Der oberfränkische Konditormeister Tobias Reichl versüßt den Prominentenalltag

Als Handwerksmeister um die Welt

Was haben Franz Beckenbauer mit James Bond Darsteller Daniel Craig, Mika Häkkinen, Herbert Grönemeyer, die Königsfamilie von Bahrain und Papst Benedikt XVI gemeinsam? Sie alle – und unzählige Prominente mehr – haben bereits die süßen Köstlichkeiten eines Konditormeisters aus Bad Steben genossen. Tobias Reichl aus Bad Steben war und ist bis heute als Konditormeister und Chef Patissier weltweit gefragt.

Dieses Handwerk wurde dem Oberfranken schon in die Wiege gelegt. Die Zuckerbäckerei liegt in der Familie seit 1898. Damals führten seine Urgroßeltern Cafes und Konditoreien in Heidelberg. Seine Großeltern gründeten 1957 das Cafe Reichl in Bad Steben. Dort ging der heute 28-jährige in die Lehre, die er als Innungs- und Kammersieger abschloss. Damit war sein Ehrgeiz aber noch nicht gestillt. Tobias Reichl wollte die Welt kennenlernen, seine Meisterprüfung im Konditorenhandwerk öffnete ihm dafür die Türen. Nachdem er seine Fertigkeiten in München bei der Firma Alois Dallmayr weiter ausbauen konnte, begann er 2005 für den renommierten Partygastronom „Käfer“ in München zu arbeiten. Im dessen Auftrag kam er nach Bahrain und konnte im dortigen Königreich als Chef Patissier die Gäste der VIP Lounge der Formel 1 Rennstrecke mit süßen Köstlichkeiten verwöhnen. Eine Riesenchance für den jungen Meister. Und so gerät er auch regelrecht ins Schwärmen, wenn er von seinen Erfahrungen dort erzählt. Zum Beispiel von der Geschichte mit der „Perle“:

Er durfte nämlich einmal eine Schokoladenskulptur in der Form des Wahrzeichens von Bahrain (siehe Bild unten) für den König von Bahrain höchstpersönlich herstellen. Diese musste er dann an strengsten Sicherheitskontrollen (viele Securityscheichs mit Maschinenpistolen) vorbei in das Herz des Race Control Tower bringen. Morgens um sechs, damit nicht gleich alles schmilzt. Geschmolzen ist auch nichts, allerdings glücklich am Buffett angekommen, kullerte prompt die mit viel echten Blattgold verzierte Schokoladenkugel runter – mitten auf die üppigst mit goldenen Tüchern verzierten Tische. Eiligst wurden die Tische gesäubert, die Dessertskulptur restauriert. “ Kurz darauf sind dann auch schon eine handvoll von diesen riesigen Hummer Jeeps mit Blaulicht angebraust gekommen und dahinter kam der leuchtende Ferrari mit seiner Majestät. Alles war wieder piko bello und der König war begeistert.“ Wie eigentlich von allem, was Tobias Reichl ihm kredenzte. Da das Staatsoberhaupt manchmal auch unangemeldet an der Rennstrecke vorbeischaute, musste die Küche manchmal auch spontan zaubern. „Einmal kam der König völlig überraschend vorbei und wir hatten überhaupt nichts Besonderes vorbereitet – da hab ich ihm einfach einen Schokoladenpudding gekocht und mit Blattgold verziert – das hat ihm ausgezeichnet geschmeckt.“

Nach der spannenden Zeit in Kleinasien kamen weitere aufregende Aufträge in der Zusammenarbeit mit „Käfer“: Tobias Reichl war mitten drin in Großveranstaltungen, von denen viele andere nur träumen wie eine James Bond Premiere in Berlin, VIP Geburtstagsfeiern oder Sportveranstaltungen. Dabei kann man sich auch durchaus mal unauffällig unter die Promis mischen, erzählt Reichl: “ Man muss einfach nur schnell durch die Reihen gehen, so als würde man was suchen, oder hätte was dringendes zu erledigen, dann fällt man niemandem unangenehm auf“. Zeit für solche „Spaziergänge“ bleibt allerdings kaum, denn was sich so nach Traumjob anhört, hat auch eine Kehrseite. „120 Stunden Wochen gibt´s schon auch vor solchen Großveranstaltungen, der Druck und der Stress sind immens, weil nie alles ganz glatt geht, man immer improvisieren (muss) und letztendlich dann auch alles perfekt sein muss.

Seit 2009 ist Tobias Reichl wieder in der Heimat tätig und unterstützt den elterlichen Familienbetrieb, die Reichl Konditorei & Gastro GmbH in der er mittlerweile selbst Teilhaber ist, betreibt seit 2005 auch das Bistro Aquamarin in der Therme Bad Steben. Er lässt es sich allerdings nicht nehmen, hin und wieder Ausflüge mit Feinkost Käfer zu machen. Wie kürzlich, zur Königsfamilie nach Qatar, auf dass seine Liste der Prominenten, die er verwöhnt hat, noch länger werde. Mittlerweile arbeitete er schon in sieben unterschiedlichen Ländern und sein Hunger nach immer neuen Erlebnissen ist noch lange nicht gestillt – als Handwerksmeister in die Welt.