Herbstsitzung des Fränkische-Schweiz-Vereins in Egloffstein

Wolfsbergs Ortsgruppenleiter Ludwig Lautenbacher in neuer fränkischer Tracht, für die es 760 Euro Zuschuss aus Mitteln der Ludwig-Müller-Stiftung gab. Mit auf dem Bild die neue FSV-Frauentrachtenbeauftragte Johanna Erlwein (re.) und der Ludwig-Müller- Stiftungsrat mit FSV-Chef Paul Pöhlmann, Katja Schönhofer-Huhn und Brigitta Schönhofer (v.li.).

Wolfsbergs Ortsgruppenleiter Ludwig Lautenbacher in neuer fränkischer Tracht

(löw) Im nächsten Jahr feiert der Fränkische Schweiz- Verein (FSV) nicht nur seinen 110. Geburtstag, sondern auch den 23. Heimattag. Die Trachtenpflege ist ein Thema, dass der FSV jetzt verstärkt angehen will und die Pflege des Wanderwegenetzes; so das Resümee der „Herbstversammlung“ im Gasthof Zur Post. Außerdem wurden die Empfänger der Zuschüsse aus der Ludwig-Müller-Stiftung bekannt gegeben.

1901 wurde der FSV in der Schüttersmühle bei Pottenstein von einem Pfarrer (Johannes Tremel aus Volsbach) und einem Arzt, (Dr. August Deppisch aus Pottenstein) ins Leben gerufen. Dieser Geburtstag jährt sich nun zum 110. Mal. „Ein wichtiger Grund sich der FSV-Wurzeln zu besinnen“, meinte FSV- Kulturausschussvorsitzender Walter Tausendpfund in seiner Begründung für das neue Jahresmotto. Das heißt aber nicht, so Tausendpfund weiter, „dass sich nur die Ortsgruppen mit Aktionen beteiligen können, die genauso alt sind. Nein, auch jüngere Gruppen könnten das Jahresthema als Anlass nehmen, in der eigenen Chronik zu stöbern und sie weiter zu erforschen“. Wichtig ist die Beschäftigung mit der Heimat, weshalb es auch einen Schülerwettbewerb geben soll, dessen Ergebnis anlässlich des 23. Heimattages in Betzenstein (8.-10. Juli) der Öffentlichkeit präsentiert wird. Zurückblickend auf das fast abgelaufene Jahr meinte Tausendpfund: „Unsere Kulturarbeit kam im Berichtsjahr 2010 nicht auf allen Gebieten gleich erfolgreich voran. Immer wieder wird deutlich: Wir können auf dem Erreichten keineswegs ausruhen, wir müssen immer wieder für Veränderungen und Neuentwicklungen offen sein – und ich denke: wir müssen auch immer auf solche aktiv zugehen, die mit uns am gleichen Strang ziehen!“

Johanna Erlwein aus Unterleinleiter. die neue Arbeitskreis-Frauentrachten-Leiterin stellte sich während der Versammlung dem Gremium aus Ortsgruppenvorsitzenden und Arbeitskreisleitern vor. Seit 17 Jahren ist sie Mitarbeiterin der FSV-Geschäftsstelle und daher mit vielen Bereichen der Vereinsarbeit vertraut. Das gilt auch für die Frauentrachten. In Zusammenarbeit mit der früheren Leiterin Ingeburg Nickel aus Pretzfeld will sie die Frauentrachten „reformieren“. Sie berichtete von einigen vielversprechend verlaufenen Gesprächen und Treffen, die zum Ziel haben: die Frauentracht „tragbar zu machen“, das heißt: an die heutigen Ansprüche von Mode und Design anzupassen. Problem ist derzeit noch der fehlende Schneider(innen)- Nachwuchs, weil die Tracht in wesentlichen Teilen immer noch per Hand an die jeweilige Figur angepasst werden muss. Sie wünscht sich, dass jene Ortsgruppen, die Vorhaben eine Tracht anzuschaffen, zuerst Rücksprache mit ihr halten, um herauszufinden, welche Merkmale eine typische Fränkische-Schweiz-Tracht haben sollte. „Fränkisch“ allein, genüge nicht.

