25 Jah­re Frän­ki­sche Schweiz-Museum

Ange­fan­gen hat­te alles mit einem Traum: im Zuge der Gebiets­re­form 1972 bzw. 1978, als klar war, dass die bei­den Alt­land­krei­se Eber­mann­stadt und Peg­nitz auf­ge­löst wer­den, erho­ben sich Stim­men, die für einen neu zu schaf­fen­den Land­kreis Frän­ki­sche Schweiz eintraten. 

Da die Zusam­men­le­gung der bei­den finanz­schwa­chen Alt­land­krei­se jedoch wirt­schaft­lich nicht sinn­voll erschien, ver­warf man im Innen­mi­ni­ste­ri­um die­sen Gedan­ken rasch. Statt­des­sen wur­de mit gewis­sen Gebiets­ar­ron­die­run­gen Eber­mann­stadt dem Land­kreis Forch­heim und Peg­nitz dem Land­kreis Bay­reuth zugewiesen.

1978 stand im Land­kreis Bay­reuth der Alt­land­rat nicht mehr zur Wahl. Dr. Klaus-Gün­ter Die­tel ent­warf bei der Kan­di­da­tur zum Amt des Land­rats die Visi­on einer kul­tu­rel­len Ein­heit der Frän­ki­schen Schweiz, die sich in einem Muse­um mani­fe­stie­re. Nach sei­nem Amts­an­tritt ging er unver­züg­lich dar­an, sein Wahl­ver­spre­chen ein­zu­hal­ten. Bei einem denk­wür­di­gen Tref­fen der Land­rä­te Otto Ammon (Forch­heim), Otto Neu­kum (Bam­berg) und Klaus-Gün­ter Die­tel (Bay­reuth) auf der Giech­burg wur­den dann bei einem Bocks­beu­tel die Grund­la­gen für die Zusam­men­ar­beit in Rah­men eines kom­mu­na­len Zweck­ver­bands besprochen.

Bei der Suche nach einem Stand­ort für das zukünf­ti­ge Muse­um wur­den zwar ver­schie­de­ne erhal­tens­wer­te histo­ri­sche Gebäu­de­kom­ple­xe genannt, der Juden­hof von Tüchers­feld besaß jedoch von Anfang an eine Favo­ri­ten­rol­le. Aus­schlag­ge­bend war nicht nur sei­ne Lage unmit­tel­bar ober­halb der Bun­des­stra­ße, son­dern vor allem sein Bekannt­heits­grad als Foto­mo­tiv, das sogar die Luft­han­sa als Pla­kat­mo­tiv für ihre inter­na­tio­na­le Wer­bung ver­wen­det hatte.

Aller Anfang ist schwer: Kopf­zer­bre­chen berei­te­ten zum einen die kom­pli­zier­ten Besitz­ver­hält­nis­se im Are­al des zukünf­ti­gen Muse­ums. Auch der Zustand der Gebäu­de war erschreckend, hat­te doch der Zahn der Zeit am Mau­er­werk genagt, so dass gan­ze Außen­par­tien den Hang her­un­ter zu rut­schen droh­ten. Mit nöti­gem Élan, ent­spre­chen­den Finanz­mit­teln, reich­lich Opti­mis­mus, vor allem aber mit gro­ßem hand­werk­li­chem Geschick gelang es, die Gebäu­de­sub­stanz zu sanie­ren, so dass ab Mit­te 1983 einer Ein­rich­tung nichts mehr im Wege gestan­den hätte.

Ein Muse­um defi­niert sich aller­dings nicht allei­ne aus der Gebäu­de­hül­le, mag die­se auch noch so pit­to­resk sein. Wäh­rend nor­ma­ler­wei­se Muse­en gegrün­det wer­den, weil man Aus­stel­lungs­räu­me für eine vor­han­de­ne Samm­lung sucht, zäum­te man in Tüchers­feld das Pferd umge­kehrt auf. Man hoff­te jedoch, den Fun­ken der Begei­ste­rung über­sprin­gen zu las­sen, so dass Zei­tungs­auf­ru­fe mas­sen­wei­se zur Abga­be von Aus­stel­lungs­gut füh­ren wür­de. Jedoch, die frän­ki­sche Men­ta­li­tät war stär­ker: zunächst war­te­te man aller­or­tens erst ein­mal ab, was sich denn hier über­haupt ent­wickeln wür­de. Als zum 1. Juli 1983 der erste Muse­ums­lei­ter beru­fen wur­de, fand er des­halb nur eine spär­li­che Auf­li­stung von Objek­ten vor, die für das Muse­um ver­spro­chen waren – dar­un­ter auch Gegen­stän­de, die bis heu­te noch nicht den Weg ins Muse­um gefun­den haben. Ver­ständ­li­cher­wei­se konn­te er des­halb auch noch kein hand­fe­stes Kon­zept vor­fin­den. Die bis dato vom Muse­ums­bei­rat in meh­re­ren Sit­zun­gen erar­bei­ten Raum­nut­zungs­plä­ne sahen des­halb in ihrer Not sogar vor, eine Kopie des sich im Ger­ma­ni­schen Natio­nal­mu­se­ums befind­li­chen Gold­hu­tes von Etzels­dorf als Aus­stel­lungs­ob­jekt anfer­ti­gen zu lassen!

