Sui­zi­de von Frau­en über 60 Jah­re ver­übt. Ein Sui­zid ist meist ein ver­zwei­fel­ter Ruf nach Hil­fe. Gera­de älte­re Men­schen fürch­ten sich vor Alters­ar­mut, Ein­sam­keit und der zuneh­men­den Hil­fe­be­dürf­tig­keit im Alter. Des­halb ist es not­wen­dig bei den Ursa­chen anzu­set­zen und für eine Pfle­ge zu sor­gen, die sich indi­vi­du­ell den Men­schen wid­met, für eine Alters­ab­si­che­rung, die wirk­lich für Sicher­heit sorgt und für eine gute psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung älte­rer Menschen.

Aber auch die Ange­hö­ri­gen und Freun­de bedür­fen der Unter­stüt­zung. Sie sind es, die sich mit Selbst­vor­wür­fen pla­gen und sich fra­gen, ob sie die Hil­fe­ru­fe über­hört haben oder den Sui­zid hät­ten ver­hin­dern kön­nen. Aber auch von Ärz­tin­nen und Ärz­ten wird eine Sui­zid­ge­fähr­dung häu­fig nicht erkannt. Bei der Sui­zid­prä­ven­ti­ons­ar­beit bleibt daher immer noch sehr viel zu tun. Daher muss das Enga­ge­ment von Selbst­hil­fe­grup­pen wie „Ange­hö­ri­ge um Sui­zid“ (AGUS) und der Deut­schen Gesell­schaft für Sui­zid­prä­ven­ti­on (DGS) wei­ter­hin unter­stützt und geför­dert werden.