Sonn­tags­ge­dan­ken: Halb­gott in weiß?

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Der luthe­ri­sche Bischof Wil­helm Stäh­lin erin­ner­te sich noch als alter Mann dank­bar an das „Feu­er­wehr­haus­männ­le“ sei­ner Augs­bur­ger Jugend: Die­ser Außen­sei­ter hau­ste in einem Raum des Feu­er­wehr­hau­ses und konn­te alles repa­rie­ren, was damals um 1900 im Haus­halt so anfiel. Heu­te wer­fen wir weg, was wir nicht mehr brau­chen, denn die Repa­ra­tur käme oft zu teu­er. Man­cher wirft wohl auch sei­ne Hoff­nun­gen weg, sei­ne „Lebens­ab­schnitts­ge­fähr­ten“; und doch möch­ten wir selbst repa­riert wer­den, wenn Krank­heit und Unglück uns nie­der­ge­streckt haben.

Seit Jah­ren ran­gie­ren Ärz­te wohl gera­de des­halb auf der Ska­la der belieb­te­sten Beru­fe ganz oben und zahl­rei­che Fern­seh­se­ri­en tun das Ihre dazu. Ärz­te „repa­rie­ren“ die Men­schen und irgend­wie ahnt wohl auch jeder, wie schwach, wie anfäl­lig, wie hin­fäl­lig er selbst ist. Frei­lich, auch der beste Arzt kann nicht jede Krank­heit ver­trei­ben, muss frü­her oder spä­ter vor dem Tod kapi­tu­lie­ren. Frü­her galt unter Ärz­ten der schö­ne Spruch: „Der Arzt sorgt, Gott heilt.“ Damals wuss­ten die Ärz­te noch, dass sie nur an Nr. 2 ste­hen, dass Gott der Geber und Neh­mer des Lebens ist. Gott will uns nicht bloß „repa­rie­ren“, er will uns hei­len und dies meint viel mehr: Das unsäg­lich beschmutz­te Wort „Heil“ bezeich­net den Zustand, den Gott uns schen­ken will: die tie­fe, gelas­se­ne Mut machen­de Lebens­freu­de, die aus der Gewiss­heit quillt, dass nichts uns von der Lie­be Got­tes tren­nen kann. Chri­stus hat die Macht des Bösen durch Kreuz und Auf­er­ste­hung gebro­chen, auch wenn der Augen­schein dage­gen­spricht. Er wird uns zum ewi­gen „Heil“ bei Gott füh­ren und die­se Zuver­sicht schenkt auch den Ärz­ten, Schwe­stern und Pfle­gern die nöti­ge Kraft, Geduld und Weisheit.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de