Gemein­freie Lie­der­bü­cher für Kin­der­gär­ten und Schu­len gehen in Druck

Es gibt end­lich Neu­es bei den Lie­der­bü­chern! Die Prü­fung der VG Musik­edi­ti­on ergab, dass die Melo­dien „offen­sicht­lich gemein­frei“ sind. Natür­lich ist die­se Aus­sa­ge ohne Gewähr. Zu den Lied­tex­ten konn­te die VG nichts sagen, da kei­ne Quel­len ange­ge­ben waren. Die „Musik­pi­ra­ten“ haben nun also die letz­ten Tage damit ver­bracht, bei allen Lie­dern her­aus­zu­fin­den, wer sich hin­ter „Volks­lied“ ver­birgt und ob nicht ein Lied von jeman­dem bear­bei­tet wur­de, der nicht vor min­de­stens 70 Jah­ren ver­stor­ben ist.

Der Ver­ein geht davon aus, dass bei kei­nem der ver­wen­de­ten Lie­der Rechts­an­sprü­che gel­tend gemacht wer­den kön­nen. Die für den Druck vor­ge­se­he­ne Ver­si­on kann nun hier her­un­ter­ge­la­den werden:

http://​data​.musik​pi​ra​ten​-ev​.de/​p​u​b​l​i​c​/​k​i​n​d​e​r​-​w​o​l​l​e​n​-​s​i​n​g​e​n​.​pdf

Bis zum Wochen­en­de wird es eine für den Selbst­aus­druck opti­mier­te Ver­si­on geben (DIN A4), die dann hier ver­linkt wird:

http://​musik​.klar​ma​chen​-zum​-aen​dern​.de/​k​i​n​d​e​r​l​i​e​der

In den näch­sten Tagen wird in Zusam­men­ar­beit mit der Drucke­rei der Druck vor­be­rei­tet und ange­sto­ssen. Die Pro­duk­ti­ons­zeit wird drei bis vier Wochen betragen.

Ver­zö­ge­rung durch lan­ge Bear­bei­tungs­dau­er der VG Musikedition

Der für Anfang März geplan­te Druck von über 50.000 Büchern mit gemein­frei­en Kin­der­lie­dern hat­te sich sich um meh­re­re Wochen ver­zö­gert. Grund hier­für war die Bear­bei­tungs­dau­er der Prü­fung auf Gemein­frei­heit durch die VG Musik­edi­ti­on. Ohne die­se expliz­te Prü­fung kön­nen die Bücher nicht vom Musik­pi­ra­ten e.V. gedruckt und kosten­los an alle Kin­der­be­treu­ungs­ein­rich­tun­gen in Deutsch­land ver­teilt werden.

„Nach mehr­ma­li­gem Nach­fra­gen wur­de uns mit­ge­teilt, dass man sich bemü­he, Anfra­gen auf Gemein­frei­heit inner­halb von vier Wochen zu bear­bei­ten.“ schil­dert Chri­sti­an Huf­gard, 1. Vor­sit­zen­der des Musik­pi­ra­ten e.V., den aktu­el­len Sta­tus des Pro­jekts. Da alle Lie­der von Frei­wil­li­gen neu gesetzt wor­den sind, konn­te erst Ende Febru­ar ein Ent­wurf an die VG Musik­edi­ti­on geschickt wer­den. „Schein­bar war unse­re Annah­me, eine Prü­fung offen­sicht­lich gemein­frei­er Noten­sät­ze auf Gemein­frei­heit könn­te schnell durch­ge­führt wer­den, doch etwas naiv. Wir waren da wahr­schein­lich von der GEMA ver­wöhnt: Die­se schafft es inner­halb weni­ger Tage die Daten von über hun­dert Urhe­bern für eine CD-Pro­duk­ti­on zu prüfen.“

Lie­der­buch umfang­rei­cher als geplant

Abge­se­hen von die­ser Ver­zö­ge­rung ist das Pro­jekt auf einem sehr guten Weg: In allen Bun­des­län­dern wur­den Groß­ver­tei­ler gefun­den, die die Ver­tei­lung vor Ort orga­ni­sie­ren und durch­füh­ren. Statt wie geplant 52 Sei­ten wird das Lie­der­buch nun 72 Sei­ten stark sein und 49 Kin­der­lie­der von „Alle mei­ne Ent­chen“ über „Ich geh’ mit mei­ner Later­ne“ bis hin zu „Wide­le wede­le“ enthalten.

