Gebietserweiterung und Konjunktur bringen VGN voran
Wachstum bei Fahrten und Einnahmen im Jahr 2010
Auf Wachstumskurs liegt der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg seit der Erweiterung seines Gebietes durch die Regionen Bayreuth und Bamberg sowie einen Teil des Landkreises Haßberge. Im Jahr 2010 wurden im VGN insgesamt 223,44 Millionen Fahrten durchgeführt, das sind 10,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit verbucht der Verkehrsverbund einen neuen Fahrgastrekord. „Die Steigerung um rund 21 Millionen Fahrten ist zum Großteil auf die Integration der Linien in den Erweiterungsgebieten zurückzuführen. Darüber hinaus können wir uns über eine allgemein positive Entwicklung freuen“, berichtet VGN-Geschäftsführer Jürgen Haasler auf der Jahrespressekonferenz am Mittwoch, 2. März 2011. Am stärksten zugenommen haben die Fahrten im Gelegenheitsverkehr (12,2 Prozent) und im Schülerverkehr (20,9 Prozent), die Nachfrage auf kurzen Strecken in den Stadtverkehren (22,3 Prozent) sowie bei den Weitfahrern (11,0 Prozent). Entsprechend entwickelten sich auch die Einnahmen, sie erhöhten sich um 14,1 Prozent auf 255,54 Millionen Euro.
Erwartungen übertroffen
Der Anstieg von Fahrgastzahlen und Einnahmen durch die Integration rund 100 neuer Verbundlinien war in die Prognose für das Geschäftsjahr bereits einkalkuliert worden. Wie groß deren Anteil am nun vorliegenden Ergebnis genau ist, lässt sich aus den Verkaufsdaten nicht herausrechnen. „Wenn wir aber unsere Jahresergebnisse mit der Prognose für 2010 vergleichen, liegen wir deutlich über unseren Erwartungen“, berichtet Haasler. Die Zahl der Fahrten im letzten Jahr übertrifft den Planwert um 3,9 Prozent, die der Einnahmen um 4,2 Prozent. Zur erfreulichen Entwicklung haben offenbar weitere Effekte beigetragen, die vorher nicht abzusehen oder exakt zu quantifizieren waren. So etwa die höhere Attraktivität des Verbundverkehrs durch das erweiterte Liniennetz und die Vorteile des VGN-Tarifs mit der Integration. Im Freizeitverkehr machten sich die neuen Ziele wie Bamberg und Bayreuth, das Fichtelgebirge und die Haßberge bemerkbar. Auch im erweiterten Verbundgebiet haben viele Fahrgäste die neuen Möglichkeiten mit Schnupperfahrten gleich getestet.
Konjunktur hilft mit
Nicht zuletzt hat die Konjunkturentwicklung die Nachfrage im öffentlichen Personennahverkehr beeinflusst, im Unterschied zum Vorjahr diesmal mit positivem Vorzeichen. Zumindest für das erste Vierteljahr ging man noch von dämpfenden Einflüssen der Wirtschaftskrise aus. Die überraschend schnelle konjunkturelle Erholung sorgte letztlich für einen stärkeren Absatz von Tickets als erwartet. insbesondere im Gelegenheitsverkehr aber auch bei den JahresAbos. Dazu beigetragen hat wohl auch die Entwicklung der Benzinpreise, diese stiegen nämlich im Jahr 2010 durchschnittlich um zehn Prozent.
Gelegenheitsfahrten und Freizeitverkehr nehmen zu
Die größten Steigerungsraten weisen die Fahrten mit Einzelfahrscheinen, TagesTickets und Streifenkarten auf, sie nahmen um 12,2 Prozent zu. Die Jahresprognose, die das Volumen der Verbundraumerweiterung bereits beinhaltet, wurde bei diesen Tickets 4,8 Prozent übertroffen. Besonders deutlich nahm die Nachfrage bei kurzen Strecken in den Preisstufen S und K zu, die Steigerung beträgt hier 22,3 Prozent.
Auch im Freizeitverkehr legten die Fahrgastzahlen deutlich zu. Besonders die neuen Ausflugsziele in Oberfranken sowie im Landkreis Haßberge haben viele Ausflügler angezogen. Beim verbundweit gültigen TagesTicket Plus (Preisstufe 10+T), dem klassischen Freizeitticket, stieg der Absatz um knapp 35 Prozent, auch das Bayern-Ticket und das Schönes-Wochenende-Ticket wurden zunehmend genutzt. Mit einem Plus von 19,7 sowie 12,0 Prozent liegen deren Verkäufe im VGN ebenfalls deutlich über den Erwartungen.
Pendler setzen auf das JahresAbo
Bei der Entwicklung der Zeitkarten überlagern sich mehrere Effekte, wie die Erweiterung des VGN, die konjunkturelle Erholung und Veränderungen im Ticketsortiment. Insgesamt waren 2,6 Prozent mehr Fahrgäste mit Zeitkarten (ohne Schüler) unterwegs. Damit wurde die Prognose um 0,4 Prozent übertroffen. Der Absatz der Abos nahm insgesamt um 2,2 Prozent zu, die Zahl der Fahrten um 4,2 Prozent. 40,8 Millionen Fahrten wurden im Jahr 2010 mit einem VGN-Abo durchgeführt, knapp 28 Millionen mit dem JahresAbo und JahresAbo Plus (+ 9,7 Prozent). Überdurchschnittliche Zuwächse gab es hier bei den Weitfahrern, was vor allem auf die Integration der Regionen Bamberg und Bayreuth zurückzuführen ist. Die Verkäufe der MobiCards stagnierten in der Summe (+ 0,25 Prozent), viele Fahrgäste sind wie erwartet zur Solo 31 gewechselt (+ 75 Prozent) oder haben sich für ein Abo entschieden.
