Sonn­tags­ge­dan­ken: „Vor­ur­tei­le“

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Pro­fes­sor Hel­mut Thielicke unter­hielt sich mit der Mut­ter eines Theo­lo­gie­stu­den­ten. die Frau erklär­te, wie sich die Nach­ba­rin gewun­dert hät­te bei der Nach­richt, ihr Sohn wol­le Pfar­rer wer­den: „Was? Euer Jochen war doch immer so ein auf­ge­weck­ter, fröh­li­cher Jun­ge und dann so was!“

Tat­säch­lich, die Kir­che gilt nicht eben als Ort der Gesel­lig­keit, der guten Lau­ne. Der Glau­be wirkt auf den Durch­schnitts­men­schen düster und mora­li­stisch. Die Bibel aber beginnt mit einem groß­ar­ti­gen Lob­preis Got­tes. Gott hat die Welt erschaf­fen, Gott steht zu sei­ner Welt und die­se Welt ist sehr gut. Die alten Ger­ma­nen dage­gen stell­ten sich vor, daß die Welt aus der Lei­che eines ermor­de­ten Unge­heurs gemacht wor­den sei. Wenn es also auf Erden so schlimm und unge­recht zuge­he, sei es Fol­ge die­ser schreck­li­chen Her­kunft der Welt. Die Bibel dage­gen lässt die­se fei­ge Aus­re­de nicht gel­ten. Der Mensch ist gut geschaf­fen von Gott, frei zu tun, was er will. Wir möch­ten uns ja auch gern ent­schul­di­gen: Dann sind eben die Gene ver­dor­ben gewe­sen, die Eltern hät­ten ver­sagt, die Freun­de hät­ten einen nega­ti­ven Ein­fluß aus­ge­übt und wenn uns nichts der­glei­chen mehr ein­fällt, dann stand es eben im Horoskop.

Die ech­te christ­li­che Lebens­freu­de greift tie­fer, sieht wei­ter: Sie weiß um die Schuld des Men­schen, um sein Lei­den, vor allem um die Treue Got­tes. Men­schen kom­men und gehen, mei­ne Kräf­te schwin­den, aber Gott hält zu mir. Ohne Gott ver­liert der Mensch sei­ne Wür­de, wird zum blo­ßen Tier höhe­rer Ord­nung – wie trau­rig! Nach christ­li­cher Auf­fas­sung ist und bleibt jeder Mensch Eben­bild Got­tes, auch der gemein­ste Mör­der und der Schwerstbehinderte.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de