Von all den Hin­der­nis­sen unbe­ein­druckt ging der neue Muse­ums­lei­ter wohl­ge­mut ans Werk, fuhr übers Land, nahm aller­or­ten Kon­tak­te auf und konn­te so schon bald die ersten Aus­stel­lungs­ob­jek­te in Emp­fang neh­men. Frei­lich waren die­se, frisch aus Kel­lern, Scheu­nen und Dach­bö­den geholt, so noch nicht aus­zu­stel­len. Eine fach­män­ni­sche Rei­ni­gung, Rost- bzw. Wurm­be­hand­lung oder gar eine voll­stän­di­ge Restau­rie­rung z. B. von als Hasen­stall genutz­tem Bau­ern­schrank war des­halb unab­läss­lich. Natür­lich konn­te der Muse­ums­lei­ter dies nicht alles allei­ne bewäl­ti­gen. Mit Über­zeu­gungs­ar­beit gelang es ihm aber, auf Arbeits­be­schaf­fungs­maß­nah­men Hand­wer­ker­stel­len bewil­ligt zu bekom­men. Über­haupt erwies sich die Arbeits­ver­wal­tung als wich­ti­ger Part­ner, sodass das Muse­ums­team bin­nen kur­zem noch um eine Histo­ri­ke­rin, einen Palä­on­to­lo­gen und einen gelern­ten Restau­ra­tor ergänzt wer­den konn­te. So gestärkt konn­te das Pro­jekt rasch vor­an getrie­ben werden.

Schon im Febru­ar 1984 konn­ten die ersten Erfol­ge vor­ge­zeigt wer­den. In den ein­zel­nen Muse­ums­räu­men wur­de nicht nur das jewei­li­ge Raum­kon­zept vor­ge­stellt, son­dern auch die bis dato ein­ge­hol­ten und wie­der her­ge­rich­te­ten Expo­na­te. An die­sen wur­de gleich­zei­tig in Wort und Bild von den Mit­ar­bei­tern inter­es­sier­ten Besu­chern erklärt, wel­che Siche­rungs­maß­nah­men mach­bar und not­wen­dig sind, um Kul­tur­gut für die Zukunft zu erhal­ten. Gleich­zei­tig konn­ten wir aber auch das gro­ße Inter­es­se (bei strö­men­den Regen dräng­ten sich im Lau­fe des Tages meh­re­re tau­send Per­so­nen in die Gebäu­de) nut­zen, um auf bestehen­de Lücken hin­zu­wei­sen und gezielt nach ent­spre­chen­den Objek­ten zu suchen.

Ein Jahr spä­ter war es dann soweit: am 24. Juli 1984 wur­de im Bei­sein des dama­li­gen Kul­tus­mi­ni­sters Dr. Hans Mei­er das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um offi­zi­ell der Öffent­lich­keit über­ge­ben. Der Expo­nat­be­stand war inzwi­schen soweit ange­wach­sen, dass mit Fug und Recht eine erste Aus­stel­lung gewagt wer­den konnte.

Die Arbeit war für das Muse­ums­team damit noch längst nicht erle­digt. Per­ma­nent wird wei­ter an der Ver­voll­stän­di­gung der Samm­lung, der Erschlie­ßung der Objek­te und an der Ver­mitt­lung an die Öffent­lich­keit gearbeitet.

