MdB Schar­fen­berg: „Pfle­ge­re­form wird wei­ter verschleppt“

Zu aktu­el­len Mel­dun­gen, die Koali­ti­on wol­le Ende Okto­ber ein Modell für die Finanz­re­form der Pfle­ge­ver­si­che­rung vor­le­gen, erklärt Eli­sa­beth Schar­fen­berg, baye­ri­sche Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te und Spre­che­rin für Pfle­ge- und Altenpolitik:

Täg­lich treibt die Koali­ti­on pfle­ge­po­li­tisch eine neue Sau durch’s Dorf. Ende Okto­ber will Schwarz-Gelb angeb­lich ein neu­es Kon­zept für eine Finanz­re­form vor­le­gen, das nun­mehr eine Mischung aus kol­lek­ti­ver und indi­vi­du­el­ler Vor­sor­ge beinhal­ten soll. Waren die Refor­m­eck­punk­te ursprüng­lich für Sep­tem­ber ange­kün­digt, ist nun schon Okto­ber dar­aus gewor­den. Par­al­lel dele­giert Gesund­heits­mi­ni­ster Bahr die Reform des Pfle­ge­be­dürf­tig­keits­be­griffs an einen Exper­ten­bei­rat, der natür­lich nicht von heu­te auf mor­gen Vor­schlä­ge erar­bei­ten kann. Schwarz-Gelb schiebt die Reform also wei­ter vor sich her und wird am Ende wohl gar nichts auf die Rei­he kriegen.

Für den Auf­bau einer Kapi­tal­re­ser­ve wol­len Uni­on und FDP den Pfle­ge­ver­si­che­rungs­bei­trag pari­tä­tisch erhö­hen. Aus die­sen soli­da­risch erbrach­ten Bei­trä­gen soll dann jedem Ver­si­cher­ten eine pau­scha­le Sum­me als indi­vi­du­el­ler Kapi­tal­stock zuge­wie­sen wer­den. Die­se Rück­la­gen sol­len von der gesetz­li­chen und pri­va­ten Pfle­ge­ver­si­che­rung gemein­sam ver­wal­tet werden.

Was nach einem durch­aus char­man­ten Kom­pro­miss klin­gen mag, wirft aber extrem vie­le recht­li­che und tech­ni­sche Fra­gen auf. So ist es schon erstaun­lich, dass die pri­va­ten Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men offen­bar die Finanz­mit­tel der sozia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung ver­wal­ten sol­len. Dafür wird sich die Koali­ti­on gute Argu­men­te ein­fal­len las­sen müs­sen. Und ob soli­da­risch erbrach­te Bei­trags­mit­tel über­haupt indi­vi­du­ell zuge­wie­sen wer­den dür­fen, bedarf zumin­dest einer ein­ge­hen­den recht­li­chen Prüfung.

Die­ses kom­ple­xe Misch­mo­dell soll ganz offen­sicht­lich vor allem der Gesichts­wah­rung der Koali­ti­ons­part­ner die­nen. Schwarz-Gelb muss sich end­lich ent­schei­den, was sie eigent­lich wol­len. Wol­len sie die Pfle­ge­ver­si­che­rung auch wei­ter­hin soli­da­risch und gerecht finan­zie­ren? Dann führt der Weg nur zu einer soli­da­ri­schen Pfle­ge-Bür­ger­ver­si­che­rung, wie wir Grü­ne sie for­dern. Oder wol­len sie die Pri­va­ti­sie­rung und Ent­so­li­da­ri­sie­rung der Pfle­ge­ver­si­che­rung? Dann muss sich die Koali­ti­on tat­säch­lich den unge­rech­ten Plä­nen der FDP für eine indi­vi­du­el­le Kapi­tal­deckung anschließen.