Erzbischof Schick mahnt eine Neuorientierung bei der Entwicklungshilfe und internationaler Zusammenarbeit an

Europa und die USA tragen Mitverantwortung an den Katastrophen in Libyen und Bangladesch

(bbk) Der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, mahnt die reichen Länder ihre internationale Zusammenarbeit in der Entwicklungshilfe neu zu bedenken: „An den Katastrophen der Menschlichkeit in Libyen, Bangladesch und auch in etlichen Staaten Südamerikas sind die reichen Länder mit schuld.“

Bei der Entwicklungshilfe und internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit werde zu sehr auf die eigenen Interessen der Geberländer und zu wenig auf die Interessen der Zivilbevölkerung dort geachtet. Wo Öl und andere Bodenschätze vorhanden seien oder militärische Interessen bestünden, drücke man gern ein Auge hinsichtlich guter demokratischer Regierung zu, kritisiert Schick. So stützten die Industrienationen autoritäre Machthaber und totalitäre Systeme in den Entwicklungsländern, um der eigenen wirtschaftlichen Vorteile willen. „Das wirkt sich jetzt in einigen Ländern verheerend aus. Dabei trifft es die Christen, die sich oft als kleine Minderheiten für Reformen bezüglich der Menschenrechte und einer funktionierenden Bürgergesellschaft einsetzen, besonders hart“, so der Erzbischof.

Die Entwicklungshilfe müsse mehr auf die Menschen vor Ort schauen. Die internationale Zusammenarbeit solle abhängig gemacht werden von Fortschritten in der Rechtstaatlichkeit, der Menschenrechte, der Demokratie, der Parteienvielfalt und der Zulassung von Opposition in den Regierungen. Die „acht Millenniumsziele“ der Vereinten Nationen – Hunger halbieren, Grundschulausbildung ermöglichen, Rechte von Frauen stärken, Kindersterblichkeit verringern, Gesundheit der Mütter verbessern, HIV/Aids, Malaria bekämpfen, den Umweltschutz verbessern, weltweite Entwicklungspartnerschaft aufbauen – müssten ergänzt werden durch Fortschritte bei den Menschenrechten, bei Demokratisierung und gute Regierungsführung, fordert der Erzbischof: „Das Versprechen der Industrienationen 0,7 Prozent des Bruttoinlandseinkommens für die Entwicklungshilfe bereitzustellen, muss eingehalten werden, die Vergabe sollte aber an die Fortschritte bei den Menschenrechten und an demokratische Normen gebunden sein“, so Schick.