Kreativzentrum Morschreuth: Verabschiedung von Christel Nunn
(löw) Voller Wehmut und nur gute Erinnerungen herrschten am Samstag in der alten Morschreuther Schule vor, als sich die Ortsvereine in aller Form von Christel Nunn verabschiedeten. Mehr als 35 Jahre lang war sie zuerst als Lehrerin dann als Leiterin an der Malschule, dem heutigen „Kreativzentrum“ tätig. Daher waren auch zahlreiche ehemalige „Schüler“ und viele Kursleiter zur Verabschiedung gekommen.
Selten sah man Christel Nunn, die am 17. Dezember 65 Jahre alt wird, so aufgeregt und nervös wie an diesem Nachmittag. Ihre einzelne Begrüßung der zahlreich erschienenen Gäste war gleichzeitig ein Blick auf die vergangenen vier Lebensjahrzehnte. Viel Zeit, Kraft und Geduld hat sie in andere Menschen investiert, um ihre „Lehre“ weiterzutragen. Spricht man mit ehemaligen Schüler darüber, bescheinigen ihr alle, dass sie eine hervorragende Pädagogin war, ein ausgezeichnete Malerin und ein guter Freund in allen Lebenslagen. Darin liegt das Geheimnis des Erfolges – das hat auch ihre Nachfolgerin Christina Sikorski aus Wolkenstein erkannt und will daher diese Form des Urlaubs, in Verbindung mit einem Malereikurs beibehalten.
Der Grußworte waren viel an diesen Nachmittag. Den Anfang machte Ortssprecher Hans Heckel, der an die Anfänge der Malschule erinnerte und auch die Veranstaltung moderierte. Helmut Krämer, zweiter Hauptvorsitzender des Fränkische Schweiz- Verein (FSV) überbrachte die Grüße des Heimatvereins, der maßgeblich am Aufbau der Malschule 1972 durch Fritz Preis beteiligt war. Er bescheinigte der Malschule und damit Frau Nunn, dass die Einrichtung maßgeblich zum positiven Image einer ganzen Region beitrug. Kulturausschussvorsitzender Walter Tausendpfund sprach von einer „besonderen pädagogischen Konzept“ das die Malschule pflegte. „Hier wird der Weg zum Kopf durch das Herz geöffnet, eine Pädagogik, die sich moderne, technisch orientierte Schulen nicht mehr leisten können“. Den Blick auf die Zukunft des Kreativzentrums lenkte Toni Eckert, Kulturamtschef des Landkreise Forchheim, der gleichzeitig auch als Leader-Manager und VHS-Geschäftsführer agiert. Er gibt sich zuversichtlich, dass bis Mitte nächsten Jahres „alles in trockenen Tüchern ist“. Er meint damit die Kooperation zwischen der Landkreis-VHS und dem FSV. Zusammen mit der Uni Bamberg, Lehrstuhl für Volkskunde, sollen „nachhaltige Projekte“ angegangen werden. Das funktioniert aber nur, so Eckert weiter, wenn der Markt Gößweinstein als Träger der Baumaßnahme auftritt und bereits im nächsten Haushalt entsprechende Mittel einstellt. Gößweinsteins Bürgermeister Georg Lang hörte die Worte. Er ergriff dazu aber nicht Stellung – sondern seine Gitarre und spielte für Frau Nunn „Muss i denn zu Städele hinaus“, mit einem eigens komponierten Text, der ihm „beim Schnee schaufeln im Hof“ eingefallen ist. In seinem Grußwort bescheinigte er Christel Nunn „Morschreuth mit der Malschule ihren Stempel aufgedrückt zu haben“.
In Ihrer vor Gefühlen fast überschäumenden Dankesrede erinnerte Christel Nunn auch daran, dass eigentlich ihre Eltern die Malschule auf die Beine gestellt haben. Sie habe „die Arbeit eigentlich nur weitergeführt“. Sie war stolz darauf, dass „viele hundert Teilnehmer meine Anleitungen und Techniken angenommen und weiter vertieft haben“. So lebt ein Stück von ihr, in vielen Menschen weiter. Eine davon ist Lilo Niklaus aus der Nähe von Köln. Die heute 88-jährige resolute Dame war eine der ersten Schülerinnen von Christa Nunn. 1975 lernte sie bei ihr die Kunst der Bauernmalerei. Sie war so sehr begeistert von der Malschule und der „Lehrerin“, dass sie Jahre später hierher nach Morschreuth zog, wo sie bis heute in einem Fachwerkhaus wohnt und bisher an 13 Kursen teilgenommen hat. Nunn wäre nicht Nunn würde sie aus dem Abschied nicht auch einen Neuanfang machen. Einen Großteil der Ausstattungsgegenstände schenkte sie der Malschule, dazu eine neue Uhr die als Hinterglasbild die alte Malschule zeigt. Sie gab den anwesenden Morschreuthern auch das Versprechen, einen alten Bauernschrank anzumalen, den die Ortsvereine dann „für ihre Sachen“ verwenden können. Außerdem stellte sich als Dauerleihgabe Portraits ihre Eltern zur Verfügung, verbunden mit dem Wunsch, sie in den neuen Räumen als Zeichen der Erinnerung an die Ära Süllner/Nunn aufzuhängen.
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