Bund Natur­schutz wen­det sich gegen Ein­satz von Diflubenzuron

Schluss mit dem Gift­ein­satz auf kom­mu­na­len Grün­flä­chen und an Auto­bah­nen in Franken

Der Bund Natur­schutz (BN) kri­ti­siert den Gift­ein­satz in Fran­kens Kom­mu­nen gegen den Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner. In weni­gen Wochen (Mai) wer­den vor­aus­sicht­lich wie­der etli­che Kom­mu­nen und auch die Auto­bahn­di­rek­ti­on Nord­bay­ern das Bio­zid Diflu­ben­zu­ron 80% in gro­ßer Men­ge ver­sprit­zen. In den letz­ten Jah­ren wur­de das Gift in min­de­stens 26 frän­ki­schen Gemein­den und in rie­si­ger Men­ge auch an den Auto­bah­nen in der Metro­pol­re­gi­on gespritzt. Bei einer Akti­on in Her­zo­gen­au­rach, wo in den letz­ten Jah­ren laut einer Ant­wort der Staats­re­gie­rung auf eine Land­tags­an­fra­ge von Bünd­nis 90/​Die Grü­nen an min­de­stens 29 Stel­len der Wirk­stoff Diflu­ben­zu­ron im Stadt­ge­biet ver­sprüht wor­den war, ver­deut­lich­ten Ver­tre­ter des BN, dass hier Gesund­heits­ge­fah­ren drohen.

„Diflu­ben­zu­ron besteht aus fluo­rier­ten und chlo­rier­ten Ben­zol­rin­gen, die zwar nach eini­gen Tagen zer­fal­len, ihre Abbau­pro­duk­te sind aber nicht leicht bio­lo­gisch abbau­bar und ver­mut­lich krebs­er­re­gend. Das Umwelt­bun­des­amt schätzt das Gift als für Men­schen schäd­lich ein. Es ist sehr gif­tig für Was­ser­or­ga­nis­men und gefähr­det das Trink­was­ser. Als Bio­zid besitzt es kei­ne eige­ne Zulas­sung, son­dern wird im Rah­men von Über­gangs­re­ge­lun­gen als Alt­wirk­stoff ein­ge­setzt. Es führt dar­über hin­aus zu einer enor­men Dezi­mie­rung der Bio­di­ver­si­tät von Schmet­ter­lin­gen und Insek­ten“, so Richard Mer­gner, Lan­des­be­auf­trag­ter des BN.

„Wir for­dern die Gemein­den auf, die­ses Jahr unter kei­nen Umstän­den mehr Diflu­ben­zu­ron ein­zu­set­zen, son­dern Befalls­stel­len mecha­nisch zu besei­ti­gen. Nach einer Gift­be­hand­lung muss­ten ja auch bis­her die Nester abge­saugt oder abge­flämmt wer­den. Auch die Auto­bahn­di­rek­ti­on Nord­bay­ern darf nicht mehr Diflu­ben­zu­ron ver­sprit­zen. Es ist doch unglaub­lich, dass hier in den letz­ten Jah­ren pro­phy­lak­tisch und ohne Schutz der Auto­fah­rer meh­re­re hun­dert Ton­nen des Spritz­mit­tels ver­sprüht wur­den. Und das auch an Park­plät­zen, wo die Leu­te dann ihre Brot­zeit essen“, so Mergner.

„Eine Über­prü­fung der Schäd­lings­be­kämp­fung gegen den Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner ist drin­gend gebo­ten. Das Baye­ri­sche Umwelt­mi­ni­ste­ri­um und das Baye­ri­sche Sozi­al­mi­ni­ste­ri­um sind gefor­dert, die Über­wa­chung sicher­zu­stel­len und mit der Bund-Län­der-Arbeits­ge­mein­schaft „Che­mi­ka­li­en­si­cher­heit“ Ver­stö­ße gegen Sicher­heits­auf­la­gen zu ahn­den. In Wei­sen­dorf, Lkr. Erlan­gen-Höch­stadt wur­den sol­che Ver­stö­ße akten­kun­dig, wei­te­re Ver­stö­ße sind in fast allen Kom­mu­nen anzu­neh­men, die bis­her Diflu­ben­zu­ron ein­setz­ten. Wir befürch­ten, dass wohl meist auf die vor­ge­schrie­be­ne Abwä­gung ver­schie­de­ner Bekämp­fungs­me­tho­den ver­zich­tet und gleich zur che­mi­schen Keu­le gegrif­fen wur­de sowie dass mehr­tä­gi­ge Absper­run­gen der gespritz­ten Berei­che unter­las­sen wur­den“, so Mergner.