Von Anfang an setz­te das Muse­um auch auf Ver­an­stal­tun­gen. Im Früh­jahr die­ses Jah­res konn­te mitt­ler­wei­le der bereits 55. Sing­tag began­gen wer­den. Zu den Kol­lo­qui­en „Bei­trä­ge jüdi­scher Land­ge­mein­den zu Kul­tur und Geschich­te“ rei­sen Teil­neh­mer selbst aus den USA an. Der idyl­li­sche Innen­hof des Muse­ums bie­tet alle Jah­re eine ein­ma­li­ge Kulis­se bei Kon­zer­ten, Lite­ra­tur­le­sun­gen und Sere­na­den. Geo­lo­gi­sche Semi­na­re und Exkur­sio­nen erschlie­ßen Inter­es­sier­ten die Erd­ge­schich­te, und bei den Histo­ri­schen Hand­wer­ker­märk­ten erle­ben Besu­cher tra­di­tio­nel­les Hand­werk haut­nah. Auch der ein­ma­li­ge Weih­nachts­markt ist mitt­ler­wei­le legen­där geworden.

Natür­lich setzt das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um auch auf attrak­ti­ve Son­der­aus­stel­lun­gen und die­se ergän­zen­de Vor­trags­rei­hen, für die jeweils nam­haf­te Fach­leu­te gewon­nen wer­den können.

Mitt­ler­wei­le blickt das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um auf mehr als 60 Son­der­aus­stel­lun­gen zurück. Allen­samt gemein­sam ist es, dass sie stets die Regi­on im Fokus haben, dar­über hin­aus aber auch Par­al­le­len und Ver­bin­dun­gen zu ent­spre­chen­den The­ma­ti­ken andern­orts auf­zei­gen. Die Band­brei­te der The­men reicht dabei von der Geo­lo­gie bis hin zu dem, was einst aus unse­rer Zeit in Muse­en zu sehen sein wird.
Waren anfangs die Aus­stel­lun­gen ver­ständ­li­cher­wei­se noch klein gehal­ten, wuch­sen im Lau­fe der Jah­re sowohl die Ansprü­che der Muse­ums­mit­ar­bei­ter als auch die der Besu­cher. Mit Hil­fe von Koope­ra­tio­nen lie­ßen sich auch umfang­rei­che­re The­men darstellen.
Den Beginn die­ser Gemein­schafts­pro­jek­te bil­de­te 1994 die Aus­stel­lung Glau­be daheim – Zur Erin­ne­rung. Zeug­nis­se evan­ge­li­scher Fröm­mig­keit, die zusam­men mit dem Muse­um für Sepul­kral­kul­tur in Kas­sel erar­bei­tet und zunächst in Tüchers­feld und dann in Kas­sel gezeigt wurde.

Einen wei­te­ren Mei­len­stein in der Ent­wick­lung bil­de­te 1997 die Aus­stel­lung Rit­ter, Bur­ger und Dör­fer, die zusam­men mit dem Kul­tur­amt des Land­krei­ses Forch­heim und dem Lehr­stuhl für Mit­tel­al­ter­li­che Archäo­lo­gie der Uni­ver­si­tät Bam­berg kon­zi­piert wur­de. Die Aus­stel­lung war so umfang­reich, dass sie the­ma­tisch auf­ge­teilt in Tüchers­feld, Wai­schen­feld und Forch­heim als Tri­lo­gie gezeigt wurde.

Auch inter­na­tio­nal ging das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um schon früh Aus­stel­lungs­ko­ope­ra­tio­nen ein. Neben einem Aus­stel­lungs­aus­tausch mit den Muse­en Hrvat­skkog Zagor­ja ist hier auf­grund des gro­ßen Erfol­ges ins­be­son­de­re die Aus­stel­lung Ötzi. Sein Leben – Sei­ne Zeit. Ober­fran­ken am Ende der Jung­stein­zeit zu nen­nen, die in Koope­ra­ti­on mit der Uni­ver­si­tät Inns­bruck, der Uni­ver­si­tät Bam­berg und dem Muse­um Udde­val­la (Schwe­den) erfolg­te. Noch heu­te erin­nern sich vie­le Besu­cher an die­ses Event.

Mit der Aus­stel­lung Das blaue Gold. Die Welt des Was­sers wur­de eine inten­si­ve Koope­ra­ti­on mit dem Lehr­stuhl für Euro­päi­sche Eth­no­lo­gie des Uni­ver­si­tät Bam­berg begrün­det. Die­ser Koope­ra­ti­on ent­spran­gen wei­te­re erfolg­rei­che Aus­stel­lun­gen wie Bier­kul­tur, Aben­teu­er Frän­ki­sche Schweiz, Hei­li­ge Eli­sa­beth, Hei­len, Kräu­ter, Säf­te sowie jüngst Feu­er – Fluch und Segen. Die Aus­stel­lung Das blaue Gold wur­de in der Fol­ge auch von Muse­en in Slo­we­ni­en und Kroa­ti­en über­nom­men; die Feu­er­aus­stel­lung wird gegen­wär­tig in Süd­ti­rol gezeigt (näch­stes Jahr wird sie dann im Eth­no­gra­fi­schen Muse­um in Zagreb zu sehen sein).

