Universität Bamberg: Nächste Runde der Exzellenzinitiative erreicht

Die Universität Bamberg schnitt in der zweiten Phase der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder hervorragend ab: In der Förderline „Graduiertenschulen” konnte sie ihre Bamberg Graduate School of Social Sciences (BAGSS) erfolgreich in der Vorentscheidung des zweistufigen Auswahlverfahrens positionieren.

„Dies ist ein großer Erfolg, der zeigt, dass wir in der sozialwissenschaftlichen Forschung fraglos bundesweit eine absolute Spitzenposition einnehmen“, freute sich Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert über das Ergebnis, das die Gemeinsame Kommission von Deutscher Forschungsgemeinschaft und Wissenschaftsrat nach ihrer Sitzung am 2. März mitteilte. Demnach sind von allen bayerischen Bewerbern neben Bamberg nur noch die beiden Münchner Universitäten sowie mit einem Kooperationsprojekt die Universität Regensburg im Rennen. „Dieses Zwischenergebnis verdeutlicht einmal mehr, wie erfolgreich die Profilierung der Universität Bamberg in den letzten Jahren war“, so Ruppert weiter. „Es gibt international konkurrenzfähige Forschung auch außerhalb Münchens und Bamberg ist eine Topadresse!“

Gemeinsam mit 24 weiteren Antragstellern und 39 bereits geförderten Graduiertenschulen kämpft die BAGSS nun um eine Fördersumme zwischen einer und 2,5 Millionen Euro. Die Universität Bamberg hat jetzt bis zum 1. September 2011 Zeit, einen Vollantrag zu stellen. Mitte Juni 2012 entscheidet der Bewilligungsausschuss endgültig darüber, welche Bewerber fünf Jahre lang gefördert werden.

Die BAGSS setzt in ihrer Bewerbung auf zwei inhaltliche Schwerpunkte, die bereits seit vielen Jahren zu den profilbildenden Bamberger Forschungsfeldern gehören: Zum einen „Bildung, Entwicklung und Lernen – Bedingungen, Prozesse und Konsequenzen für Familie und Arbeitsmarkt“ und zum anderen „Governance, institutioneller Wandel und bürgerliches Engagement im transnationalen Kontext“. Ziel der Graduiertenschule ist die Förderung exzellenter und international wettbewerbsfähiger Forschung von Promovierenden sowie Postdoktorandinnen und Postdoktoranden.

Interview mit dem Leiter Prof. Dr. Thomas Saalfeld über die neu gegründete Bamberg Graduate School of Social Sciences (BAGSS)

Was ist die BAGSS?

TS: Das Programm der Graduate School richtet sich vorrangig an Graduierte mit einem deutschen Master-, Magister- oder Diplomabschluss und an Graduierte nichtdeutscher Universitäten mit äquivalenten Qualifikationen. Außerdem wollen wir außergewöhnlich qualifizierte Absolventinnen und Absolventen eines Bachelorstudiums unter bestimmten Bedingungen und Auflagen aufnehmen, um den exzellenten Nachwuchs schon so früh wie möglich zu fördern.

Und was bietet die Graduate School dem wissenschaftlichen Nachwuchs?

TS: Den Promovenden wird ein eigenes Qualifizierungsprogramm angeboten, das flexibel auf den Bedarf der einzelnen Personen abgestimmt werden kann. Das Angebot steht im Wesentlichen auf drei Säulen: Zuerst werden den Promovierenden die notwendigen fachlichen und methodischen Grundlagen zur Durchführung ihrer Forschungsprojekte vermittelt. Dazu gehören z.B. Veranstaltungen zu Forschungsmethoden und Wissenschaftstheorie. Das reizvollste am Programm der Graduate School ist sicher der zweite Schwerpunkt, nämlich die Gelegenheit, Projektentwürfe und inhaltliche Ideen mit Gleichgesinnten und Fachleuten intensiv zu diskutieren. Der dritte Schwerpunkt liegt dann auf den sogenannten „soft skills“ zur Durchführung des Projekts, aber eben auch zur Planung der eigenen Laufbahn. Hierzu gehören z.B. Kurse in „Writing and Presenting Academic Papers in English“ oder hochschuldidaktische Weiterbildungsseminare.

