Landkreis Bayreuth: Trotz schlechter Witterung Biotoppflege abgeschlossen

Landkreis lässt wertvolle Wiesen mähen

Wiese mit Breitblättrigem Knabenkraut und Kleinem Klappertopf

Wiese mit Breitblättrigem Knabenkraut und Kleinem Klappertopf

„Trotz der starken Niederschläge im zweiten Halbjahr ist es dem Landkreis Bayreuth im Rahmen seines Naturschutzprogramms  mit Hilfe tatkräftiger Landwirte geglückt, die jährliche Pflege ökologisch wertvollster Wiesen im ganzen Landkreis zum Abschluss zu bringen“, berichtet Landrat Hermann Hübner.  Wegen der nassen Witterung war schon befürchtet worden, dass man eine Reihe von Wiesen nicht mehr pflegen, dass heißt mähen werden könne.

Von den Bauern aufgegeben

Bei diesen Wiesen handelt es sich um Flächen, die von der Landwirtschaft aufgrund ihrer schlechten Qualität meist schon vor Jahrzehnten aufgegeben wurden. Fast allen ist nährstoffarmer, oft flachgründiger Boden und meist hohe bis extreme Nässe gemeinsam.

Die anspruchslosen Rinder, Schafe und Ziegen früherer Generationen waren mit dem dort wachsenden minderwertigen Futter noch zufrieden. Nicht zu verfütternde Anteile wurden in die Ställe eingestreut. Daraus entstand wertvoller Mist für die Äcker.

Heutige Hochleistungstiere rühren das grobfasrige Futter nicht an.  Zudem sind die Flächen oft sehr klein, ungünstig geschnitten, von Gräben durchzogen und schlecht anzufahren. Die Eigentümer haben keine Verwendung und kein Interesse mehr an den Flächen.

Warum ist Pflege nötig ?

Wiesen mit all ihrer Pflanzen- und Tierwelt sind von Menschen geschaffene und an Bewirtschaftung angepasste Lebensräume.  Werden sie nicht mehr gemäht, verfilzt die verfaulende Pflanzendecke, düngt den Boden auf und erstickt gegen Nährstoffe und Lichtmangel empfindliche Pflanzenarten. Mit ihnen verschwindet auch die artenreiche Tierwelt.  Schließlich werden die Flächen von Sträuchern und Bäumen besiedelt und das offene Wiesenland wird langsam wieder zu Wald.  Landrat Hübner : „Die Pflege erhält somit auch den offenen Landschaftscharakter und ist deshalb auch unter dem Gesichtspunkt Erholung und Fremdenverkehr von großer Bedeutung; insbesondere in waldreichen Gebieten, wie dem Fichtelgebirge“.

Paradiese für Spezialisten

An das magere und nasse Grünland sind eine Vielzahl hoch spezialisierter Pflanzen angepasst, die wiederum eine besondere Tierwelt anlocken und ernähren.

Unter den Pflanzen finden sich etwa zahlreiche Seggen- und Binsenarten, das Waldläuse- und das Fettkraut, die Verschiedenblättrige Kratzdistel, das Wollgras oder der Klappertopf; aber auch bekanntere Arten, wie Sumpfblutauge, Arnika und Breitblättriges Knabenkraut.

Wegen der hohen ökologischen Wertigkeit solcher Wiesen sind sie als besondere Lebensräume nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt.

Von besonderer Seltenheit sind die Hangquellmoor-Wiesen an den Flanken einiger Täler der Fränkischen Schweiz mit zahlreichen Orchideenarten.  Darunter findet sich auch die seltene Sumpf-Ständelwurz, eine sehr spät blühende Art, derentwegen solche Flächen erst im Oktober gemäht werden, um ein Ausreifen der Samen zu gewährleisten. Sie sind in aller Regel so nass, dass hier nur mit Motormäher und Motorsense gearbeitet werden kann.

In acht Gemeinden mit zehn Landwirten aktiv

In den Gemeinden, die einem der Landschaftspflegeverbände angehören, kümmern sich diese um die seltenen Wiesen; in den restlichen Gebieten des Landkreises wird diese Aufgabe vom Landkreis selbst  mit finanzieller Unterstützung von EU, dem Freistaat und den Gemeinden übernommen.

Nach  Größe gelistet teilen sich die 25 Flächen zur Zeit auf Mehlmeisel (7,7 ha), Warmensteinach (2,7 ha), Fichtelberg (1,9 ha), Schnabelwaid (1,4 ha), Hollfeld (0,7 ha), Bischofsgrün (0,7 ha), Eckersdorf (0,6 ha) und Gefrees (0,3 ha) auf.

An zehn Landwirte wird derzeit alljährlich der Auftrag zur Mahd der Wiesen, dem Abtransport und der Kompostierung des Mähguts vergeben.

Beträchtliche Kosten

Aufgrund der schwierigen Geländeverhältnisse und oft weiter Anfahrt sind die Kosten für die Pflege der wertvollen Wiesen beträchtlich. „Rund 21.000 Euro waren es 2010“, so der Landrat. Von Staat und EU gibt es 70 bis 85 % Zuschuss; 5 bis 20 % tragen die betroffenen Gemeinden bei.