SPIEGEL-Redakteurin erhält BIGSAS-Journalistenpreis für Reportage über Migration aus Afrika

Bewegender Beitrag über das Menschsein in zwei Welten

Preisträgerin Dialika Krahe mit Universitätspräsident a. D. Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Ruppert, dem Vorsitzenden der Jury des BIGSAS-Journalistenpreises 2011 (li.), und mit Universitätspräsident Prof. Dr. Rüdiger Bormann. Foto: Dr. Regina Fettköther

BIGSAS Journalistenpreis

Die Bayreuth International Graduate School of African Studies (BIGSAS) hat bei einem Festakt im Beisein des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, den BIGSAS-Journalistenpreis vergeben. Die Jury zeichnete Dialika Krahe, Redakteurin des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL, mit dem erstmals vergebenen und mit 3000 Euro dotierten Preis aus. Drei weitere Autoren erhielten besondere Anerkennungen. Insgesamt lagen der Jury aus Absolventen der BIGSAS unter Vorsitz von Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Ruppert 89 Einsendungen aus dem deutschsprachigen Raum zum Themenkomplex Afrika vor.

Zahlreiche prominente Freunde und Unterstützer des Afrikaschwerpunkts der Universität Bayreuth, darunter Bayreuths Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl und Regierungspräsident Wilhelm Wenning sowie Vertreter der Kirchen, waren zur feierlichen Preisvergabe in der Universitätsaula am Geschwister-Scholl-Platz zusammengekommen. In seiner Eröffnungsansprache würdigte Prof. Dr. Dymitr Ibriszimow, Sprecher der BIGSAS, das internationale Profil der Bayreuther Graduiertenschule und betonte dabei den inspirierenden Austausch von Wissenschaftlern und Doktoranden aus aller Welt. Er dankte den Sponsoren, die mit ihrem Engagement die Vergabe des BIGSAS-Journalistenpreises 2011 ermöglicht hätten. Der Preis wolle dazu ermutigen, die Vielseitigkeit des afrikanischen Kontinents mit seinen spannenden, aufregenden Geschichten zu entdecken.

Universitätspräsident Prof. Dr. Rüdiger Bormann erinnerte in seiner Begrüßungsansprache an das erfolgreiche Abschneiden von BIGSAS in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder. Weit über 90 Promovenden würden derzeit an der BIGSAS ihre Dissertationsprojekte bearbeiten – dies entspreche den ursprünglichen Planungen und dokumentiere auch den Erfolg der von BIGSAS initiierten Partnerschaften mit afrikanischen Universitäten.

Bayerns Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, bezeichnete den BIGSAS-Journalistenpreis als eine „ausgezeichnete Idee“. Die Wissenschaft gehöre nicht in den Elfenbeinturm, sondern müsse „hinaus in die Welt und in die Gesellschaft“. Den Geisteswissenschaften, die sich mit der Entwicklung von Werten und mit geistig-kulturellen Fragen befassen, hätten dabei eine besondere eigenständige Bedeutung neben den naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Der Minister sicherte dem Afrikaschwerpunkt der Universität Bayreuth seine umfassende Unterstützung zu.

Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Patrice Nganang, Wissenschaftler und Schriftsteller aus Kamerun, der zur Zeit an der State University of New York tätig ist. Er erinnerte an die demokratische Bedeutung neuer Medien und der sich daraus entwickelnden journalistischen Gattungen, machte aber zugleich deutlich, dass ein qualitativ hochwertiger Langformjournalismus auch heute noch unersetzlich sei.

In seiner Laudatio skizzierte der ehemalige Bayreuther Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Ruppert, der den Vorsitz der Jury übernommen hatte, das Auswahlverfahren des BIGSAS-Journalistenpreises. Die eingereichten Beiträge seien, unter Beteiligung von BIGSAS-Doktoranden, ohne Kenntnis der Einsender und ihrer Medien bewertet worden. Anschließend habe die Jury mit Freude festgestellt, dass die Preisträgerin und auch die drei weiteren, mit besonderer Anerkennung ausgezeichneten Autorinnen und Autoren einer jungen Generation von Journalisten angehören, die sich mit ausgeprägtem Einfühlungsvermögen für den afrikanischen Kontinent interessieren.

Die Gewinnerin des BIGSAS-Journalistenpreises Dialika Krahe (28) ist seit 2009 Redakteurin beim SPIEGEL und schreibt im Ressort Gesellschaft. Für ihre Reportagen recherchiert sie in Nigeria und Nepal, in Kairo oder Neukölln. Nach ihrem Abitur reiste sie für einen längeren Auslandsaufenthalt nach Senegal. Anschließend studierte sie Modejournalismus und Medienkommunikation. Die Absolventin der Henri-Nannen-Journalistenschule arbeitete zunächst als freie Autorin.

