"Bratwurstgrill statt Stauffenberg: Universität Bamberg will sich nicht mit dem geplanten Denkmal identifizieren"

Pressemitteilung der Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e.V.

Nachdem alle Hürden für die Errichtung des Widerstandsdenkmals in Bamberg genommen schienen, spricht sich nun gerade die Universität Bamberg plötzlich dagegen aus. Einer der Gründe für den Sinneswandel ist laut Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert der Widerspruch der Rolle des anvisierten Standorts als Mahnmal einerseits und als Foyer für Fakultäts- und Universitätsfeste andererseits.

Eigentlich war alles geklärt, Gestaltung und Form, Finanzen und eben auch der Platz, an dem das Bamberger Mahnmal für den Widerstand gegen das Nazi-Regime stehen sollte. Und eigentlich war es sogar der Universitätspräsident Godehard Ruppert gewesen, dem die Idee der Aufstellung vor dem ehemaligen Bamberger Alten Gymnasium, das heute einen Teil der Universitätsgebäude bildet, so gut gefallen hat, dass die Organisatoren die schriftliche Zusage nur noch als Formsache sahen.

Doch seit dem 29. Juli ist alles anders. Da erreichte ein Schreiben Rupperts den Vorsitzenden der Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg, Dr. Nikolai Czugunow-Schmitt, in dem der Präsident den plötzlichen Rückzug seiner Institution aus den Mahnmal-Planungen erklärte. Man habe „universitätsintern intensiv diskutiert“ und am Ende einen „konsensualen Standpunkt“ gefunden. Der bestand dann offensichtlich darin, dass man übereingekommen war, das Mahnmal lieber nicht auf dem universitären Gelände haben zu wollen. Als Hauptgrund wurde angeführt, dass der Platz zwischen U5 und U7, an dem das Mahnmal stehen sollte, „im Rahmen der auf dem Burgershof stattfindenden Feiern unverzichtbar“ sei.

Die weitere Argumentation im Schreiben der Universität bezieht sich auf zeitliche und inhaltliche Fragen, die allerdings allenfalls eine Diskussion um das Wie und Wann, aber keine generelle Ablehnung rechtfertigen können. So stünde 2013 eine unterirdische Erweiterung der Mensa an, bei der man auch im Bereich des Mahnmalplatzes Tiefbauarbeiten durchführen müsse, die Unterhaltsfrage und Veränderungen an den bestehenden Sitzmöglichkeiten seien ungeklärt, und man wolle ein „massives Mitspracherecht in Fragen der Gestaltung und Benennung sowie der inhaltlichen Deutung des Mahnmals“. Hierzu heißt es unter anderem, dass man bei den drei stellvertretend für den Widerstand aufzustellenden Personen „keinerlei Beziehung“ feststellen, „nicht von DEM Bamberger Widerstand sprechen“ und an der Form der Darstellung durch den Künstler teils keine Wiedererkennung und keine „zeitgemäße Formsprache“ erkennen könne.

Gänzlich enttäuscht sind nun Czugunow und seine Mitstreiter, denn eigentlich hatten sie sich über viel Zuspruch seitens der Bamberger Bürger gefreut. Mit der Errichtung des Denkmals sollte die Rolle des Bamberger Widerstands gegen den Nationalsozialismus endgültig sichtbar gemacht werden. Der Gegenwind von Ruppert, der vor einem knappen Jahr den Platz an der Universität geradezu euphorisch angeboten hatte, kam völlig unerwartet. Czugunow hierzu: „Eventuelle Probleme mit dem Platz hätten nach Aussage von der Uni-Kanzlerin, Frau Dr. Steuer-Flieser, in meinem letzten Gesprächen mit ihr im Juni 2010 höchstens in einem Nein aus dem Kultusministerium in München liegen können. Mir war überhaupt nicht klar, dass vor Ort in der Universität noch kontrovers diskutiert werden müsse. Schließlich gab es einen langen Meinungsbildungsprozess, der öffentlich, für alle zugänglich war, und zu dem die Vertreter der Universität auch jedes Mal eingeladen waren. Gerade was die inhaltlichen Fragen und die Einwände gegen den Zeitplan anging, wäre es ein leichtes gewesen, sich konstruktiv zu beteiligen. Ich bin zutiefst betroffen über diesen Umgang mit einem Denkmal, das für Bambergs Erinnerungskultur so wichtig gewesen wäre.“

Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg, Sohn von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der symbolisch für den militärischen Widerstand einer der drei Köpfe des Mahnmals sein soll, ist nicht enttäuscht: „Unter dem Strich bestätigt sich nur die Erfahrung, die die Stadtoberen und ihr Umfeld seit Jahrzehnten verwalten und uns aufdrängen: Flucht vor Entscheidungen in hinhaltenden Amtsverfahren und ablenkende Bekundungen. Ein ehrliches Interesse der Universität an einem solchen Denkmal und damit ihrem sichtbaren Bezug zum Widerstand gibt es offenbar nicht. Die aufgereihten Gründe erscheinen eher als Ansammlung von Unmutsgefühlen, die eine Mehrheit in den universitären Gremien hat. Schlüssig sind sie kaum. Meine Familie hat keinen Antrag gestellt, aber wir sind den Initiatoren sehr dankbar, dass sie uns frühzeitig in die Fragen der künstlerischen Gestaltung sowie der Verortung des Denkmals einbezogen haben.“

Auch innerhalb der Bamberger Universität scheint nicht klar, wie der Präsident ein Schreiben ohne formalen Beschluss nach der vermeintlichen Diskussion in den Gremien an die Denkmal-Organisatoren senden konnte. Schließlich seien die bayerischen Universitäten an sich prinzipiell demokratisch organisiert und es gebe Strukturen und Abläufe, an die man sich bei Entscheidungen solcher Tragweite halten müsse. Für Professor Reinhard Zintl sind einige der genannten Gründe zwar nachvollziehbar, „worüber ich aber erst einmal nachdenken muss, ist die Bemerkung, dass es zwischen Stauffenberg, Wölfel und Willy Aron keine Verbindung oder Beziehung gegeben habe und man deshalb nicht von einem Bamberger Widerstand sprechen könne. Das habe ich nicht verstanden und es leuchtet mir auch nicht ein. Ich werde an dieser Stelle die Diskussion suchen.“ Man kann nur hoffen, dass auch inneruniversitär noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.

Bleibt die Frage, wie es nun weitergehen soll mit der nahezu unendlichen Geschichte des Gedenkens Bambergs an den Widerstand im Dritten Reich und damit einhergehend auch einem Stück Versöhnung Bambergs mit der Familie Stauffenberg, die durch die aufwendige Verfilmung des Attentatsversuches mit Tom Cruise in der Hauptrolle wieder stark ins Licht der Öffentlichkeit gerückt war. „Wir hoffen, dass es an der Universität doch noch ein Umdenken gibt“, so Czugunow, „schließlich ist es doch gerade die Ausbildungsstätte junger Menschen, an der ein solches Mahnmal Sinn macht. Jede künftige kommende geistige Elite unseres Landes muss auch in dieser Hinsicht geschult und gebildet sein. Das „Nie wieder“ ist so wichtig wie selten zuvor, gerade weil in diesen Jahren die letzten Vertreter der Generation, die Krieg, Verfolgung und Vertreibung miterlebt haben, von uns gehen müssen.“ Jeder andere Aufstellungsort sei eine Art „Plan B“, den man natürlich verfolgen müsse, wenn man in der Hochschule weiterhin aufgrund von zumindest fragwürdigen Argumenten diesem so wichtigen Projekt entgegenstünde. Bleibt zu hoffen, dass die Universitätsleitung zum anfänglich gezeigten Weitblick zurückfinden und über tagesaktuelle und vermeintliche zeitgeistige Strömungen hinaus die gesellschaftliche Bedeutung eines Denkmals für den Bamberger Widerstand erkennen möge.

Text: Markus Raupach

Verantwortlicher Ansprechpartner: Dr. Nikolai Czugunow-Schmitt

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