Erfolgreiche Aktion gegen das organisierte Verbrechen: Vierköpfige litauische Autoschieberbande hinter Schloss und Riegel

Gemeinsame Pressemeldung des Polizeipräsidiums Oberfranken und der Staatsanwaltschaft Hof

Ein harter Schlag gegen eine europaweit agierende Bande von professionellen Autoschiebern aus Litauen gelang Spezialisten der Kriminalpolizeiinspektion mit Zentralaufgaben (KPI/Z) aus Bayreuth und der Staatsanwaltschaft Hof mit der Festnahme von vier Männern im Alter von 26, 27, 32 und 38 Jahren wegen schweren Bandendiebstahls. Allein in Bayern hatte dieses Quartett mehrere hochwertige Geländewagen erbeutet und auf Nimmerwiedersehen ins Ausland verschoben. Die Diebe sitzen seit Ende Oktober 2009 in Untersuchungshaft.

Vier BMW X 5 in Bayern gestohlen

Im Juni 2009 verschwand von einem Händler in Hof ein Geländewagen BMW X 5 im Wert von 30.000 Euro. Schnell realisierten die erfahrenen Kriminalbeamten des Hofer Einbruchskommissariats, dass hier offensichtlich Profis am Werk waren, die ihr kriminelles Handwerk bestens beherrschen. Der Verdacht, dass es sich bei den flüchtigen Tätern um Mitglieder einer Autoschieberbande handelt, die die gestohlenen Edel-Geländewagen sofort ins osteuropäische Ausland verschieben, erhärtete sich auch dadurch, dass der X 5 aus Hof am Tag nach dem professionellen Raubzug noch einmal kurz in einer Stadt in Mecklenburg-Vorpommern gesehen wurde, um dann endgültig zu verschwinden. Neben dem BMW aus Hof kamen auch in Pegnitz, Fürth und München drei weitere BMW X 5 abhanden und die Diebstähle trugen allesamt ein und dieselbe Täterhandschrift.

Mit Hightech gegen Sicherungssysteme

Diese Banden haben leider zwischenzeitlich mit Unterstützung modernster Elektronik gelernt, hoch komplizierte Alarm- und Sicherungssysteme der offenbar speziell in Osteuropa heiß begehrten Luxuskarossen zu überwinden und die Fahrzeuge zu stehlen. Anschließend ziehen sich die Täter blitzartig und minutiös geplant sofort samt ihrer wertvollen Beute ins Ausland zurück.

Staatsanwaltschaft Hof beauftragt Ermittlungsgruppe „SUV“ mit der Sachbearbeitung

Aufgrund des zu erwartenden Ermittlungsaufwandes und der Überregionalität dieser Straftatenserie ging auf Bitte der Hofer Staatsanwaltschaft eine Sonderermittlungsgruppe namens „SUV“ (Sport Utility Vehicle) der KPI/Z des Polizeipräsidiums Oberfranken mit zeitweise 20 Beamten an die Arbeit, um der Bande das Handwerk zu legen. Es folgten Monate intensivster Ermittlungsarbeit, bei der unter Federführung eines Hofer Staatsanwaltes alle taktischen und technischen Möglichkeiten der modernen Polizeiarbeit ausgeschöpft wurden. Begleitet waren diese akribischen Tätigkeiten der Polizeifachleute von neuesten Methoden der Analyse- und Auswertetechnik.

Spur der Diebe aufgenommen – Bande bei erneutem Diebstahl im Visier der Fahnder

Mittlerweile lag für die Kripo-Spezialisten der oberfränkischen Polizei auf der Hand, dass die gesuchte Bande offenbar aus Litauen kommt und aus vier Personen besteht. Schließlich gelang es den Fahndern im Oktober 2009, die Spur der Bande aufzunehmen und sich an die Fersen der Kriminellen zu heften. Offenbar war ein größerer Coup im Großraum Münster geplant. Tatsächlich schlugen die Täter in der Nacht zum 21. Oktober zu und stahlen zwei BMW Luxuslimousinen der 7er Serie vom Gelände eines Händlers in Warendorf.

Da zu befürchten war, dass die Bandenmitglieder auch diese beiden Karossen sofort Richtung Polen und Litauen bringen würden, war für die Fahnder jetzt höchste Zeit für einen professionellen Zugriff. Ein Grenzübertritt mit den beiden 7er BMW musste unter allen Umständen verhindert werden.

