Moti­va­tio­nen von Out­door­sport­lern – vom Natur­er­le­ben bis zum Nervenkitzel

(UBT) Out­door­sport wird in Deutsch­land immer belieb­ter. Her­stel­ler und Händ­ler, die für Wan­dern, Moun­tain­bi­king, Sport­klet­tern und ver­wand­te Sport­ar­ten die nöti­ge Aus­rü­stung lie­fern, konn­ten in den letz­ten Jah­ren stei­gen­de Umsät­ze erzie­len – unge­ach­tet der Wirt­schafts­kri­se. Wel­che Moti­ve bewe­gen die Men­schen, wenn sie einen erheb­li­chen Teil ihrer Frei­zeit die­sen Sport­ar­ten wid­men? Gibt es dabei Unter­schie­de in Bezug auf Alter und Geschlecht? Die­se Fra­gen ste­hen im Mit­tel­punkt einer Stu­die, die kürz­lich am Lehr­stuhl für Sport­wis­sen­schaft II der Uni­ver­si­tät Bay­reuth ent­stan­den ist.

Vere­na Häuß­ler, Stu­den­tin der Sport­öko­no­mie, hat im Rah­men ihrer Diplom­ar­beit das Design der Stu­die ent­wickelt und die empi­ri­schen Befra­gun­gen durch­ge­führt. Dabei erhielt sie tat­kräf­ti­ge Unter­stüt­zung von Prof. Dr. Wal­ter Brehm und sei­ner Mit­ar­bei­te­rin PD Dr. Susan­ne Tittl­bach. Auf­trag­ge­ber der Stu­die war die Mes­se Out­door Friedrichshafen.

Online-Befra­gung zu acht Out­door-Sport­ar­ten in Deutschland

Von Mai bis Juni 2010 war ein in Bay­reuth ent­wickel­ter Online-Fra­ge­bo­gen im Inter­net frei­ge­schal­tet. Die­ser rich­te­te sich an Frei­zeit­sport­ler in Deutsch­land, die durch den Online-News­let­ter des Out­door-Händ­lers Glo­be­trot­ter über die Befra­gung infor­miert wur­den. Von den rund 420.000 Abon­nen­ten des News­let­ters haben sich 1.720 an der Online-Umfra­ge betei­ligt. 1.436 Fra­ge­bö­gen erwie­sen sich für die The­ma­tik der Stu­die als rele­vant. Denn die Absen­der – 782 Män­ner und 654 Frau­en im Alter zwi­schen 14 und 70 Jah­ren – hat­ten eine der fol­gen­den Out­door­sport-Akti­vi­tä­ten als die für sie wich­tig­ste ange­ge­ben: Wan­dern & Trek­king, Berg­stei­gen, Sport­klet­tern, Run­ning, Trail­run­ning, Nor­dic Wal­king, Moun­tain­bi­king und Was­ser­sport (Kanu & Rafting).

Es stell­te sich her­aus, dass vie­le Frei­zeit­sport­ler in meh­re­ren ver­wand­ten Out­door-Sport­ar­ten aktiv sind: Wan­de­rer begei­stern sich oft für das Nor­dic Wal­king, Sport­klet­te­rer für das Moun­tain­bi­king. Die größ­te Viel­falt an Out­door­sport-Akti­vi­tä­ten ist bei pas­sio­nier­ten Berg­stei­gern und Sport­klet­te­rern anzutreffen.

Moti­va­tio­nen der Out­door-Akti­vi­sten: Gemein­sam­kei­ten und spe­zi­fi­sche Profile

Die Teil­neh­mer wur­den auf­ge­for­dert, mög­li­che Moti­va­tio­nen für den Out­door­sport zu bewer­ten; und zwar anhand einer 5‑stufigen Ska­la, die von „sehr unwich­tig“ bis „sehr wich­tig“ reich­te. Die Moti­va­ti­on „Psy­chi­sches Wohl­be­fin­den“ erhielt ins­ge­samt den höch­sten Wert. Von den Akti­ven in jeder Sport­art wur­de dabei das Ein­zel­merk­mal „Abschal­ten“ an die erste Stel­le gesetzt. „Out­door­sport-Akti­vi­tä­ten sind anschei­nend für sehr vie­le Umfra­ge-Teil­neh­mer ein wich­ti­ger Aus­gleich, um den Stress des All­tags hin­ter sich zu las­sen und neue Ener­gie zu tan­ken“, bemerkt Vere­na Häußler.

