Offe­ner Brief: Bau­stel­len­ma­nage­ment in Bamberg

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Sehr geehr­ter Herr Ober­bür­ger­mei­ster, sehr geehr­te Damen und Herren!

Dem Ver­neh­men nach behaup­tet die Stadt Bam­berg, ihr Bau­stel­len­ma­nage­ment hin­sicht­lich der Umlei­tung des Fahr­rad­ver­kehrs inzwi­schen fahr­rad­freund­lich zu gestal­ten. Bei­spie­le unter­schied­li­cher Gewich­tig­keit aus jüng­ster Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart bele­gen, wie es sich tat­säch­lich verhält:

Vor eini­gen Wochen wur­den Erd­ar­bei­ten im Bereich der nach lan­gem Drän­gen errich­te­ten Bord­stein­ab­sen­kung im Zuge der aus­ge­schil­der­ten Fahr­rad­rou­te über den Hein­rich-Bosch-Steg (Kon­zert­hal­le) an der Muß­stra­ße durch­ge­führt. Zwar blieb ein Groß­teil die­ser Absen­kung von der Bau­maß­nah­me unbe­rührt. Genau hier jedoch wur­de der Lkw der aus­füh­ren­den Fir­ma abgestellt.

In der ver­gan­ge­nen Woche wur­den die ver­blie­be­nen Asphal­tie­rungs­ar­bei­ten im Zuge der Sanie­rung der Gau­stadter Haupt­stra­ße vor­ge­nom­men. Die­se war des­halb, begin­nend an der Frie­dens­brücke, auf einer Län­ge von etwa 400 m gesperrt. Die Umlei­tung war an der Frie­dens­brücke (Kreu­zung Gau­stadter Haupt­stra­ße / Regens­bur­ger Ring / Schwein­fur­ter Stra­ße / Cas­pers­mey­er­stra­ße) über die Cas­pers­mey­er­stra­ße und an der Grün­tal­stra­ße über eben die­se aus­ge­schil­dert – also über recht lan­ge und hef­ti­ge Stei­gun­gen. Ein Hin­weis auf den am Fluß ent­lang füh­ren­den Lein­ritt für den Rad­ver­kehr fehl­te. Orts­un­kun­di­ge muß­ten somit unnö­ti­ger­wei­se einen beschwer­li­chen Umweg von rund 500 m über die höch­ste Erhe­bung Gau­stadts in Kauf neh­men. Da die­se man­gel­haf­te Umlei­tungs­aus­wei­sung bereits wäh­rend der vor­jäh­ri­gen Bau­ar­bei­ten mehr­fach gerügt wor­den war, kann kaum noch von Nach­läs­sig­keit die Rede sein. Viel­mehr muß wohl davon aus­ge­gan­gen wer­den, daß der Rad­ver­kehr den Ver­ant­wort­li­chen weit­ge­hend gleich­gül­tig ist.

Der glei­che Vor­wurf betrifft die Tat­sa­che, daß auch im letz­ten jetzt asphal­tier­ten Bereich etli­che Schacht­deckel deut­lich unter Fahr­bahn­ni­veau lie­gen und Radfahrer/​inne/​n unnö­ti­ge Stö­ße ver­set­zen. Auch dies war bereits anläß­lich der ersten Bau­ab­schnit­te der Stra­ßen­sa­nie­rung bemän­gelt wor­den. Daß zudem die über die Ein­mün­dun­gen der Neben­stra­ßen füh­ren­den Regen­rin­nen so aus­ge­führt sind, daß sie nur schwer in bei Kur­ven­fahrt natur­ge­mäß gege­be­ner Schräg­la­ge über­fah­ren wer­den kön­nen, sei nur neben­bei erwähnt – da gibt es durch­aus noch weit pro­ble­ma­ti­sche­re Beispiele.

In den ver­gan­ge­nen Tagen war mehr­fach der gemein­sa­me Geh-/Rad­weg des Lein­ritts in Höhe der Schwein­fur­ter Stra­ße wegen Baum­pfle­ge­ar­bei­ten gesperrt gewe­sen. Ein früh­zei­ti­ger Hin­weis, der umweg­frei­es Aus­wei­chen auf die Schwein­fur­ter Stra­ße ermög­licht hät­te, fehl­te. Die zur Absper­rung ein­ge­setz­ten Pylo­ne lenk­ten den Ver­kehr auf den par­al­le­len Fuß­weg unter­halb der Stra­ße. Die­ser jedoch war, obgleich der werk­tags schwa­che Fuß­ver­kehr dies durch­aus zuge­las­sen hät­te, nicht für Rad­ver­kehr freigegeben.

Seit eini­ger Zeit ist der Rüdel­weg zwi­schen Gan­golfsweg und Obe­rer König­stra­ße, auf die­sem Abschnitt gemein­sa­mer Geh- und Rad­weg ohne Kraft­fahr­zeug­ver­kehr, gesperrt. Ein früh­zei­ti­ger Hin­weis ermög­lich­te, dies nicht erst am Ort der Sper­rung fest­zu­stel­len und ohne unnö­ti­ge Umwe­ge eine Alter­na­tiv­strecke zu wäh­len. Doch offen­bar erscheint der nicht moto­ri­sier­te Ver­kehr den Ver­ant­wort­li­chen zu unbe­deu­tend, um auch nur ein wenig Hirn zu aktivieren.

Neben einer Viel­zahl wei­te­rer Fak­ten zei­gen die Bei­spie­le, daß Bam­berg von einer fahr­rad­freund­li­chen Ein­stel­lung noch sehr, sehr weit ent­fernt ist. Vor die­sem Hin­ter­grund stim­men mich auch städ­ti­sche Bemü­hun­gen, für das Ein­kau­fen per Fahr­rad zu wer­ben, wenig opti­mi­stisch. Eine rei­ne Öffent­lich­keits­kam­pa­gne ohne tat­säch­lich spür­ba­re Ver­bes­se­rung der Rah­men­be­din­gun­gen hat­ten wir erst mit „Kopf an: Motor aus“. Gera­de, weil ich mei­ne Ein­käu­fe und ande­re Erle­di­gun­gen weit über­wie­gend mit dem Fahr­rad erle­di­ge, sto­ße ich immer wie­der an hin­der­li­che Gege­ben­hei­ten: viel zu weni­ge geeig­ne­te Abstell­mög­lich­kei­ten für bela­de­ne Räder und Hän­ger­ge­span­ne, benut­zungs­pflich­ti­ge Rad­we­ge, die nur als Zumu­tung zu bezeich­nen (und laut Rechts­la­ge nicht zuläs­sig) sind, und ande­res mehr. Und wie mei­ne sie­ben­jäh­ri­ge Toch­ter, wenn sie mich beglei­tet, vor­schrifts­mä­ßig auf dem Geh­weg radeln soll, ist mir ange­sichts der Viel­zahl lega­ler sowie ille­ga­ler, aber groß­zü­gig gedul­de­ter Geh­steig­par­ker und ande­rer Hin­der­nis­se, wel­che die Geh­we­ge ver­stel­len bzw. ein­engen, ohne­hin ein Rät­sel. Abge­se­hen davon, ist an Rad­fah­ren auf dem Geh­weg – für Kin­der, die jün­ger als acht Jah­re sind, Pflicht!!! – bei star­kem Fuß­ver­kehr ohne­hin nicht zu denken.

Mit freund­li­chen Grüßen
Wolf­gang Bönig
Gaustadt