Starkbieranstich mit "Fastenpredigt" in Kirchehrenbach

"Pater Romuald" liest die Leviten ...

"Pater Romuald" liest die Leviten ...

Als Günter Anderl beim Starkbieranstich im Gasthaus Sponsel in Kirchehrenbach zu seiner traditionellen „Politischen Fastenpredigt“ antrat, war sein Mönchsgewand von der gleichen mattbraunen Farbe wie das schäumende Nass in den Krügen. Im ersten Teil seiner bierernsten Abendmeditation setzte er sich als Pater Romuald heftig mit der Herkunftslandschaft des süffigen Stoffs auseinander: der Oberpfalz.

In ihr erkannte er ein gefährliches, von Untergrundkämpfern wie der „Altneuhauser Feuerwehrkapelle“ besetztes Gebiet, das immer wieder zum Ausgangspunkt bösartiger Angriffe auf „unsere fränkische Heimat“ wurde. Die genannte Organisation habe sich zu einer Kampftruppe des Frankenhasses entwickelt; propagandistische Parolen wie „Weiber ohne Schranken/die gibt es nur in Franken“ seien einfach nur abstoßend und verwerflich. Mit einer an Rassismus grenzenden Verachtung beleidige diese Riege aus komischen Gestalten das fränkische Volkstum. „Den Franken, dank Gehirnabbaus/geht öfter mal das Denken aus“. Anderl berichtete von Beratungen des Kirchehrenbacher Pfarrgemeinderats, aufgrund dieser verbalen Aggressionen, die jederzeit in Tätlichkeiten umschlagen könnten, die nächste Fußwallfahrt nach Habsberg nur unter Polizeischutz vorzunehmen. Zur verbalen Notwehr reichten aber auch spontan entstandene Spottverse wie „In Neumarkt gibt es hohle Köpfe! und darunter dicke Kröpfe / Auch im fernen Weiden / lässt sich dies nicht vermeiden. Im Übrigen sei die Steinpfalz ein Hungerland mit vielen Wäldern und unfruchtbaren Feldern, das auf tätige Entwicklungshilfe aus Franken durch intensiven Starkbierkonsum angewiesen wäre.

Szenenwechsel im zweiten Teil der abendlichen Meditation: Pater Romuald befasste sich mit der Notwendigkeit großer, die Welt gestaltender christlicher Männer – gerade in einer Zeit, in der immer mehr Frauen das Sagen und Gestalten haben wollen. Er bedauerte sehr das vorläufige Ausscheiden einer berühmten Freiherren aus der Politik – „ein Mann aus altem Frankenadel, ein Ritter ohne Fehl und Tadel“ Nachkomme eines uralten Geschlechts, das schon vor tausenden Jahren viel zur Christianisierung Oberfrankens beigetragen hat. Der Prediger griff einen polemischen Spottvers auf: „Moral braucht nur, wer sich nichts leisten kann / Karl-Theodor- Du bleibst ein Ehrenmann / Du hasst gelogen wie Franz Josef Strauß/ Das zeichnet Staatsmänner aus Bayern aus“ Seiner Meinung nach enthielte diese bösartige Reimerei doch ein Gran Wahrheit. Große Politiker könnten sich im Interesse ihres höheren Auftrages und ihrer höheren Moral nicht immer an das Bürgerliche Gesetzbuch klammern.

Themenwechsel: Im letzen Drittel des Abends ging der Prediger, der ironisch lächelnd neben seinen Aussagen stand, auf die Probleme seines Heimatdorfes ein. „Kirchehrenbach ist eine kleine Welt / in der die große ihre Probe hält“ Kein Wunder daß ganze Kontinente von Kriegen zerrissen würden, wenn bereits ein mit besten Absichten geteerter Bergweg zu einem mentalen Bürgerkrieg führe, der sich vom Gemeinderat ausgehend bis an die Stammtische fortsetze. Intensiv widmete sich der sachkundige Pater den Verkehrsfragen, die den Ort belasten. Die in Planung befindliche Ostspange der Autobahn bedrohe die heimatlichen Fluren – nicht zuletzt wegen der Arroganz und Uneinsichtigkeit der nahen Kreisstadt. In diesem Zusammenhang erinnerte Günter Anderl an die Zeiten, als führende Politiker der Region viel zur Lösung individueller Verkehrsprobleme vor Ort, aber auch zur Hebung der Geburtenstatistik des Dorfes beigetragen hätten. Sein Zorn galt ferner dem „Franzensbad“  in Forchheim, das er als Denkmal des Größenwahns und der babylonischen Selbstüberschätzung abwertete. Im Einbau einer Sauna, die nur Sinnlichkeit und Augenlust fördere, erkannte er eine Verletzung der Grundsätze christlicher Moral. Froh und dankbar sei er daher, dass die Integration eines solchen „Dampfbades der Sünde“ in das Kirchehrenbacher Hallenbad durch den Einspruch des Bundes Naturschutz verhindert wurde. Die tapferen Hüter der Schöpfung hätten darauf verwiesen, dass der Anblick nackter Dorfpolitiker beiderlei Geschlechts bei Tieren aus den Wäldern zu Tollwutanfällen und Schäden im Erbgut führen könnte.

Der Abend im Gasthaus Sponsel erhielt seinen gemütlichen Reiz und seine entspannte Stimmung zusätzlich durch die „DADARAA“-Blaskapelle. Die vier Musiker brachten nicht nur altfränkische Klassiker zu Gehör. In ihrem Programm finden sich Schlager aus einem halben Jahrhundert die inzwischen Volkslieder geworden sind.