Zwi­schen Che­mie und Kunst, zwi­schen Frei­heit und Verantwortung

Cheese­fon­due-Work­shop mit Nobel­preis­trä­ger Pro­fes­sor Roald Hoffmann

Professor Roald Hoffmann

Pro­fes­sor Roald Hoffmann

Ein beson­de­rer Mensch, ein außer­ge­wöhn­li­cher Wis­sen­schaft­ler: Pro­fes­sor Roald Hoff­mann, Che­mi­ker an der Cor­nell Uni­ver­si­ty im US-Bun­des­staat New York und Nobel­preis­trä­ger im Fach Che­mie des Jah­res 1981, besucht im Mai die Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Hoff­mann ist For­schern nicht nur wegen sei­nes Fach­wis­sens ein Vor­bild. Was ihn nicht min­der aus­zeich­net, ist sein Enga­ge­ment für die Ein­hal­tung ethi­scher Grund­sät­ze in der Wissenschaft.

An der Uni­ver­si­tät Bay­reuth wird Pro­fes­sor Roald Hoff­mann (Foto) den von Pro­fes­sor Heinz Hoff­mann ins Leben geru­fe­nen Otto-War­burg-Preis ent­ge­gen­neh­men und in sei­ner Fest­vor­le­sung ganz sicher nicht aus­schließ­lich über Che­mie spre­chen. Sein The­ma ist immer auch die Ver­ant­wor­tung des For­schers für sein Tun: Beim Welt­kon­gress der Inter­na­tio­na­len Che­mi­ker­ver­ei­ni­gung IUPAC im August 2007 in Turin nutz­te er die ihm gestell­te Auf­ga­be, einen der Haupt­vor­trä­ge zu hal­ten, für einen ein­dring­li­chen Appell: „Egal ob man ein Gewehr macht oder ein Mole­kül, ein Gemäl­de oder ein Gedicht, man soll­te immer fra­gen: Könn­te ich damit jeman­dem Scha­den zufü­gen?“ Zusätz­lich zu sei­nem Vor­trag über „Ethik in der Wis­sen­schaft“ ließ er damals ein von ihm geschrie­be­nes Thea­ter­stück mit dem Titel „Should’ve“ („Hät­te man bloß!“) auf­füh­ren. Dar­in dis­ku­tiert eine zer­strit­te­ne Fami­lie den Selbst­mord des toten Fami­li­en­ober­haup­tes, der als Che­mi­ker ein töd­li­ches Ner­ven­gift ent­wickelt hat, das in die Hän­de von Kri­mi­nel­len gelangt ist. In 26 kur­zen Sze­nen behan­delt der Che­mi­ker und Autor Hoff­mann eine Viel­zahl von Aspek­ten der Ver­ant­wor­tung des Wis­sen­schaft­lers: vom Prie­ster bis Hit­ler, vom Holo­caust bis zur Unver­ein­bar­keit von For­scher- und Familienleben.

Die­ses Thea­ter­stück wird in einer sze­ni­schen Lesung als deut­sche Ur-Auf­füh­rung wäh­rend Roald Hoff­manns Bay­reuth-Auf­ent­halt in neu­er Form zu sehen sein. Am Frei­tag, 6. Mai , wird es im Rah­men eines Cheese­fon­due Work­shops, den Pro­fes­sor Dr. Hart­mut Frank von der Uni­ver­si­tät Bay­reuth orga­ni­siert, ab 19 Uhr im Klei­nen Haus der Stadt­hal­le als sze­ni­sche Lesung auf­ge­führt. Einen bes­se­ren Part­ner als Roald Hoff­mann hät­te sich Hart­mut Frank für die fünf­te Auf­la­ge sei­nes Cheese­fon­due-Work­shops kaum wün­schen kön­nen: „Wir ver­fol­gen in unse­ren Work­shops einen brei­ten Ansatz, der spe­zi­ell die ethi­sche Ver­ant­wor­tung des For­schers ein­be­zieht“, so der Eme­ri­tus der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. „Ent­schei­dun­gen basie­ren nun mal nicht nur auf Tech­nik, sie haben auch eine ethi­sche Dimen­si­on.“ Vor 20 Jah­ren tra­fen sich Frank und Hoff­mann zum ersten Mal – was sie ver­bin­det ist die Ein­sicht, dass Frei­heit und Ver­ant­wor­tung untrenn­bar zusammengehören.