Im Bericht des Naturausschussvorsitzenden, den Paul Pöhlmann in Vertretung vorlas, gab es einige Kritik des Hauptwegewartes Edgar Rother an den Ortsgruppen, die im vergangenen Jahr ihr Wegenetz nicht ausreichend pflegten, worunter alle Ortsgruppen, wegen deshalb sinkender Zuschüsse zu leiden hätten. Nur knapp die Hälfte des 4700 Kilometer langen Wegenetzes  wurden inspiziert und gepflegt, „was kein gutes Bild auf den FSV wirft“, meinte Rother. Pöhlmann appellierte daher eindringliche an alle Anwesenden, die Wanderwege zu pflegen und für die Abrechnung einen Nachweis über die Ausgaben zu führen. Christa Plischka. Christa Plischka, die Ortsgruppenvorsitzende von Betzenstein lud alle Anwesenden ein, sich am „etwas anderen“ Heimattag in Betzenstein vom 8.-10. Juli zu beteiligen. Am Samstag Abend wird es ein „Rumspielen“ verschiedener Volksmusikgruppen geben, die in den Wirtshäusern und bei schönem Wetter auch im Freien auftreten werden. Am Sonntag wird es einen ökumenischen Gottesdienst geben und wie gewohnt den Festumzug. Allerdings wird es kein Festzelt geben, weshalb alle für schönes Wetter beten sollen, meinte Sie scherzhaft. Mit Bedauern nahm die FSV-Vorstandschaft zur Kenntnis, dass der bisherige Hauptjugendwart Wendelin Häfner nach 17 Jahren seit Amt zur Verfügung gestellt hat, so dass der Posten derzeit vakant ist. Man hofft, während der Jugendleiterversammlung am 25. November einen Nachfolger für ihn zu finden.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die Verteilung der Fördermittel der Ludwig-Müller-Stiftung, heuer rund 3 500 Euro. Der Arbeitskreis Bauen und Gestalten im FSV erhielt 400 Euro, der Heimatverein Betzenstein 50 Euro. 300 Euro gehen an die Ortsgruppe Ebermannstadt für die Renovierung der Kreuzbergkapelle, 75 Euro an die Ortsgruppe Muggendorf für einen Kürbisschnitzkurs für Kinder. Die Ortsgruppe Erlangen erhält ebenfalls 75 Euro für die Wegepflege, der Arbeitskreis Heimatkunde 650 Euro fürs Bücher binden. Der Arbeitskreis Höhle und Karst bekommt 250 Euro Zuschuss für die Anschaffung eines Messgerätes und die Gemeinde Gößweinstein 150 Euro für neue Wandertafeln in Morschreuth. Die Stadt Hollfeld erhält für die Beschilderung historischer Gebäude 250 Euro und der FSV-Hauptverein 250 Euro für die Digitalisierung von Dias. Die Ortsgruppe Pretzfeld erhält für den Film übers Hausschlachten 75 Euro Zuschuss und die Ortsgruppe Streitberg für eine Ausstellung 130 Euro. Der Heimatverein Weißenohe erhält für Wegepflege 75 Euro und der Markt Wiesenttal 225 Euro, ebenfalls für Wegepflege. Den größten „Brocken“ bekommt die Ortsgruppe Wolfsberg: 760 Euro für die Anschaffung neuer fränkischer Trachten.

Info: Die Ludwig-Müller-Stiftung gibt es seit 1995. Bisher wurden rund 80 000 Euro an Zuschüssen ausbezahlt. Schwerpunkte sind die Trachtenförderung, Jugendarbeit, Landschaftspflege und Dokumentation. Letzteres betrifft in erster Linie die Bücherei des FSV. Dem Stiftungsrat, der alljährlich über die Vergabe der Zinserträge aus einem Vermögen von rund 300 000 Euro zu entscheiden hat, gehören an: der jeweilige FSV-Chef (derzeit Paul Pöhlmann), Katja Schönhofer-Huhn und Brigitta Schönhofer.

Der FSV verfügt in den Landkreisen Forchheim, Bayreuth, Bamberg und Kulmbach über mehr als 6500 Mitglieder in 45 Ortsgruppen. 48 Städte, Märkte und Gemeinden sowie die vier o.g. Landkreise unterstützen als kooperative Mitglieder die Arbeit des FSV. 13 Arbeitskreise kümmern sich um die kulturelle Entwicklung. Die Hauptaufgaben des Vereins: Betreuung und Pflege der Volksmusik, Herausgabe heimatkundlicher Schriften, Pflege von 4600 km Wanderwegen mit Organisation geführter Wanderungen. Schmuckziegelverleihung für Fränkisches Bauen, Unterhalt einer heimatkundlichen Bücherei mit derzeit rund 14 000 Einheiten. Trachtenpflege; Bildstelle mit 9 000 Dias. Außerdem gibt es die Arbeitskreise Höhle und Karst, Naturschutz, Mundartpflege, Jugendarbeit und die Volkstumspflegestelle (Kreativezentrum) in Morschreuth.