Spektakuläre Festnahme der vierköpfigen Bande mit Spezialeinheiten

In mittlerweile bewährt guter Zusammenarbeit zwischen Kriminalbeamten aus Neubrandenburg und Bayreuth kam es dann in der Nähe von Waren zum entscheidenden Schlag gegen die Autoschieberbande. Nachdem mit sehr hoher krimineller Energie seitens der Verdächtigen gegen die Polizei gerechnet werden musste, kamen Spezialeinheiten der Polizei für diese Festnahmeaktion zum Einsatz. Im Sommer 2009 konnten sich nämlich Beamte der Bundespolizei gerade noch mit Sprüngen zur Seite vor den herannahenden motorisierten Dieben retten, nachdem die Täter mit zwei gestohlenen BMW auf dem Weg zur polnischen Grenze aufgehalten werden sollten. Die zu diesem Zeitpunkt noch unerkannten Fahrer konnten sich der polizeilichen Kontrolle erfolgreich entziehen und mit den Autos ins benachbarte Ausland flüchten.

Der professionell geplante Zugriff bei Waren mit hoch qualifizierten Einsatzkräften sollte sich als absolut erforderlich erweisen, da die Täter bei der Festnahmeaktion tatsächlich versuchten, die errichteten Straßensperren mit den gestohlenen 7er BMW und einem weiteren BMW der 5er Serie zu durchbrechen und zu flüchten. Dem gekonnten Vorgehen der Spezialkräfte in Zusammenarbeit mit den Fahndern aus Bayreuth und Neubrandenburg ist es letztlich zu verdanken, dass bei der Festnahmeaktion keine Personen verletzt worden sind. Allerdings wurden die beiden 7er BMW und mehrere Einsatzfahrzeuge erheblich beschädigt.

Die vier Autoknacker aus Kalvarija und Marijampole leisteten bei der Festnahmeaktion auch noch erheblichen körperlichen Widerstand, mussten sich aber mit dem Anlegen der Handschellen schließlich abfinden.

Aus dem benutzten Täterfahrzeug, dem 5er BMW, stellten die erfolgreichen Fahnder umfangreiches Beweismaterial sicher. So fand sich auch ein wertvolles Arsenal elektronischer Bauteile zur Manipulation von Sicherungssystemen in Fahrzeugen der Bayerischen Motorenwerke. Auch dieses gut ausgerüstete Täterfahrzeug erwies sich nach aufwändigen Untersuchungen durch Spezialisten des Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommern und des Bundeskriminalamt letztlich als im August 2009 in Löhne gestohlen.

Vier Haftbefehle wegen schweren Bandendiebstahls

Die vier Männer waren im Anschluss an ihre Festnahme nach Hof gebracht worden. Dort schloss sich der Ermittlungsrichter dem Antrag der Staatsanwaltschaft Hof auf Haftbefehl gegen die Mitglieder dieser litauischen Autoschieberbande wegen schweren Bandendiebstahls an. Die Staatsanwaltschaft Hof hat daher Ende Juni 2010 Anklage zur großen Strafkammer des Landgerichts Hof wegen Diebstahls von insgesamt 26 Luxusfahrzeugen erhoben. Wann die Hauptverhandlung beginnen wird, steht noch nicht fest. Bis zur ihrem Prozess sitzen die Beschuldigten in verschiedenen Justizvollzugsanstalten in Untersuchungshaft. Im Falle einer Verurteilung drohen den Männern jeweils mehrjährige Haftstrafen.

Europaweit Straftaten mit rund einer Million Euro Schaden

Bei ihren Raubzügen erbeuteten die Litauer Edelkarossen im Wert von etwa einer Million Euro. Bis auf die beiden lädierten 7er BMW und den benutzten 5er BMW verschwanden die anderen Fahrzeuge jeweils vermutlich in Richtung Osteuropa. Nach entsprechenden Umfrisierungen dürften die Autos dort wieder unterwegs sein und unter neuem „Besitzer“ ihren Dienst tun.

Ziel kann und muss es deshalb insgesamt sein, zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens die Vernetzung nationaler und internationaler Strafverfolgungsbehörden zu intensivieren und die Zusammenarbeit weiter voran zu treiben.