Mehr noch wer­den die Tage im Mai zwi­schen Che­mie und Kunst, zwi­schen For­schung und Ver­ant­wor­tung zu bie­ten haben. Der Jour­na­list, Fil­me­ma­cher und Publi­zist Albrecht Hei­se wird am Sams­tag, 7. Mai, zu einer Vor­trags- und Film­ver­an­stal­tung mit dem Titel „Crime pays – 500 Jah­re Tat­ort Afri­ka“ erwar­tet. Der Frei­bur­ger Autor ist bekannt für sei­ne eher kri­ti­sche Hal­tung gegen­über der Ent­wick­lungs­hil­fe und für sein Bekennt­nis zur Verantwortung.

Die Orga­ni­sa­to­ren des Cheese­fon­due-Work­shops erhof­fen sich auch vom Tref­fen von Roald Hoff­mann mit Senou­vo Agbo­ta Zin­sou neue Impul­se. Der togoi­sche Autor, seit 1993 als poli­ti­scher Flücht­ling in Bay­reuth, ist wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter und Lei­ter des Inter­na­tio­na­len Ate­lier­thea­ters der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Er stu­dier­te Lite­ra­tur- und Thea­ter­wis­sen­schaf­ten in Lomé, Paris und Bor­deaux und lei­te­te von 1978 bis 1993 das togoi­sche Thea­ter­en­sem­ble. Dabei zeig­te er sich als schar­fer Kri­ti­ker des dama­li­gen Prä­si­den­ten Eyade­ma und muss­te daher 1993 das Land ver­las­sen. Zu sei­nen Wer­ken gehört unter ande­rem das Stück „Die sieb­te Köni­gin“, das am Sams­tag, 7. Mai, sei­ne Pre­miè­re haben wird.

Blie­be noch die Fra­ge, war­um Pro­fes­sor Frank sei­ne Ver­an­stal­tun­gen aus­ge­rech­net Cheese­fon­due-Work­shops nennt. „Welt­ethik ist ein gro­ßes Wort, es klingt zu mora­li­stisch. Da ist Cheese­fon­due leich­ter ver­dau­lich und es ist doch ein schö­nes Symbol.“

Pro­gramm-Tipps:

„Wis­sen­schaft und Geist – Ver­ant­wor­tung zur Frei­heit“. Unter die­sem Mot­to steht der Cheese­fon­due-Work­shop, der vom 5. bis 8. Mai an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth statt­fin­det. Zu den öffent­li­chen Pro­gramm­tei­len gehö­ren die­se Veranstaltungen:

Don­ners­tag, 5. Mai, 17 Uhr, im Hör­saal 14 des Gebäu­des Natur­wis­sen­schaf­ten I: Pro­fes­sor Roald Hoff­mann erhält den Otto-War­burg-Preis 2011. Ein Emp­fang des Ober­bür­ger­mei­sters schließt sich an.

Frei­tag, 6. Mai, 19 Uhr im Klei­nen Haus der Stadt­hal­le: Deut­sche Urauf­füh­rung des Stücks „Hät­te man bloß…“ in sze­ni­scher Lesung. Autor ist Roald Hoff­mann, Regie führ­te Isa­bel­la Gre­gor, Wien.

Sams­tag, 7. Mai, 15 Uhr im Hör­saal 8 des Gebäu­des Geo­wis­sen­schaf­ten: „Wer stützt, wer stürzt Afri­kas Auto­kra­ten? Crime Pays – 500 Jah­re Tat­ort Afri­ka“. Die­se Vor­trags- und Film­ver­an­stal­tung gestal­tet der Frei­bur­ger Autor Albrecht Heise.

Sams­tag, 7. Mai, 19 Uhr, Hör­saal 1 im Gebäu­de am Geschwi­ster-Scholl-Platz: „Die sieb­te Köni­gin“ – ein Stück von Senou­vo Agbo­ta Zin­sou in gemein­sa­mer Bear­bei­tung mit Roald Hoffmann.