Diflu­ben­zu­ron führt zu Artensterben

Da die che­mi­schen Bekämp­fungs­maß­nah­men kei­nen dau­er­haf­ten Erfolg brin­gen und mas­si­ve öko­lo­gi­sche Schä­den zu befürch­ten sind, kri­ti­siert der BN die­se Gift­ein­sät­ze gegen den Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner. „Seit Jah­ren wur­de Diflu­ben­zu­ron gespritzt, aber erst seit kur­zem weiß man aus einer wis­sen­schaft­li­chen Stu­die aus Schwa­bach, dass der dor­ti­ge Ein­satz im Stadt­park mit Diflu­ben­zu­ron und Bazil­lus thu­rin­gi­en­sis (k) zu einem Ver­lust von 3/4 der in sol­chen Eichen­hai­nen übli­chen Schmet­ter­lings­ar­ten führ­te, der Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner aber z.T. pro­fi­tier­te, weil auch Brut­vö­gel betrof­fen waren, die die Rau­pen fres­sen“, so Tom Konop­ka, Regio­nal­re­fe­rent des BN. Eine jähr­li­che Begif­tung von kom­mu­na­len Grün­flä­chen und an Auto­bah­nen lehnt der BN kate­go­risch wegen der öko­lo­gisch nicht abseh­ba­ren Aus­wir­kun­gen auf die Umwelt und den Men­schen ab.

Gift­ein­satz ohne Sinn und Verstand

„Wir kri­ti­sie­ren mas­siv, dass in vie­len Kom­mu­nen und ent­lang der Auto­bah­nen in gro­ßen Men­gen ein Gift aus­ge­bracht, ohne dass vor­her in einem objek­ti­ven und nach­prüf­ba­ren Ver­fah­ren fest­ge­stellt wur­de, ob bzw. wo die Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner über­haupt in einer pro­ble­ma­ti­schen Dich­te vor­kom­men,“ kri­ti­siert BN-Wald­re­fe­rent Ralf Strauß­ber­ger. „Außer­dem wur­den – ins­be­son­de­re ent­lang der Auto­bah­nen – nicht nur Eichen, son­dern auch ande­re Baum­ar­ten mit Gift besprüht, an denen der Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner über­haupt nicht vorkommt.“

For­de­run­gen des Bun­des Naturschutz

Der BN for­dert, dass mecha­ni­sche Maß­nah­men bei hygie­ni­schen Pro­ble­men bevor­zugt wer­den. Der BN kann akzep­tie­ren, dass in Ein­zel­fäl­len bei nach­ge­wie­se­ner hoher Befalls­dich­te durch den Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner in Stadt­nä­he, Spiel­platz­nä­he oder bei häu­fig began­ge­nen Wan­der­we­gen gegen den Pro­zes­si­ons­spin­ner vor­ge­gan­gen wird, weil des­sen Haa­re tat­säch­lich all­er­gi­sche Reak­tio­nen aus­lö­sen kön­nen. Dabei sol­len jedoch mecha­ni­sche Ver­fah­ren, wie das Absam­meln, Abflam­men oder Besprü­hen der Nester mit Was­ser­glas bevor­zugt wer­den. Dies wird andern­orts seit Jah­ren erfolg­reich praktiziert.

Der BN for­dert, dass kein Diflu­ben­zu­ron im kom­mu­na­len Bereich und an Auto­bah­nen ein­ge­setzt wird. Im kom­mu­na­len Bereich dür­fen aus­schließ­lich mecha­ni­sche Bekämp­fungs­maß­nah­men zum Tra­gen kom­men. Die Not­wen­dig­keit che­mi­scher Bekämp­fungs­maß­nah­men muss grund­sätz­lich über­prüft wer­den, wie dies nach Bio­zid­recht auch vor­ge­schrie­ben ist. Die ver­schie­de­nen Bekämp­fungs­me­tho­den müs­sen mit der Nicht­be­kämp­fung abge­wo­gen werden.