Welche inhaltliche Ausrichtung hat denn diese Graduate School – Social Sciences sind ja ein weites Feld?

TS: Die Graduate School setzt zunächst zwei inhaltliche Schwerpunkte, die bereits seit vielen Jahren zu den profilbildenden Bamberger Forschungsfeldern gehören: Zum einen „Bildung, Entwicklung und Lernen – Bedingungen, Prozesse und Konsequenzen für Familie und Arbeitsmarkt“. In der empirischen Bildungsforschung ist die Otto-Friedrich-Universität Bamberg ja in den vergangenen Jahren insbesondere durch die Einwerbung großer Drittmittelprojekte wie dem Nationalen Bildungspanel zu einem der wichtigsten Standorte in Deutschland geworden.
Und zweitens „Governance, institutioneller Wandel und bürgerliches Engagement im transnationalen Kontext“. Die Forschergruppe dieses Schwerpunkts arbeitet u.a. an der Theorie und Empirie des institutionellen Designs transnationaler und internationaler Organisationen (z.B. beim Klimaschutz oder der Bewältigung von Flüchtlingsströmen), des Regierens in Mehrebenensystemen (z.B. in der EU) und der Anpassung nationaler Institutionen (z.B. Parlaments- oder Verwaltungsreform). Auch hier kann die Graduate School auf dem bereits gewonnenen Profil und dem Erfolg des Graduiertenkollegs „Märkte und Sozialräume in Europa“ und verschiedenen extern geförderten Forschungsprojekten aufbauen.
Beide Schwerpunkte sind bereits in nationale und internationale Forschernetzwerke integriert und methodisch durch eine dezidiert verhaltenswissenschaftliche Ausrichtung miteinander verbunden. Sie bringen auf der Betreuungsseite einschlägige Expertise aus mehreren Fakultäten und Fachgebieten zusammen und sind in diesem Sinne fakultätsübergreifend. Das Konzept ist so angelegt, dass sich die Graduate School zu einem späteren Zeitpunkt um zusätzliche Schwerpunkte erweitern lässt.

Der wissenschaftliche Nachwuchs profitiert also von einer auf ihn und seine Bedürfnisse angepassten hervorragenden Forschungsumwelt. Und wie steht es dabei um die Internationalität? Die Wissenschaftslandschaft internationalisiert sich ja in zunehmendem Maße, insbesondere in den Sozialwissenschaften.

TS: Unser Ziel ist es, die verfügbaren Synergien in der Universität konsequent zur Erarbeitung und Bereitstellung eines national und international konkurrenzfähigen Betreuungs- und Ausbildungskonzepts für Promovierende zu nutzen und die Attraktivität der Universität in diesem Bereich weiter zu erhöhen. Internationalität gehört daher in allen Bereichen des Angebots dazu: Die Promovenden selbst sind international und diskutieren ihre Themen mit in- und ausländischen Wissenschaftlern – in Bamberg und auf nationalen und internationalen wissenschaftlichen Kongressen; viele Veranstaltungen sind bereits auf Englisch. Und die Beratung und Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses findet stets mit Blick auf internationale Werdegänge statt. Ziel ist es auch, die internationalen Netzwerke der Mitglieder der Graduate School gezielt zu nutzen, um international anerkannte Wissenschaftler nach Bamberg zu bringen. So wurden 2010 zwei internationale Sommerschulen abgehalten: Bereits zum zweiten Mal wurde die „International Bamberg Summer School in Empirical Education Research“ abgehalten. Erstmals konnte Bamberg auch die „Summer School on Parliaments des European Consortium for Political Research“ ausrichten.

Wie viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden von diesem Angebot profitieren können?

TS: Zurzeit werden von den Gründungsmitgliedern der Graduate School über 90 Promovierende betreut. Insgesamt gehen wir daher von einer realistischen Stärke der Graduate School von etwa 60 bis 90 Promovierenden aus. Bei einer angenommenen dreijährigen Promotionsphase bedeutet das ca. 20 bis 30 Neuaufnahmen pro Jahr. Daneben soll die Graduate School einer kleineren Zahl von Postdoktorandinnen und Postdoktoranden ein geeignetes Umfeld bieten, um exzellente Forschung im Bereich der vorgegebenen Schwerpunkte voranzutreiben.

Weitere Informationen: http://www.uni-bamberg.de/bagss