Sonn­tags­ge­dan­ken: Gründ­lich nachdenken

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

„Herr, gib uns zu tragen!
Wird das Herz,
das frei von Schmerz,
nach Dir noch fragen?

Nur wer das Dun­kel kennt,
sehnt sich nach dem Licht.
Nur wer in Glu­ten brennt,
trägt Dein Gewicht.“

Kön­nen wir die­se Ver­se von Erwin Bran­des beja­hen? Der Ver­fas­ser bit­tet Gott gera­de­zu um Leid, um dadurch zu rei­fen, um dadurch nahe bei Gott zu blei­ben. Der Weg zu Gott führt also nach Bran­des über das Leid – eine gefähr­li­che Aus­sa­ge. Dann sol­len also die Men­schen, die krank sind oder einen lie­ben Ange­hö­ri­gen ver­lo­ren haben, dafür Gott noch dan­ken? Natür­lich kann Leid zum Segen wer­den, wenn es den Men­schen zurück zu Gott führt, wenn der Mensch sei­ne eige­ne Schwä­che, sei­ne Halt­lo­sig­keit begreift. Aber um Lei­den bit­ten, muss nie­mand. Auch die Schön­heit der Natur kön­nen wir als Fin­ger­zeig Got­tes neh­men, wir dür­fen ihm für alles dan­ken, was er uns täg­lich schenkt, Fami­lie und Beruf, Woh­nung und Nach­bar­schaft, Sozi­al­ver­si­che­rung und Rechts­staat, nicht zu ver­ges­sen das blan­ke Leben selbst. Gott möch­te täg­lich mit uns ins Gespräch kom­men, rührt unser Herz jeden Tag an, mal laut, mal lei­se. Die an sich selbst­ver­ständ­li­che und doch so sel­te­ne Ant­wort des Men­schen auf die lie­ben­de Annä­he­rung Got­tes hat Hed­wig-Maria Wink­ler so in Ver­se gesetzt:

„Herr, lass mich eine Sai­te sein
an Dei­nem Instrument,
bring sie zum Schwin­gen, dass allein
sie Dich erzählt und nennt -

Herr, lass mein Leben sein ein Lied,
ein Dir geweih­ter Klang,
ob dun­kel quillt der Ton, ob licht,
Du stim­me rein den Sang!“

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de