Im Lau­fe der Jah­re war das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um auch Aus­rich­ter zahl­rei­cher Tagun­gen. Die größ­te Her­aus­for­de­rung bil­de­te dabei die Tagung des West- und Süd­deut­schen Ver­ban­des für Alter­tums­kun­de 1990 mit ins­ge­samt 613 Teil­neh­mern, die eine Woche lang die Mit­ar­bei­ter in Atem hielt.

Für die wei­te­re Ent­wick­lung des Muse­ums ist stets auch der Blick von außen not­wen­dig. Immer wie­der initi­ie­ren wir des­halb Arbei­ten an den Uni­ver­si­tä­ten über Aspek­te des Muse­ums. Die hier­aus gewon­nen Erkennt­nis­se fin­den dann Ein­gang in die wei­te­re Museumsarbeit.

Ein her­vor­ra­gen­des Bei­spiel hier­für stellt eine Zulas­sungs­ar­beit am Insti­tut für Geo­gra­phie der Uni­ver­si­tät Erlan­gen dar. Unter dem Titel „Regio­nal­wirt­schaft­li­che Aus­wir­kun­gen von Muse­en am Bei­spiel des Frän­ki­sche Schweiz-Muse­ums Tüchers­feld“ unter­such­te Hei­ko Sten­gel, wel­che Bedeu­tung und wel­che Aus­wir­kun­gen das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um für den Tou­ris­mus in der Frän­ki­schen Schweiz besitzt. Als ein Neben­aspekt kri­stal­li­sier­te sich bei der Befra­gung von Leh­rern, inwie­weit sie das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­ums für Aus­flü­ge, außer­schu­li­schen Unter­richt etc. nut­zen, das Bedürf­nis nach Füh­run­gen und einem per­sön­li­chen Ansprech­part­ner her­aus. Die­se Anre­gung wur­de auf­ge­grif­fen und eine Muse­ums­di­dak­tik auf­ge­baut. Heu­te ist die­se Ein­rich­tung, die im Jahr ca. 5000 Schul­kin­der betreut, nicht mehr wegzudenken.

Eine wich­ti­ge Stüt­ze für das Muse­um bil­det der För­der­kreis Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um e. V. Gegen einen gerin­gen Min­dest­bei­trag (frei­wil­li­ge Spen­den jeder­zeit will­kom­men) kann jeder Mit­glied wer­den und hier­mit sei­ne Soli­da­ri­tät mit dem Muse­um bekun­den. Die so gewon­ne­nen Mit­tel wer­den zur wei­te­ren Ver­bes­se­rung des Ser­vices für die Besu­cher, ins­be­son­de­re für jugend­li­che Besu­cher, ver­wen­det. So war es bspw. nur mit Hil­fe des För­der­ver­eins mög­lich eine Audio­gui­de­füh­rung durch das Muse­um zu erstellen.

Die Mit­ar­bei­ter des Muse­ums sind stets bemüht, das Ange­bot für die Besu­cher zu ver­bes­sern, die Aus­stel­lun­gen zu aktua­li­sie­ren und neue Erkennt­nis­se ein­flie­ßen zu las­sen. Dabei gilt es aber auch, Schritt zu hal­ten mit neue­ren Ent­wick­lun­gen. Im Gegen­satz zu frü­her sind Besu­cher heu­te dar­an gewöhnt, mit Hil­fe neu­er Medi­en Erkennt­nis­se erschlos­sen zu bekom­men. So nutzt auch das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um Hör­sta­tio­nen, Kurz­fil­me und inter­ak­ti­ve Medi­en in sei­nen Aus­stel­lun­gen, um die Inhal­te den Besu­chern näher zu brin­gen. Da die Ent­wick­lung stets vor­an schrei­tet, erin­nert das Unter­fan­gen an ein Katz- und Maus­spiel. Trotz aller per­so­nel­ler und finan­zi­el­ler Eng­päs­se wird das Muse­ums­team aber wei­ter­hin am Ball blei­ben, inter­es­san­te Son­der­aus­stel­lun­gen erar­bei­ten und per­ma­nent Berei­che der Dau­er­aus­stel­lung verbessern.

Auch Sie kön­nen hier­zu bei­tra­gen – wer­den Sie Mit­glied im För­der­kreis Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um e. V.!