Außer­dem for­dert der BN umfas­sen­de öko­lo­gi­sche Begleit­un­ter­su­chun­gen zu den der Aus­wir­kun­gen bis­he­ri­ger Gift­ein­sät­ze. Uner­läss­lich für eine Ent­schei­dung, ob über­haupt etwas gegen den Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner unter­nom­men wer­den muss, sind objek­ti­ve und nach­prüf­ba­re Pro­gno­se­ver­fah­ren für kom­mu­na­le Grün­flä­chen. Wegen der gefähr­li­chen Aus­wir­kun­gen der Abbau­pro­duk­te des Diflu­ben­zu­rons darf die­ses Mit­tel kei­ne Geneh­mi­gung mehr erhal­ten. Der BN for­dert außer­dem, dass Kom­mu­nen und Auto­bahn­di­rek­tio­nen Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen dazu durch­füh­ren müssen.

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen

Diflubenzuron/​Dimilin

Bei Diflu­ben­zu­ron 80% mit dem Wirk­stoff Diflu­ben­zu­ron (1-(4‑Chlorphenyl)-3-(2,6‑Difluorbenzoyl)-Harnstoff) han­delt es sich um einen hoch­wirk­sa­men Häu­tungs­hem­mer, der den Chi­tin­stoff­wech­sel von Insek­ten unter­bricht. Diflu­ben­zu­ron blockiert Enzy­me, die nor­ma­ler­wei­se für die Chi­tin­bil­dung und Aus­här­tung der Chi­tin­haut sor­gen. Dadurch wird die Häu­tung ver­hin­dert, es kommt zum Abster­ben der Rau­pen und der Pup­pen. Das Gift kann schon im Eis­ta­di­um töd­lich wir­ken. Diflu­ben­zu­ron ist ein Fraß­gift, das über die Blatt­nah­rung auf­ge­nom­men wird. Es tritt kei­ne Sofort­wir­kung ein, die betrof­fe­nen Rau­pen fres­sen bis zur näch­sten Häu­tung wei­ter. Als Dimi­lin 80 WG wird der Wirk­stoff Diflu­ben­zu­ron in For­sten nach dem Pflan­zen­schutz­ge­setz gegen den Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner ver­wen­det. 2010 waren meh­re­re 1000 Hekt­ar in Fran­ken betroffen.

Begrün­dung für den Ein­satz von Diflu­ben­zu­ron als Biozid

Bei einer Gesund­heits­ge­fähr­dung des Men­schen durch die Brenn­haa­re des Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ners darf der­zeit Diflu­ben­zu­ron als Bio­zid im öffent­li­chen Grün ein­ge­setzt wer­den. Dafür gilt noch eine aus­lau­fen­de Son­der­ge­neh­mi­gung, da es bereits vor dem Jahr 2000 ein­ge­setzt wur­de. Die Bekämp­fung wird dabei i.d.R. vor dem 3. Lar­ven­sta­di­um durch­ge­führt, d.h. im Mai, da erst dann die gefähr­li­chen Brenn­haa­re aus­ge­bil­det wer­den. Die Brenn­haa­re des Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ners kön­nen zu star­ken all­er­gi­schen Reak­tio­nen füh­ren. Ver­ant­wort­lich dafür ist das Pro­te­in Thau­me­to­po­ein auf den Haa­ren. Vor­aus­set­zung für den Diflu­ben­zu­ron­ein­satz sind die fach­li­che Unter­su­chung des Befalls, die Abwä­gung geeig­ne­ter Metho­den (dar­un­ter z.B. mecha­ni­sche Besei­ti­gung) und erst im Extrem­fall der Ein­satz des Spritz­mit­tels. Dabei ist für 24 Stun­den nach dem Ein­satz ein grund­sätz­li­ches Betre­tungs­ver­bot ein­zu­hal­ten und danach dür­fen die Flä­chen bis 48 Stun­den nur mit aus­rei­chen­der Schutz­aus­rü­stung betre­ten wer­den, d.h. es sind umfang­rei­che Absper­run­gen und Infor­ma­tio­nen der Öffent­lich­keit not­wen­dig. Zu Gewäs­sern ist ein Abstand von 100 Metern ein­zu­hal­ten. Diflu­ben­zu­ron darf nicht in Gewäs­ser gelan­gen, auch nicht indi­rekt über die Kana­li­sa­ti­on. Übli­cher­wei­se müs­sen älte­re Nester trotz­dem mecha­nisch besei­tigt wer­den, weil die Brenn­haa­re wei­ter­hin all­er­gen wirken.

