„Ein Staat ohne Gott ist eine Räuberbande“: Die Aktualität des spätantiken Augustinus

Erzbischof Schick hielt den Festvortrag bei der Jahresvollversammlung der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung am 30. November in Würzburg

Erzbischof Ludwig Schick erhält die neueste Augustinus-Publikation von Professor Cornelius Mayer, dem Leiter des Zentrums für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg.

Erzbischof Ludwig Schick erhält die neueste Augustinus-Publikation

(bbk) Das Werk des Kirchenvaters Augustinus über den „Gottesstaat“ („De civitate Dei“), verfasst zwischen 412 und 426 n.Chr., beinhaltet zahlreiche Hinweise, die auch im Hinblick auf unsere heutigen Staaten und Verfassungen Beachtung verdienen. Diese Überzeugung vertrat der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick in seiner Festrede anlässlich der Jahresvollsammlung der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung in Würzburg. Angesichts aktueller Forderungen nach einem atheistischen Laizismus aus den Reihen von Politikern und Parteien erinnerte Erzbischof Schick an das Gerechtigkeitspostulat des heiligen Augustinus, dessen Standpunkt er pointiert auf die Formel brachte: „Ein Staat ohne Gott ist für ihn eine Räuberbande“.

Die Forderung nach einem Gottesbezug, wie er im deutschen Grundgesetz und der bayerischen Verfassung verankert, in der europäischen Verfassung aber vermieden wurde, empfange von der Argumentation des Kirchenvaters her ebenso Nachdruck wie das Bekenntnis zu Menschenwürde und Menschenrechten, insbesondere der Religionsfreiheit. Gegenüber einer strikten Trennung von Kirche und Staat favorisierte Schick, der vor seiner Ernennung zum Erzbischof als Professor für Kirchenrecht lehrte, im Sinne des heiligen Augustinus eine „balancierte Partnerschaft“ zum Wohl der Menschen. So sehe auch das Zweite Vatikanische Konzil das Verhältnis von Staat und Kirche. Auch die Pflicht der Staaten die Bildung und Erziehung zu fördern sei bereits bei Augustinus beschrieben, so Schick. „Augustinus gehört zu den Förderern von Erziehung und Bildung und zu den Initiatoren unseres heutigen Bildungssystems.“ Neben der Familie als erstem und wichtigstem Ort der Entfaltung des Menschseins, sieht Augustinus die Verantwortungsträger des Staates in der Pflicht. „Korruption im Staat wäre für ihn undenkbar. Staatsdienern, Beamten und Politkeren würde er einen Katalog von Verhaltensnormen geben, die alle darauf hinzielen, dass sie für den Menschen und nicht für sich selbst handeln und wirken müssen“, gab der Erzbischof zu bedenken. Das allerhöchste Gut im „Gottesstaat“ Augustins sei jedoch der Friede. Jeder Staat müsse alles für seinen Erhalt tun.

Im Anschluss an die Festrede präsentierte Professor Cornelius Mayer, der wissenschaftliche Leiter des Zentrums für Augustinus-Forschung (ZAF) an der Universität Würzburg, das neu erschienene Buch „Augustinus – Recht und Gewalt“, das dem Bamberger Oberhirten gewidmet wurde. Als Festredner erhielt er das erste Exemplar der druckfrischen Publikation, das mit einer in klassischem Latein gehaltenen Widmung an Erzbischof Schick eröffnet wird. Sie bringt den Dank für die langjährige Förderung der Augustinus-Forschung durch das Bamberger Erzbistum zum Ausdruck.

Über den aktuellen Stand der Projekte des Zentrums für Augustinus-Forschung informierte Privatdozent Dr. Christof Müller, Mitherausgeber des „Augustinus-Lexikons“, in seinem Forschungsbericht. So steht beispielsweise der dritte Band des internationalen und interdisziplinären „Augustinus-Lexikons“ kurz vor dem Abschluss.

Hintergrundinformation:
Die Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung e.V. unterstützt seit ihrer Gründung vor mehr als dreißig Jahren die von Cornelius Mayer initiierten Augustinus-Projekte. Der Förderverein, der von Staatsminister a.D. Dr. Thomas Goppel MdL als Vorsitzendem und Bürgermeister Dr. Dr. h.c. Adolf Bauer als dessen Stellvertreter geleitet wird, zählt aktuell nahezu dreihundert Mitglieder. Ihr gehörten und gehören zahlreiche namhafte Persönlichkeiten der Kirche und des öffentlichen Lebens an, so der heutige Papst Benedikt XVI. (bis zu seiner Wahl auf den Stuhl Petri), die Kardinäle Karl Lehmann und Friedrich Wetter und der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, ferner der Würzburger Domdekan Msgr. Günther Putz sowie der Senator der Universität Würzburg, Professor Dieter Salch.