Bezirksinnungstreffen Maler- und Lackierinnung in Forchheim

Bezirksinnungsmeister Erwin Held

Bezirksinnungsmeister Erwin Held

Das Kapellengebäude Sankt Gereon war am vergangenen Samstagabend Veranstaltungsort für eine Tagung des Bayerischen Landesinnungsverbandes der Maler- und Lackiererinnung, im Bezirk Oberfranken. Bezirksinnungsmeister Erwin Held für den Bereich Oberfranken, lud die Kreisinnungsmeister nach Forchheim ein.

Dass man im Gewerk Maler- und Lackierer „bodenständig“ sei – daher auch der Spruch „Das Handwerk hat Goldenen Boden“ – habe man in der letzten Krise eindrücklich bewiesen. Die meisten inhabergeführten Familienbetriebe hätten durchschnittlich vier bis fünf Mitarbeiter beschäftigt und würden weder spekulieren noch „Luftschlösser“ bauen, so Held. Man veranstalte auch keine „Luftnummern“ und lasse auch keine „Blase“ platzen, wie es jüngst durch die Politiker (Hype Adria, Landesbank), aber auch von manchen Großbanken, vorgemacht wurde. Einen Glücksfall – im Nachhinein betrachtet – nannte Held die Tatsache, dass die Hausbanken der Maler- und Lackiererbetriebe – die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen – bei solchen Geschäften, vorsichtiger und konservativer gewesen seien. „Danke den Verantwortlichen die uns Handwerkern in der Krise meistens die Stange gehalten haben“, so Held.

Aber auch die Maler- und Lackiererinnungen plagen Probleme. Aufgrund des demografischen Wandels gebe es immer weniger Nachwuchs; die Suche nach vernünftigem und geeignetem Personal werde immer schwieriger. Das Problem sei seit längerem bekannt gewesen, aber niemand habe es wahrhaben wollen, resümierte Held. „Die Maler und Lackiererinnung habe ein Imageproblem“, erläuterte Held. Dies bestätigte sich immer wieder, erst vor kurzem sagte Poptitan Dieter Bohlen in der Casting-Show „DSDS“ zu einem Bewerber: „Wenn du so weiter machst und rausfliegst dann wirst du höchstens entweder Hartz 4 Empfänger oder Anstreicher, das ist doch Scheiße, oder?“, zitierte Held Bohlens Ausspruch.

„Anstreicher – was sollen Jugendlich über unseren Beruf denken wenn sie so etwas hören?“, hinterfragte Held. „Wir haben ein Imageproblem und zwar ein gewaltiges!“. „Wir müssen über kurz oder lang, ob wir wollen oder nicht unseren Beruf in der Öffentlichkeit präsentieren und zwar mit allen was dazugehört“, appellierte der Bezirksinnungsmeister. Ob das auf Bezirksebene, im Landkreis, in der Stadt vor Ort oder übers Bundesgebiet verteilt geschehe, sei zweitrangig, aber es müsse etwas passieren. „Unser Beruf sei interessant, abwechslungsreich, farbig und mit Sicherheit alles andere als langweilig“, so Held. Genau diese Botschaft müsse man auch den Jugendlichen, aber auch den potenziellen Kunden verdeutlichen.

Man habe sich aus Tradition und den eigenen Mitarbeitern gegenüber verpflichtet, auch in Zukunft leistungsfähig und mit hohem Engagement unser Gewerk zu betreiben. Die Herausforderungen seien sehr hoch, gehe es doch darum das duale, berufliche Bildungssystem hochzuhalten und zu unterstützen. In den nächsten 10 bis 15 Jahren stünden rund 30 Prozent der Handwerksbetriebe vor der Übergabe. Hier würden sich gute Chancen für tüchtige Maler- und Lackierermeister bieten. „Wir als Ausbilder müssen in unseren Betrieben nun schon seit Jahren die unüberlegte und nicht zu Ende gedachte bayerische Schulpolitik mit ausbaden“, so Held. Die steigende Aktivität von Realschulen und Gymnasien führe dazu, dass immer weniger Jugendliche sich für das Handwerk begeistern lassen und das trotz bester Zukunftschancen in diesem Bereich.

Wenn man sich unter Kollegen umhöre, gewinne man geradezu den Eindruck man sei ein Reparaturbetrieb für schwererziehbare Jugendliche. Dies treffe natürlich nicht auf die Masse der Auszubildenden zu, aber die Tendenz ist deutlich steigend. Aber man sei nicht dazu da, die Versäumnisse der bayerischen Bildungspolitik auszubaden, so Held. Gerne engagiere man sich auch weiterhin über das verlangte Maß hinaus für unsere Jugendlichen. So nehmen wir beispielsweise fast sieben Prozent der Schüler ohne Abschluss in Ausbildung. Damit gebe man auch Jugendlichen eine Chance, die in der Industrie nicht mal ein Vorstellungsgespräch bekommen würden. Hier sei sei ein Umdenken des Kultusministeriums unbedingt erforderlich. Kleinere Klassen, intensivere und gezielte Förderung, Früherziehung, der Einsatz von Beratungslehrern, mehr Praktika – seien hier nur einige Forderungen, so Held. „Es gibt viel zu tun; packen wir es an“. „Wir brauchen mehr Handwerker, nicht nur Mundwerker“ zitierte Held den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer.

Wolfgang Siegel, Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes nannte kurz einige Zahlen über das Maler- und Lackiererhandwerk. So habe es 2010 in Bayern 6970 Betriebe gegeben; ein Plus von 93 Betrieben (1,4 Prozent – Anstieg). Die Anzahl der Beschäftigten sei mit 25800 (minus 0,8 Prozent) leicht unter der des Vorjahres. Der Bruttoumsatz sei im vergangenen Jahr bei 1,82 Milliarden Euro gelegen; zum 31.12.2010 seien 4821 Auszubildende in den Bayerischen Betrieben registriert, ein Rückgang um 4,1 Prozent. Man wolle mit attraktiven Angeboten – beispielsweise im Rahmen eines Verbundstudiums Innenausbau – auch Realschülern und Abiturienten etwas bieten, so Siegel. A

ber auch die Rahmenbedingungen für Ausbildungsplätze im Maler- und Lackiererhandwerk sollen attraktiver gestaltet werden. So soll beispielsweise die Vergütung erhöht werden. Weiterhin halte die IG Bau an 30 Tagen Urlaub und einer Übernahmezusage fest. Auch das Thema „Mindestlohn“ müsse thematisiert werden, um sogenannten „Billigheimern“ entgegenzutreten, die die Preise kaputtmachen, so der Geschäftsführer.

Hausherr und Landrat Reinhard Glauber begrüßte die auswärtigen Gäste in Forchheim und stellte kurz den Landkreis Forchheim vor. In die Reihe der zahlreichen Gäste reihte sich auch der stellvertretende Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken Mathias Grassmann ein, der die Arbeit in der Maler- und Lackiererinnung lobte.