Ver­brei­te­ter Ein­satz in Franken

Auf eine Land­tags­an­fra­ge von Bünd­nis 90/​Die Grü­nen in Fol­ge des Fal­les Wei­sen­dorf hat das Baye­ri­sche Staats­mi­ni­ste­ri­um für Umwelt und Gesund­heit im Sep­tem­ber 2010 mit­ge­teilt, dass in den letz­ten Jah­ren Diflu­ben­zu­ron in fol­gen­den frän­ki­schen Kom­mu­nen ein­ge­setzt wur­de: Igens­dorf, Gebsat­tel, Schwa­bach, Adels­dorf, Lauf, Bruck­berg, Die­ten­ho­fen, Lich­ten­au, Her­zo­gen­au­rach, Röt­ten­bach, Herolds­berg, Veits­bronn, Ober­as­bach, Puschen­dorf, Bad Winds­heim, Röthen­bach a.d.P., Absberg, Pfo­feld, Mühl­hau­sen, Grems­dorf, Aurach­tal, Gro­ßen­see­bach, Plein­feld, Groß­lang­heim, Wie­sen­t­heid, Kitzingen.

Nürn­berg ver­zich­tet auf den Ein­satz des syn­the­ti­schen Gif­tes und hat z.B. im Volks­park Dut­zen­teich mecha­ni­sche Bekämp­fun­gen durchgeführt.

Die Auto­bahn­di­rek­ti­on Nürn­berg setzt auf­grund der Bio­zid-Ver­ord­nung Diflu­ben­zu­ron „aus hygie­ni­schen Grün­den“ gegen den Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner ent­lang der Auto­bah­nen ein, „um Ver­kehrs­teil­neh­mer zu schüt­zen.“ (NN 3.5.07). 2010 wur­den allein an den Auto­bah­nen A3, A6, A9, A73 um Nürn­berg und an der A70 bei Bam­berg 500.000 Liter Spritz­brü­he ent­lang der Auto­bah­nen „incl. Park­plät­ze“ gesprüht. „Für Men­schen gilt der Wirk­stoff als unbe­denk­lich“, behaup­tet die Auto­bahn­di­rek­ti­on Nord­bay­ern im Mai 2010.

Gefah­ren durch Diflubenzuron

Laut Umwelt­bun­des­amt (Schrei­ben vom 23.6.2010) „wird Diflu­ben­zu­ron im Rah­men der Zulas­sung von Bio­zid-Wirk­stof­fen gemäß Bio­zid-Richt­li­nie 98/8/EG in der Pro­dukt­art 18 (Insek­ti­zi­de) … geprüft. Die Bewer­tung … ist noch nicht abge­schlos­sen. … Die im Bewer­tungs­ent­wurf vor­ge­schla­ge­ne Umwelteinstufung/​Kennzeichnung für den Bio­zid­wirk­stoff ist N, R50/53 (gefähr­lich für die Umwelt, sehr gif­tig für Wasserorganismen/​kann in Gewäs­sern län­ger­fri­stig schäd­li­che Wir­kun­gen haben). Diflu­ben­zu­ron ist nicht leicht bio­lo­gisch abbaubar.“

Das gro­ße Pro­blem bei Diflu­ben­zu­ron ist, dass es ein Breit­band­mit­tel ist, d.h. es wirkt nicht nur selek­tiv auf den Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner, son­dern auf sämt­li­che Insek­ten­ar­ten, die sich im Lar­ven­sta­di­um befin­den. Dies bedeu­tet es wer­den auch unschäd­li­che, even­tu­ell sel­te­ne und geschütz­te Arten wie der Hecken­woll­af­ter betrof­fen. Gan­ze Gene­ra­tio­nen vie­ler Klein- und Groß­schmet­ter­lin­ge, wie der Blaue Eichen­zip­fel­fal­ter, die Grü­ne Eichen­eu­le, die Ocker­brau­ne Herbst­eu­le oder die Oliv­grü­ne Eichen­eu­le kön­nen betrof­fen sein, weil deren Rau­pen wegen des Gift­ein­sat­zes absterben.

