Charlotte Knobloch bestärkt die "Allianz gegen Rechtsextremismus" in der Metropolregion Nürnberg

v.l.n.r.: oben: Alexander Küßwetter, Erster weiterer Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten von Mittelfranken, Dr. Christa Standecker, Geschäftsführerin der Metropolregion Nürnberg, Dr. Ulrich Maly, Ratsvorsitzender der Metropolregion Nürnberg und Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Gerd Geismann, 2. Stellvertreter des Ratsvorsitzenden der Metropolregion Nürnberg und 1. Bürgermeister der Stadt Sulzbach-Rosenberg, unten: Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Georg Brandmüller, 1. Bürgermeister des Marktes Schnaittach. Foto: Thomas Scherer

Frühjahrs-Ratssitzung der Metropolregion

Die Frühjahrs-Ratssitzung der Metropolregion Nürnberg stand im Zeichen der „Allianz gegen Rechtsextremismus“. Veranstaltungsort war dieses Mal Schnaittach, ein Ort, der in seiner 1000-jährigen Geschichte auch wesentlich durch die jüdische Kultur geprägt wurde. Zur Ratssitzung kamen rund 50 Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte zusammen. Weitere Themen waren u.a. das Gutachten des Zukunftsrats und die Sozialwirtschaft in der Metropolregion.

„So aussagekräftig wie hier, mit der Allianz gegen Rechtsextremismus, ist es einmalig in Bayern. Es hat Hand und Fuß“, sagte Dr. h.c. Charlotte Knobloch. In der Allianz haben sich 134 Kommunen aus der Metropolregion zusammengeschlossen. Sie unterstützen sich im Widerstand gegen rechtsextremistische Aktivitäten, insbesondere bei der Mobilisierung möglichst vieler Menschen. „Das beweist, dass die Metropolregion eine Wertegemeinschaft ist. Sie steht für Toleranz und gegen Ausgrenzung“, so der Ratsvorsitzende der Metropolregion und Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Dr. Ulrich Maly.

Die Professoren Dr. Hans-Joachim Puch und Dr. Klaus Schellberg von der Evangelischen Hochschule Nürnberg stellten die Ergebnisse einer Studie zur Sozialwirtschaft in der Metropolregion vor. Anlass für die wissenschaftliche Untersuchung war die Tatsache, dass Kindertagesstätten, Altenheime, Wohlfahrtsverbände oder andere soziale Einrichtungen in der Öffentlichkeit vor allem als Kostenfaktor wahrgenommen werden. Der wissenschaftliche Blick auf sechs exemplarische Einrichtungen zeigt jedoch, dass dadurch auch Arbeitsplätze und Einkommen entstehen, die Landkreise und Gemeinden ökonomisch stärken.

Als Gastreferenten von der IHK Nürnberg ergriffen Präsident Dirk von Vopelius und Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch in der Ratssitzung das Wort. Zur Stärkung der Metropolregion forderte Lötzsch für die Wirtschaft eine Stimme im Rat. Mehr Möglichkeiten zur Mitgestaltung würden die Unternehmen motivieren, die Region weiter voranzubringen und sich als ein Teil der Metropolregion zu identifizieren. Engagement zeigt die Kammer mit der Initiative „Allianz Pro Fachkräfte“. Der Rat hat sich dieser Allianz in der Sitzung angeschlossen und die Initiative begrüßt. Dieses Aktionsbündnis der Kammer, der Regionaldirektion Bayern und ihren Arbeitsagenturen diene dazu, auf nationaler und internationaler Ebene Fachkräfte aller Qualifikationsstufen anzuziehen und in der Region zu halten.

Mit der Allianz sei ein wichtiges Handlungsfeld für die „Selber Erklärung“ aufgestellt, so der stv. Ratsvorsitzende und Landrat des Landkreises Bamberg, Dr. Günther Denzler. In der Jahrestagung 2010 in Selb wurden die Inhalte dieser Erklärung vorbereiten und in der Ratssitzung offiziell verabschiedet. Damit bekunden die Ratsmitglieder ihr Verständnis der Metropolregion als Verantwortungsgemeinschaft und ihren Willen, den demographischen Wandel gemeinsam zu gestalten.

Zur Bindung von Fachkräften an die „Heimat für Kreative“ wurde exemplarisch ein Magazin – „bezirk09“ – präsentiert, das unter Federführung der Kammern Nürnberg, Coburg und Bayreuth für die Unternehmen erarbeitet wird. Den Thesen von Prof. Dr. Werner Bätzing zum Gutachten des Zukunftsrats der Bayerischen Staatsregierung (Anlage 2) folgten die Ratsmitglieder mit großem Interesse. Er kritisierte insbesondere, dass die sogenannten „ländlichen Räume“ nur in ihrer Funktion für städtische Verdichtungsräume gesehen werden. Bedeutende Eigenfunktionen in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung, Biodiversität oder Handwerk sowie der ländliche Raum als prägendes Element von Kulturlandschaften und Identitäten blieben im Gutachten außen vor. Doch gerade weiche Faktoren und funktionierende regionale Wirtschaftskreisläufe seien für dezentrale Arbeitsplätze und sozio-kulturelle Aspekte äußerst wichtig. Sie stünden nicht im Gegensatz zur hochspezialisierten exportorientierten Wirtschaft, vielmehr profitierten beide Wirtschaftsformen voneinander.

Diese Perspektive von Stadt-Land-Partnerschaften sieht Prof. Bätzing durch die „Bad Windsheimer Erklärung“ – der Arbeitsgrundlage der Metropolregion Nürnberg – erfolgreich aufgegriffen. Natürlich dürfe die globale Wettbewerbsfähigkeit nicht außer Acht gelassen werden, aber andererseits müssten die ländlichen Räume in der Metropolregion dezentral3 flächenhaft aufgewertet werden. Dies sei sehr viel realitätsnäher und den spezifischen Herausforderungen des Strukturwandels in Bayern viel besser angemessen als die Leitideen des Zukunftsrates. Für die nächste Ratssitzung wird Prof. Dr. Herbert Henzler, Vorsitzender des Zukunftsrates eingeladen.