Schülerverkehr bleibt Schwergewicht
Genau nach Plan verlief die Entwicklung im Schülerverkehr. Er ist vielerorts die Basis von Verkehrsnachfrage und –angebot. Rund ein Drittel aller Fahrten im VGN entfallen auf den Ausbildungsverkehr. Die Zunahme um 20,9 Prozent bei den Fahrten und 19,3 Prozent bei den Fahrgeldeinnahmen ist überwiegend auf die Verbunderweiterung zurückzuführen und nahezu deckungsgleich mit der Prognose für das Jahr 2010.
Moderne Lösungen bei Ticketkauf und Information
Einen deutlichen Sprung nach vorne hat das HandyTicket des VGN gemacht. Nach vier Jahren Testphase ging es im November 2010 mit mehreren Neuerungen in den regulären Betrieb über. Seitdem werden den Nutzern neben dem bisherigen Java-Programm noch zwei weitere Zugänge angeboten: per Browser mit internettauglichen Mobiltelefonen sowie mit einem kostenlosen App für iPhones. Einzelfahrscheine sind per Handy seither zum Streifenkartenpreis zu haben, zum Beispiel in der Preisstufe 2 statt 2,10 Euro für 1,88 Euro. Mit diesen Verbesserungen hat der VGN offenbar viele Kunden erreicht. Innerhalb von drei Monaten stieg die Zahl der registrierten Nutzer von rund 8.000 auf mehr als 11.000. Seit der Einführung des HandyTickets im April 2007 wurden mehr als 130.000 Tickets verkauft, davon allein 45.000 im vergangenen Jahr. „Diese Dynamik zeigt, dass wir mit diesem noch jungen Vertriebsweg richtig liegen. Er ist absolut zeitgemäß und erleichtert vor allem Gelegenheitsnutzern den Zugang zum ÖPNV“, verdeutlicht Haasler. Per Mobiltelefon sind Einzelfahrscheine und TagesTickets erhältlich, 71% der Käufe entfallen auf Einzelfahrscheine, die typische Fahrkarte für diese Zielgruppe.
E‑Ticket als Zukunftsprojekt
Die Fahrkarte der Zukunft könnte möglicherweise auf einem Chip untergebracht sein. Eine Konzeptstudie zu den technischen wie organisatorischen Voraussetzungen und der Vorgehensweise liegt im VGN bereits vor. Mit einer detaillierten Machbarkeits- und Finanzierungsstudie werden derzeit die Möglichkeiten einer Realisierung geprüft. „In einem Verbund dieser Größe, mit rund 100 Verkehrsunternehmen sowie 650 Linien ist das auf jeden Fall ein Mammutprojekt“, so Haasler.
Kunden schätzen die Fahrplaninformation
Was die Fahrgäste in punkto Fahrplaninformation erwarten, ließ der VGN mit einer Befragung seiner Kunden Ende 2010 untersuchen. Schon jetzt hält der Verkehrsverbund eine breite Palette an Informationsmöglichkeiten bereit. Diese umfasst die elektronischen Medien wie Internet, Handy sowie dynamische Anzeigen an Haltestellen und Bahnstationen ebenso die klassischen Informationsquellen wie gedruckte Fahrpläne oder die telefonische Auskunft.
Gerade diese Auswahl, die jedem die passende Informationsmöglichkeit bietet, schätzen die Fahrgäste. Die Ergebnisse der Studie bestätigen deren hohe Zufriedenheit mit der Fahrplaninformation. Das mittlerweile wichtigste Medium ist dabei elektronische Auskunft im Internet (www.vgn.de). Immer bedeutender wird auch die mobile Auskunft per Handy unter der Adresse mobil.vgn.de. Ältere Kunden bevorzugen dagegen die telefonische Auskunft, die der VGN unter der Rufnummer 0911 / 270 75–99 rund um die Uhr anbietet. Nach wie vor wichtig bleiben die Print-Fahrpläne, auf sie müssen die Fahrgäste auch in Zukunft nicht verzichten. Bei allen Altersgruppen sehr beliebt sind zudem die kostenlosen Linienfahrpläne im Taschenformat, die der VGN jährlich mit einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren auflegt.
Eine hohe Erwartungshaltung zeigen die Kunden in Bezug auf die Aktualität der Fahrplanauskunft. Doch auch hier arbeiten Verkehrsunternehmen und VGN an weiteren Verbesserungen. Haltestellen und Bahnsteige werden verstärkt mit dynamischen Anzeigen ausgestattet. Und mit dem Einsatz rechnergesteuerter Betriebsleitsysteme stehen Daten für eine Fahrplanauskunft in Echtzeit zur Verfügung. Diese soll künftig im bayernweiten Fahrgastinformations- und Anschlusssicherungssystem DEFAS verwirklicht werden.
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