Pfle­ge-TÜV: Hüb­sche Zim­mer und bun­te Spei­se­plä­ne dür­fen Pfle­ge­män­gel nicht verschleiern

Anläss­lich des ein­jäh­ri­gen Bestehens des Pfle­ge-TÜVs erklärt Eli­sa­beth Schar­fen­berg MdB, alten- und pfle­ge­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Bun­des­tags­frak­ti­on Bünd­nis 90/​Die Grü­nen und Mit­glied im Gesund­heits­aus­schuss: „Man­gel­haf­te Pfle­ge, die zum Wund­lie­gen der Heim­be­woh­ner führt, darf nicht durch das Kri­te­ri­um eines hüb­schen Zim­mers aus­ge­gli­chen wer­den können.“

„Doch genau das ist beim Pfle­ge-TÜV mit sei­nem der­zei­ti­gen Beno­tungs­sy­stem mög­lich. So kom­pen­siert bei­spiels­wei­se eine lücken­los geführte
Doku­men­ta­ti­on rüde Umgangs­for­men, mit­tel­mä­ßi­ges Essen und schlech­te Pfle­ge­lei­stun­gen. Es wird weni­ger die Qua­li­tät der Pfle­ge geprüft,
als viel­mehr ihre Doku­men­ta­ti­on. Trotz Schwach­stel­len in wesent­li­chen Berei­chen der Pfle­ge, kön­nen Hei­me so in der Gesamt­no­te doch noch ein pas­sa­bles Ergeb­nis erzielen.

Statt kri­ti­scher, dif­fe­ren­zier­ter Bewer­tun­gen ein­zel­ner Pfle­ge­hei­me, lie­fert der Pfle­ge-TÜV fast durch­ge­hend gute und sehr gute Ergeb­nis­se. Doch das ent­spricht nicht immer der Rea­li­tät in deut­schen Pfle­ge­hei­men. Die Suche nach einem guten Pfle­ge­heim wird Ange­hö­ri­gen dadurch nicht leich­ter gemacht. Denn die geschön­ten Ergeb­nis­se nut­zen letzt­end­lich nur den Betreibern.

Hier muss drin­gend nach­ge­bes­sert wer­den. Die Bun­des­re­gie­rung und die Ver­bän­de der Pfle­ge­kas­sen sind auf­ge­for­dert, das Beno­tungs­sy­stem zu über­ar­bei­ten. Dabei gehört unab­hän­gi­ger wis­sen­schaft­li­cher Sach­ver­stand eben­so mit an den Tisch, wie die Betrof­fe­nen selbst, also die Ver­bän­de der Selbst­hil­fe und die Ver­brau­cher­or­ga­ni­sa­tio­nen. Alle Akteu­re müs­sen gleich­be­rech­tigt an der Über­ar­bei­tung betei­ligt wer­den. Trans­pa­renz im Pfle­ge­be­reich ist unum­gäng­lich. Nur so haben Men­schen die Mög­lich­keit, für ihre pfle­ge­be­dürf­ti­gen Ange­hö­ri­gen einen guten und pas­sen­den Heim­platz zu finden.“