Ihre Reportage „Das zweite Dorf“, erschienen am 25. Oktober 2010 im SPIEGEL, überzeugte die Jury des BIGSAS-Journalistenpreises aufgrund ihrer bildhaften, höchst authentischen Beschreibung, ihrer deutlichen Sprache und der stellenweise poetischen Ausdruckskraft. Der Autorin gelingt es, das Thema der Migration aus Afrika nach Europa am Beispiel der Bewohner eines senegalesischen Dorfes differenziert und sensibel darzustellen.
„Afrikanische Dörfer wie Niodor gibt es zweimal: im Senegal, dort leben die Familien in Armut; und in Südspanien, dorthin haben sich die Söhne durchgeschlagen und zusammen angesiedelt. Sie arbeiten illegal und schicken ihren Lohn als Entwicklungshilfe in die Heimat“, schreibt Dialika Krahe in ihrem preisgekrönten Beitrag. Sie stellt die Bedingungen des alltäglichen Lebens in einem senegalesischen Fischerdorf sehr anschaulich dar und macht mit den Sehnsüchten der jungen Leute von einem besseren Leben und einem besseren Einkommen in Europa vertraut. In ihrer Reportage folgt sie zwei Jungen, die den weiten Weg auf sich nehmen und ihr Glück in Andalusien suchen. Alles was die beiden entbehren können schicken sie ihren Eltern. „Die Reise ihres Geldes beginnt. Der Weg des Geldes führt rund 3000 Kilometer weiter in das kleine Western-Union-Büro in Niador, einem flachen Bau, auf einem sandigen Dorfplatz gelegen. Hinter dem Schalter eine Dame im Kostüm, sie ist vom Festland gekommen und gibt das Geld aus. Die wichtigste Frau im Dorf, wenn man so will. (…) Es ist der Moment, in dem in Niodor eine Bewegung einsetzt. Auf einmal wird gebaut, gekauft, investiert.“ Die Autorin beschreibt die gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation des senegalesischen Dorfes und deutet auch den wichtigen Stellenwert der billigen Arbeitskräfte für Europa an. Im Blickwechsel zwischen der Fallstudie über ein Dorf in Senegal und in Südspanien und den allgemeinen Informationen über Migration aus Afrika liegt hoher Informationsgehalt.

Auch die drei weiteren, von BIGSAS mit besonderer Anerkennung ausgezeichneten Beiträge, tragen zum besseren Verständnis Afrikas im deutschsprachigen Raum bei: Der Hamburger Wolfgang Bauer, seit 1994 als freier Journalist tätig, wird für seine Veröffentlichung „Das Sterben der Mütter“ am 14. Mai 2010 in dem Familienmagazin NIDO 6 – 2010 ausgezeichnet. Ellen Hoffers ist eine weitere Journalistin, die eine besondere Anerkennung erhält. Sie arbeitet seit 2008 für die ARD-Onlineredaktion und veröffentlichte auf kultur.ARD.de ihre Story „Afrika in unseren Köpfen“ vom 7. April 2010.
Der dritte im Bunde der zusätzlich ausgezeichneten Journalisten im Rahmen des BIGSAS Journalistenpreises ist Takis Würger. Er ist seit vergangenem Jahr im Ressort Gesellschaft des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL tätig, wo er am 22. November 2010 seinen Beitrag „Das Hirn Afrikas“ veröffentlichte, für den ihm die Jury nun ebenfalls eine besondere Anerkennung verleiht.

Hintergrund: BIGSAS

Die Bayreuther Afrikastudien blicken auf eine 30jährige Erfahrung auf dem Gebiet der Koordinierung wissenschaftlicher Forschungen unter innovativen Fragestellungen zurück. Von Beginn an wurde dabei eine Vielzahl von Forschungsdisziplinen einbezogen und innovative Forschungsthemen im Konzept der Bayreuther Afrikastudien verankert. Auf diesen Erfahrungen aufbauend bietet die BIGSAS multi- und interdisziplinäre Forschungen in klar definierten Themenbereichen an, wobei diese für die wissenschaftliche Forschung und Praxis richtungweisend sind: Sie lauten „Unsicherheit, Innovation und das Streben nach Ordnung in Afrika“; „Kultur, Konzepte und Kommunikation in Afrika: Sprach-, literatur- und medienwissenschaftliche Ansätze“; „Konzepte und Konflikte in der Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika“; „Umgang mit prekären Umweltveränderungen und Katastrophen in Afrika“. Das Spektrum möglicher Themenstellungen in der Graduiertenschule reicht somit von der Grundlagen- und strategischen bis hin zur angewandten Forschung in und über Afrika. Fünf Partneruniversitäten in Afrika sowie der Zugang zu einem internationalen wissenschaftlichen Netzwerk schaffen weiterhin exzellente Forschungsbedingungen.