Seit dem 1. Febru­ar hat der Musik­pi­ra­ten e.V. über 40.000 € an Spen­den­gel­dern ent­hal­ten, ein Groß­teil davon zweck­ge­bun­den für die Pro­duk­ti­on und Ver­tei­lung der Kin­der­lie­der­bü­cher. Die Band­brei­te der Zuwen­dun­gen ging hier­bei von einem bis hin zu zehn­tau­send Euro. Pri­vat­per­so­nen, IT-Fir­men, Trä­ger von Kin­der­be­treu­ungs­ein­rich­tun­gen, Eltern­bei­rä­te und Kegel­clubs sind eben­so unter den Spen­dern, wie natür­lich auch Fir­men, die Pro­duk­te für Kin­der anbie­ten. Den gut 1.000 Spon­so­ren wur­de bereits gestern eine Vor­ab­ver­si­on des Lie­der­buchs als Down­load ange­bo­ten, die aber auf­grund der Rechts­un­si­cher­heit expli­zit nicht zur Ver­öf­fent­li­chung und Ver­tei­lung frei­ge­ben wurde.

Als ein­zi­ge poli­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on betei­ligt sich die Pira­ten­par­tei als Spon­sor an dem Pro­jekt und wird, zusam­men mit über 200 Pri­vat­per­so­nen und instu­tio­nel­len Ein­rich­tun­gen wie der AWO und der Hoch­schu­le für Musik und Thea­ter Rostock, bei der Ver­tei­lung der Lie­der­bü­cher hel­fen. Für über 40.000 der Bücher wer­den Ver­bän­de der PIRA­TEN sogar als Groß­ver­tei­ler fun­gie­ren. In Ham­burg wur­de den Musik­pi­ra­ten sogar von ganz uner­war­te­ter Sei­te Schüt­zen­hil­fe zuteil: die Besat­zung einer Kor­vet­te der Bun­des­wehr hat sich als Groß­ver­tei­ler für die Han­se­stadt ange­bo­ten. Im Bun­des­tag dage­gen ver­sucht Die Lin­ke über einen Ent­wurf eines „Geset­zes zur Ände­rung des Urhe­ber­rechts­ge­set­zes – Ein­be­zie­hung von Kin­der­ta­ges­be­treu­ungs­ein­rich­tun­gen in die Schran­ken­re­ge­lun­gen“ ein kosten­lo­ses Anfer­ti­gen von Kopien von Noten­blät­tern für Kin­dern zu ermöglichen.

Wer an der Ver­tei­lung der Bücher vor Ort mit­hel­fen möch­te, kann sich wei­ter­hin auf der Web­sei­te der Musik­pi­ra­ten regi­strie­ren. Vor allem in länd­li­chen Gegen­den wer­den ger­ne noch wei­te­re Hel­fer eingebunden.

Hin­ter­grund: Musik­pi­ra­ten e.V.

Der Musik­pi­ra­ten e.V. ist ein als gemein­nüt­zig aner­kann­ter Ver­ein, des­sen Zweck die För­de­rung frei­er Kul­tur mit Schwer­punkt Musik als künst­le­ri­schem Aus­drucks­mit­tel ist. Um die­se Zie­le zu errei­chen, ver­an­stal­tet und unter­stützt der Ver­ein Wett­be­wer­be wie den Open­Mu­sic­Con­test und betreibt die Inter­net-Platt­form musik​.klar​ma​chen​-zum​-aen​dern​.de.

Auf sei­ner Web­sei­te stellt der Ver­ein regel­mä­ßig Bands und Musi­ker vor, die ihre Wer­ke zur Ver­brei­tung expli­zit frei­ge­ge­ben haben. Jeden Monat wird ein unter Crea­ti­ve Com­mons-lizen­zier­ter Film vor­ge­stellt, für des­sen Ver­brei­tung der Ver­ein auch Resour­cen zur Ver­fü­gung stellt. Dar­über hin­aus wer­den zahl­rei­che Pro­jek­te vor­ge­stellt, mit denen Krea­ti­ve ihre Wer­ke leich­ter der Öffent­lich­keit zugäng­lich machen kön­nen, um so ihre Bekannt­heit zu erhö­hen. Abge­run­det wird das Ange­bot auf der Web­sei­te durch aktu­el­le Nach­rich­ten aus der Welt der frei­en Kultur.