Sonn­tags­ge­dan­ken: Nur eine alte Geschichte?

Symbolbild Religion

Gebets­wo­che der Evan­ge­li­schen Alli­anz 9. bis 16. Januar

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Sie haben bestimmt schon ein­mal den Best­sel­ler „Die Meu­te­rei auf der Boun­ty“ gele­sen oder zumin­dest eine der zahl­rei­chen Ver­fil­mun­gen gese­hen. Die Mann­schaft empört sich gegen den in Wahr­heit gar nicht so schlim­men Kapi­tän Blight und irrt schließ­lich durch die pazi­fi­sche Insel­welt, stets in der Angst, von eng­li­schen Schif­fen auf­ge­spürt zu wer­den. Das histo­ri­sche Ende des berühm­ten Dra­mas ver­schwei­gen frei­lich die Roma­ne und Kinofilme.

Ein Teil der Meu­te­rer geriet tat­säch­lich in Gefan­gen­schaft und starb am Gal­gen. Die Übri­gen ver­steck­ten sich auf einer abge­le­ge­nen Insel, wo die zügel­lo­sen Män­ner im Streit um Alko­hol, im Kampf um die ein­hei­mi­schen Frau­en sich gegen­sei­tig tot­schlu­gen. Ein jugend­li­cher Kadett indes, nur zufäl­lig in den Auf­ruhr hin­ein­ge­zo­gen, fühl­te sich von die­sem Trei­ben ange­ekelt, las regel­mä­ßig in sei­ner Bibel und bete­te zu Gott um sei­ne glück­li­che Heim­kehr nach Eng­land. Die andern lach­ten über die­sen harm­lo­sen Spin­ner und trie­ben es nur um so schlim­mer. Einer allein ließ sich anrüh­ren von der Glau­bens­kraft des jun­gen Man­nes. Nur John Adams ließ Got­tes Hei­li­gen Geist in sein Herz. Schließ­lich starb auch der Kadett an einer Krankheit.

Sein Beten war umsonst gewe­sen oder doch nicht? Gott erhör­te sein Gebet anders, denn John Adams, der letz­te Wei­ße, er bau­te in den fol­gen­den Jah­ren ein vor­bild­li­ches christ­li­ches Gemein­we­sen auf, unter­rich­te­te die Ein­hei­mi­schen, alt und jung, im christ­li­chen Glau­ben und Gott seg­ne­te sein Werk. Als nach lan­ger Zeit eng­li­sche Sol­da­ten auf der Insel lan­de­ten und sie Adams Geschich­te hör­ten, wun­der­ten sie sich und sie ver­zich­te­ten dar­auf, ihn zu bestrafen.

Die­se Geschich­te zeigt uns, was beten heißt, näm­lich sich mit­ten im Durch­ein­an­der des All­tags ver­trau­ens­voll Gott zuzu­wen­den, ihm die eige­nen Sor­gen, Wün­sche und Zwei­fel vor­zu­le­gen und sich von Gott anrüh­ren zu las­sen. Nicht jeder Wunsch geht in Erfül­lung, nicht jede Bit­te erhört Gott. Dann aber kommt es dar­auf an, nicht hart, gleich­gül­tig oder bit­ter zu wer­den. Gott ist der HERR, ich brau­che nicht alles zu begrei­fen, was er tut, aber ich darf ver­trau­en dar­auf, dass er mich unbe­dingt liebt. Er möch­te mir im Gebet die Ruhe, die Kraft, die Aus­ge­gli­chen­heit, die Lebens­freu­de schen­ken, die ich brauche.

Im christ­li­chen Glau­ben geht es letzt­lich also weder um Taten noch um Wis­sen, auch nicht dar­um, durch Medi­ta­ti­ons­tech­ni­ken eine höhe­re Form des Bewusst­seins zu errei­chen, son­dern schlicht dar­um, sich betend Gott anzu­ver­trau­en, jeden Tag neu. Dass die­ses Gebet nicht sinn­los ist, zeigt uns gera­de auch das Schick­sal Jesu.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de