Land­kreis Bay­reuth ließ auch 2010 wert­vol­le Wie­sen mähen

Land­rat zieht posi­ti­ve Bilanz

Verschiedenblättrige Kratzdistel. Foto: W. Wurzel

Ver­schie­den­blätt­ri­ge Kratz­di­stel. Foto: W. Wurzel

„Trotz der star­ken Nie­der­schlä­ge im zwei­ten Halb­jahr ist es dem Land­kreis Bay­reuth im Rah­men sei­nes Natur­schutz­pro­gramms mit Hil­fe tat­kräf­ti­ger Land­wir­te geglückt, die jähr­li­che Pfle­ge öko­lo­gisch wert­voll­ster Wie­sen im gan­zen Land­kreis zum Abschluss zu brin­gen“, berich­tet Land­rat Her­mann Hüb­ner. Wegen der nas­sen Wit­te­rung war schon befürch­tet wor­den, dass man eine Rei­he von Wie­sen nicht mehr pfle­gen, das heißt mähen wer­den könne.

Von den Bau­ern aufgegeben

Bei die­sen Wie­sen han­delt es sich um Flä­chen, die von der Land­wirt­schaft auf­grund ihrer schlech­ten Qua­li­tät meist schon vor Jahr­zehn­ten auf­ge­ge­ben wur­den. Fast allen ist nähr­stoff­ar­mer, oft flach­grün­di­ger Boden und meist hohe bis extre­me Näs­se gemeinsam.

Die anspruchs­lo­sen Rin­der, Scha­fe und Zie­gen frü­he­rer Gene­ra­tio­nen waren mit dem dort wach­sen­den min­der­wer­ti­gen Fut­ter noch zufrie­den. Nicht zu ver­füt­tern­de Antei­le wur­den in die Stäl­le ein­ge­streut. Dar­aus ent­stand wert­vol­ler Mist für die Äcker.

Heu­ti­ge Hoch­lei­stungs­tie­re rüh­ren das grob­fas­ri­ge Fut­ter nicht an. Zudem sind die Flä­chen oft sehr klein, ungün­stig geschnit­ten, von Grä­ben durch­zo­gen und schlecht anzu­fah­ren. Die Eigen­tü­mer haben kei­ne Ver­wen­dung und kein Inter­es­se mehr an den Wiesen.

War­um ist Pfle­ge nötig?

Wie­sen mit all ihrer Pflan­zen- und Tier­welt sind von Men­schen geschaf­fe­ne und an Bewirt­schaf­tung ange­pass­te Lebens­räu­me. Wer­den sie nicht mehr gemäht, ver­filzt die ver­fau­len­de Pflan­zen­decke, düngt den Boden auf und erstickt gegen Nähr­stof­fe und Licht­man­gel emp­find­li­che Pflan­zen­ar­ten. Mit ihnen ver­schwin­det auch die arten­rei­che Tier­welt. Schließ­lich wer­den die Flä­chen von Sträu­chern und Bäu­men besie­delt und das offe­ne Wie­sen­land wird lang­sam wie­der zu Wald. Land­rat Hüb­ner : „Die Pfle­ge erhält somit auch den offe­nen Land­schafts­cha­rak­ter und ist des­halb auch unter dem Gesichts­punkt Erho­lung und Frem­den­ver­kehr von gro­ßer Bedeu­tung; ins­be­son­de­re in wald­rei­chen Gebie­ten, wie dem Fichtelgebirge“.

Para­die­se für Spezialisten

An das mage­re und nas­se Grün­land sind eine Viel­zahl hoch spe­zia­li­sier­ter Pflan­zen ange­passt, die wie­der­um eine beson­de­re Tier­welt anlocken und ernähren.

Unter den Pflan­zen fin­den sich etwa zahl­rei­che Seg­gen- und Bin­sen­ar­ten, das Wald­läu­se- und das Fett­kraut, die Ver­schie­den­blätt­ri­ge Kratz­di­stel, das Woll­gras oder der Klap­per­topf; aber auch bekann­te­re Arten, wie Sumpf­blut­au­ge, Arni­ka und Breit­blätt­ri­ges Knabenkraut.

Wegen der hohen öko­lo­gi­schen Wer­tig­keit sol­cher Wie­sen sind sie als beson­de­re Lebens­räu­me nach dem Bun­des­na­tur­schutz-gesetz geschützt.

Von beson­de­rer Sel­ten­heit sind die Hang­quell­moor-Wie­sen an den Flan­ken eini­ger Täler der Frän­ki­schen Schweiz mit zahl­rei­chen Orchi­deen­ar­ten. Dar­un­ter fin­det sich auch die sel­te­ne Sumpf-Stän­del­wurz, eine sehr spät blü­hen­de Art, derent­we­gen sol­che Flä­chen erst im Okto­ber gemäht wer­den, um ein Aus­rei­fen der Samen zu gewähr­lei­sten. Sie sind in aller Regel so nass, dass hier nur mit Motor­mä­her und Motor­sen­se gear­bei­tet wer­den kann.

In acht Gemein­den mit zehn Land­wir­ten aktiv

In den Gemein­den, die einem der Land­schafts­pfle­ge­ver­bän­de ange­hö­ren, küm­mern sich die­se um die sel­te­nen Wie­sen; in den rest­li­chen Gebie­ten des Land­krei­ses wird die­se Auf­ga­be vom Land­kreis selbst mit finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung von EU, dem Frei­staat und den Gemein­den übernommen.

Nach Grö­ße geli­stet tei­len sich die 25 Flä­chen zur Zeit auf Mehl­mei­sel (7,7 ha), War­men­stein­ach (2,7 ha), Fich­tel­berg (1,9 ha), Schna­bel­waid (1,4 ha), Holl­feld (0,7 ha), Bischofs­grün (0,7 ha), Eckers­dorf (0,6 ha) und Gefrees (0,3 ha) auf.

An zehn Land­wir­te wird der­zeit all­jähr­lich der Auf­trag zur Mahd der Wie­sen, dem Abtrans­port und der Kom­po­stie­rung des Mäh­guts vergeben.

Beträcht­li­che Kosten

Auf­grund der schwie­ri­gen Gelän­de­ver­hält­nis­se und oft wei­ter Anfahrt sind die Kosten für die Pfle­ge der wert­vol­len Wie­sen beträcht­lich. „Rund 21.000 Euro waren es 2010“, so der Land­rat. Von Staat und EU gibt es 70 bis 85 % Zuschuss; 5 bis 20 % tra­gen die betrof­fe­nen Gemein­den bei.