Diflu­ben­zu­ron ist außer­dem töd­lich für Fische, Fisch­n­ähr­tie­re und Algen. Bei Unter­su­chun­gen wur­den auch Aus­wir­kun­gen auf den Brut­er­folg von Sing­vö­geln fest­ge­stellt (fast voll­stän­di­ger Aus­fall der Zweit­bru­ten von Kohl­mei­sen, da die­se nicht mehr aus­rei­chend Rau­pen für die Auf­zucht einer zwei­ten Brut vor­fin­den). Eben­so ist ein deut­li­cher Rück­gang bei Netz­flüg­lern zu beob­ach­ten. In Wei­sen­dorf beein­träch­tig­te 2010 ein unsach­ge­mä­ßer Ein­satz von Diflu­ben­zu­ron an einem Wald­rand eine gewerb­li­che Heu­schrecken­zucht. Wegen des ent­stan­de­nen Scha­dens ist der­zeit ein zivil­recht­li­ches Ver­fah­ren anhängig.

Die Eiche als El Dora­do für Insek­ten wird regel­mä­ßig begiftet

Beson­ders gra­vie­rend ist der Diflu­ben­zu­ron­ein­satz für die Bio­di­ver­si­tät, weil die Eiche die Baum­art mit dem höch­sten natür­li­chen Insek­ten­reich­tum aller Wald­bäu­me ist. Auf kei­ner ande­ren hei­mi­schen Baum- oder Pflan­zen­art leben mehr Insek­ten­ar­ten als auf der Eiche. Aus den bekann­ten Insek­ten­grup­pen leben allein etwa 400 Schmet­ter­lings­ar­ten, mehr als 50 Bock­kä­fer­ar­ten sowie etwa 10 Bor­ken- und Kern­kä­fer­ar­ten direkt bzw. indi­rekt an und von der Eiche. Dazu kom­men noch Dut­zen­de Arten von Zwei­flüg­lern und Hautflüglern.

Mas­si­ve Aus­wir­kun­gen der Begif­tung nicht lang­fri­stig untersucht

Der BN kri­ti­siert seit lan­gem, dass Hin­wei­sen auf schäd­li­che Aus­wir­kun­gen nicht aus­rei­chend nach­ge­gan­gen wur­de. So ist nach Kennt­nis des BN, der vom Aus­ster­ben bedroh­te Mai­vo­gel, des­sen Rau­pen an Eschen leben, nach der Sprit­zung von 1993/94 am Hohen­lands­berg bei Wei­gen­heim aus­ge­fal­len und dau­er­haft ver­schwun­den. Ande­re Arten haben sich erst nach Jah­ren erholt. Außer­dem bele­gen Unter­su­chun­gen von Vogel­bru­ten in Nist­kä­sten, dass in begif­te­ten Wald­ge­bie­ten die Zweit­bru­ten voll­stän­dig aus­ge­fal­len und ver­hun­gert sind. Zudem sind anschei­nend Flä­chen bereits mehr­fach begif­tet wor­den, ohne dass die Aus­wir­kun­gen aus­rei­chend unter­sucht wur­den. All die­sen Kri­tik­punk­ten hät­te man in lang­fri­sti­gen Unter­su­chun­gen nach­ge­hen müs­sen. Eben­so fehlt regel­mä­ßig die spe­zi­el­le arten­schutz­recht­li­che Prü­fung durch ent­spre­chen­de Fach­leu­te (saP). Die für Natu­ra 2000-Arten (FFH-Anhang IV-Arten und Arten der Vogel­schutz­richt­li­nie) vor­ge­schrie­be­ne Ver­träg­lich­keits­prü­fun­gen wer­den eben­falls meist unterlassen.

Kli­ma­wan­del mit­ver­ant­wort­lich für Raupenvermehrung

Die regel­mä­ßi­gen Mas­sen­ver­meh­run­gen blatt­fres­sen­der Schmet­ter­lings­rau­pen an Eichen sind eine Fol­ge der Kli­ma­än­de­rung. Die CO2-Immis­sio­nen aus Indu­strie, Ver­kehr und Haus­hal­ten füh­ren zu Tem­pe­ra­tur­er­hö­hun­gen und zu einer Abnah­me der Nie­der­schlä­ge. Davon pro­fi­tie­ren ins­be­son­de­re die blatt­fres­sen­den Insek­ten wie die Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner, die warm-trocke­nes Kli­ma lieben.