Kaum weni­ger wich­tig ist, wie­der­um im Durch­schnitt aller Teil­neh­mer, die Moti­va­ti­on „Gesund­heit & Fit­ness“: Dabei domi­niert der Wunsch nach einer erhöh­ten kör­per­li­chen Lei­stungs­fä­hig­keit; die Ver­bes­se­rung von Figur und Gewicht wird hin­ge­gen als weni­ger bedeut­sam ein­ge­stuft. Auch das „Natur­er­le­ben“, mit Kom­po­nen­ten wie „Die Schön­heit der Natur erle­ben“ und „Natür­li­che Geräu­sche wahr­neh­men“, wird im Durch­schnitt rela­tiv häu­fig als Moti­va­ti­on genannt. „Sozia­les Wohl­be­fin­den“ lan­det dage­gen nur im Mittelfeld.
„Lei­stungs­prä­sen­ta­ti­on“, also die posi­ti­ve Selbst- und Fremd­be­wer­tung eige­ner Lei­stungs­kraft, hat ins­ge­samt die gering­ste Bedeutung.

Die Ein­zel­ana­ly­sen der Stu­die zei­gen sehr deut­lich, dass es kein ein­heit­li­ches Moti­va­ti­ons­pro­fil für alle Sport­ar­ten gibt. Beim Wan­dern und Trek­king, beim Berg­stei­gen und beim Was­ser­sport üben Aspek­te des psy­chi­schen Wohl­be­fin­dens und des Natur­er­le­bens die stärk­ste Antriebs­kraft aus. Beim Run­ning, Nor­dic Wal­king und Moun­tain­bi­king hin­ge­gen steht das Stre­ben nach Gesund­heit und Fit­ness im Vor­der­grund. Sport­klet­te­rer wie­der­um legen grö­ße­ren Wert auf sozia­les Wohl­be­fin­den. Zudem sind sie im Ver­gleich mit den ande­ren Out­door­sport­lern viel stär­ker dar­an inter­es­siert, „Anre­gung und Erre­gung“ zu erle­ben. Die­se Moti­va­ti­on wird anschei­nend gene­rell von Alter und Geschlecht beein­flusst: Sie ist bei Jün­ge­ren und bei Män­nern signi­fi­kant häu­fi­ger anzu­tref­fen als bei Älte­ren und bei Frauen.

Kon­se­quen­zen für den Outdoor-Markt

Die Bay­reu­ther Sport­wis­sen­schaft­ler um Wal­ter Brehm beschrei­ben vier Typen von Out­door­sport­lern: „sozi­al- und lei­stungs­ori­en­tier­te Erleb­nis­sport­ler“, „erho­lungs- und natur­ori­en­tier­te Fit­ness­sport­ler“, „viel­sei­tig und hoch moti­vier­te Out­door­sport­ler“ sowie „erho­lungs­ori­en­tier­te Natur­sport­ler“. Die Unter­schie­de sind haupt­säch­lich in den jewei­li­gen Moti­va­ti­ons­pro­fi­len begrün­det. Wie Vere­na Häuß­ler und Susan­ne Tittl­bach her­vor­he­ben, sind sol­che Erkennt­nis­se im boo­men­den Out­door-Markt von hoher Rele­vanz. Denn je bes­ser Her­stel­ler und Händ­ler dar­über Bescheid wis­sen, was die Out­door­sport­ler antreibt, desto ziel­ge­nau­er kön­nen sie ihre Wer­be­stra­te­gien und ‑maß­nah­men aus­rich­ten. „Dabei las­sen sich durch­aus Syn­er­gie­ef­fek­te nut­zen“, erklärt Tittl­bach. „Bei­spiels­wei­se wür­de es sich anbie­ten, bei Wan­der­ur­lau­ben auch Kanu­fahr­ten anzu­bie­ten, weil die Moti­va­tio­nen der Sport­ler in bei­den Fäl­len durch­aus ähn­lich sind. Auch lie­ße sich das posi­ti­ve Image des Wan­derns auf ande­re Unter­neh­mens­fel­der über­tra­gen, in denen Aspek­te des Natur­er­le­bens gleich­falls eine star­ke Anzie­hungs­kraft auf die Sport­ler ausüben.“

Die „Moti­va­tions-Stu­die Out­door­sport“ ist beim Lehr­stuhl für Sport­wis­sen­schaft II der Uni­ver­si­tät Bay­reuth erhält­lich (s.u.).

Kon­takt­adres­se für wei­te­re Informationen:

PD Dr. Susan­ne Tittlbach
Lehr­stuhl für Sport­wis­sen­schaft II
Insti­tut für Sportwissenschaft
Uni­ver­si­tät Bayreuth
95440 Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 / 55–3487
E‑Mail: susanne.​tittlbach@​uni-​bayreuth.​de