Sonn­tags­ge­dan­ken zur Konfirmation

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Vie­le idea­li­sie­ren heu­te die Jugend­zeit. Gut aus­se­hen, in Form sein, noch alle Wege ein­schla­gen kön­nen, das möch­te jeder. „Schön ist die Jugend…“ heißt es da in einem alten Volks­lied. Aber stimm­te das Je? „Lehr­jah­re sind kei­ne Her­ren­jah­re!“ hielt man ehe­dem den jun­gen Aus­zu­bil­den­den ent­ge­gen, die von ihrem Leh­rern und Lehr­her­ren manch­mal Prü­gel ein­stecken muss­ten. Heu­te ver­fü­gen die Jugend­li­chen über mehr Rech­te, mehr Geld und Frei­zeit, über unge­ahn­te Mög­lich­kei­ten, sich aus­zu­to­ben. Und doch dro­hen die­sel­ben Schwie­rig­kei­ten wie frü­her: Stress in der Schu­le, Ärger mit der Freun­din, Zoff mit den Eltern set­zen jun­gen Men­schen hart zu.

Das evan­ge­li­sche Gesang­buch ent­hält ab S. 1403 ein inter­es­san­tes Kapi­tel zum The­ma Jugend. Dort habe ich auch fol­gen­den Brief einer Jugend­li­chen gefunden:

„Lie­be Eltern,

ich gehe vor­an, mei­ne Zie­le, mei­ne Träu­me, mein Leben, sie neh­men For­men an. Ich mer­ke, wie viel ich gese­hen, erlebt, erfah­ren habe mit Euch in der Fami­lie. Glaubt mir, das alles ist nicht ver­ges­sen. Mei­ne Kraft zum Leben, zum Leid, zur Freu­de, zur Lie­be, sie wur­zelt in all die­sen Erfah­run­gen. Aber – begreift end­lich: mein Weg ist nicht Euer Weg und Euer Weg nicht mei­ner! Ich will – genau wie Ihr – mei­ne eige­nen Früch­te brin­gen. Wir soll­ten es ein­an­der nicht so schwer machen. Viel­leicht soll­ten wir dar­über mal mit­ein­an­der reden – über­haupt mehr mit­ein­an­der reden…“

Zu Beginn die­ses Kapi­tels sehen wir Rem­brandts Bild „Schla­fen­des Mäd­chen“: Ein jun­ges Mäd­chen ruht sich von har­ter Arbeit aus. Ich hof­fe dass unse­re Jugend­li­chen wäh­rend ihrer Kon­fir­man­den­zeit eben­so zur Ruhe kom­men, Kraft schöp­fen, nach­den­ken über Sinn, Halt und Ziel ihres Lebens, dass sie ihren ganz per­sön­li­chen Weg fin­den. Die Kon­fir­ma­ti­on dient eigent­lich dazu, dass die Jugend­li­chen sich bewusst für Chri­stus ent­schei­den, das Ver­spre­chen ehr­lich wie­der­ho­len, das ihre Eltern und Paten für sie bei ihrer Tau­fe abge­legt haben. Viel­leicht ist das zu schwer, zu weit­rei­chend für einen 14jährigen Jugend­li­chen. Aber ein Stück Ori­en­tie­rung, ein wenig Lebens­hil­fe eine sie tra­gen­de Gemein­schaft fin­den sie hof­fent­lich in den ein bis zwei Jah­ren ihres Kon­fir­man­den­un­ter­richts. Sie dür­fen jeden­falls gewiss sein, dass Gott sie jeden Tag beglei­tet, auch wenn sie in ihrem Leben Schiff­bruch erleiden.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de