Vom Wirtschaftsfaktor zum Welterbe: Bambergs Gärtner und Häcker

Blick auf St. Josef

Blick auf St. Josef

Noch bis zum Samstag, den 31. Juli 2010 ist eine Sonderausstellung im Historischen Museum Bamberg zu sehen, die Ergebnisse einer eindrucksvollen Forschungsarbeit im Rahmen eines Projektseminars an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zeigt: Studierende der Europäischen Ethnologie erforschten das Leben der Bamberger Gärtner und Häcker in Vergangenheit und Gegenwart.

Forschungsleistung, die sich sehen lassen kann

Eineinhalb Jahre lang untersuchten die Studierenden um Dr. Marina Scheinost das Bamberger Gärtner- und Häckerwesen. Sie durchforsteten Archive und arbeiteten sich durch das Depot der Museen der Stadt Bamberg. Anschließend führten sie Interviews und nahmen an Prozessionen sowie deren Vorbereitung teil. Durch die aktuelle Forschungsarbeit der Studierenden war es möglich, neben dem historischen Erbe auch das gegenwärtige Leben der Gärtner und Häcker sowie ihren Beitrag zum religiösen und kulturelle Leben der Stadt darzustellen.

Die Ausstellung

Die Ausstellung widmet sich nach einer Einführung zur Entwicklung der beiden Berufsgruppen drei Hauptthemen: Arbeit, Wohnen und religiöses Leben. Gezeigt werden bisher zum Teil unveröffentlichte Dokumente aus Bamberger Archiven sowie bisher nicht ausgestellte Objekte der Museen der Stadt Bamberg. Darüber hinaus können einmalige Objekte aus dem privaten Besitz der Gärtner und Häcker präsentiert werden. Eine Besonderheit der Ausstellung ist der Haushaltsnachlass von Georg und Katharina Bauer aus der Josephstraße 27, der in einem Ausschnitt vorgestellt wird und einen lebendigen Eindruck eines Gärtnerhaushalts des 20. Jahrhunderts vermittelt.

Die Bamberger Gärtner und Häcker

Bamberg ist bekannt für seine Gärtner. Nicht umsonst lautet der Spitzname für die Bewohner Bambergs „Zwiebeltreter“. Doch auch die Berufsgruppe der Häcker spielte für Bamberg eine wichtige Rolle. Versorgten die Gärtner die Stadt mit Süßholz, Salat und Gemüse, so produzierten die Häcker Wein und Essig. Das Süßholz der Bamberger Gärtner machte die Stadt weithin bekannt und seit dem 16. Jahrhundert wurde Bamberg immer wieder, z. B. in Städtebeschreibungen, für seine Süßholzproduktion gerühmt.

Während die Gärtner im Tal östlich der Regnitz siedelten, bewohnten die Häcker das für den Weinbau günstigere Berggebiet. Ihre Wohnquartiere gehören in Teilen zum Welterbegebiet und trugen maßgeblich zur Ernennung Bambergs zur Welterbestadt bei.

Beide Berufsgruppen waren in Bruderschaften und Zünften organisiert. Die Häcker-Bruderschaft existiert bis heute. Die Gärtnerzunft wurde erst in einen Gewerbeverein und anschließend in einen Verein umgewandelt. Heute gibt es den Oberen und den Unteren Gärtnerverein in Bamberg. Bei Bambergs Prozessionen sind Gärtner wie Häcker präsent und bestimmen deren äußeres Erscheinungsbild in erheblichem Maße mit.