Schulleiter Anton Stern nach 43 Jahren als Lehrer am Abendgymnasium verabschiedet

Eine Institution geht in den Ruhestand

(bbk) Generationen von Schülern hat er zum Abitur geführt: Anton Stern, der Schulleiter des Erzbischöflichen Abendgymnasiums in Bamberg ist am Freitag (30. Juli 2010) in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden. 43 Jahre lang war der 74-Jährige Lehrer am Abendgymnasium, die letzten zehn davon sogar als Schulleiter.

Angefangen hatte alles 1967: Ein Kollege vom Franz-Ludwig-Gymnasium in Bamberg fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, einige Stunden an dem erst ein Jahr zuvor gegründeten Abendgymnasium zu unterrichten. „Ich hatte drei Stunden Bedenkzeit, dann war die Sache entschieden“, erinnert sich der aus Litzendorf stammende Stern. Über vier Jahrzehnte brachte er seinen Schülern und Schülerinnen die lateinischen Deklinationen und Konjugationen bei.

Vor allem die familiäre Atmosphäre des Abendgymnasiums beeindruckte den scheidenden Schulleiter. Im Durchschnitt legten fünf bis neun Schüler ihr Abitur ab. „Im Schnitt haben wir so 50 Schüler.“ Diese drücken allerdings am Abendgymnasium erst nach Feierabend die Schulbank. Von 18.00 bis 21.15 Uhr heißt es dann noch einmal Büffeln für den beruflichen Erfolg. „Die Zusammensetzung der Klassen ist ganz anders als an anderen Schulen“, erläutert Stern.  Die älteste Schülerin, die am Abendgymnasium ihr Abitur ablegte, war 65 Jahre alt.

„Ich wollte nie Schulleiter werden“, erinnert sich der 74-Jährige im Rückblick. Das Schicksal wollte es offenbar anders. Im Juli 2000 ging Stern als Lehrer am Franz-Ludwig-Gymnasium in den Ruhestand, nicht einmal zwei Monate später übernahm er nicht nur die Schulleitung des Abendgymnasiums, sondern auch die des Theresianums und des dazugehörigen Kollegs. Vier Jahre lang war Stern für drei Schulen verantwortlich. Bei seiner Amtsübernahme im Jahr 2000 habe das Abendgymnasium vor dem Aus gestanden, erinnert sich der langjährige Schulleiter. Es gab Pläne, das Abendgymnasium auslaufen zu lassen. „Ich kam mir vor, wie ein Konkursverwalter“.

„Die Rettung des Abendgymnasium ist ein Verdienst von Anton Stern“, berichtet Bruno Schmitt, stellvertretender Schulleiter des Theresianums. Die Lehrer hätten auf einen Teil des ihnen zugestandenen Gehalts verzichtet und mit der Einführung von Schulgeld stand das Abendgymnasium wieder auf soliden Füßen, so Schmitt.

Egal in welcher Situation, Anton Stern sei immer die Ruhe selbst gewesen, weiß Karmelitenpater Roland Hinzer, Schulleiter des Theresianums. Seine Stärke sei die „unwahrscheinliche Geduld“. Bruno Schmitt bestätigt Stern die „Fähigkeit zuzuhören“. Für die Sorgen und Nöte seiner Schüler habe er stets ein offenes Ohr gehabt.

„Er hinterlässt große Fußspuren“, sagt Stephan Reheuser, der ab dem kommenden Schuljahr Schulleiter am Erzbischöflichen Abendgymnasium wird. Reheuser würdigte ausdrücklich das Engagement Sterns für das Abendgymnasium, aber auch für die Schüler. „Das ging dann schon mal soweit, dass Herr Stern Schüler anrief und motivierte zum Unterricht zu kommen.“

Nach 43 Jahren am Erzbischöflichen Abendgymnasium, davon zehn Jahre als Schulleiter ist nun endgültig Schluss. Allerdings fällt dem bescheidenden Pädagogen der Abschied schwer. Jetzt will er sich mehr Zeit für die Hobbys, den Garten und die Ahnenforschung, nehmen. Und natürlich für die Enkel. „Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagt der scheidende Schulleiter.