Ostkirchliches Zentrum Erlangen-Nürnberg-Bamberg gegründet

Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg werden künftig gemeinsam forschen und lehren

Ihre Kompetenzen in Forschung und Lehre zu den Ostkirchen koordinieren, bündeln und weiterentwickeln – das wollen die Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg mit der Einrichtung eines gemeinsamen „Ostkirchlichen Zentrums Erlangen-Nürnberg-Bamberg“. Am Freitag, 9. Juli, unterzeichneten die beiden Universitätspräsidenten Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske von der Universität Erlangen-Nürnberg und sein Amtskollege Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert von der Universität Bamberg den Gründungsvertrag.

Obwohl in Deutschland mit vielen Gläubigen vertreten, stehen die orthodoxen und orientalischen christlichen Kirchen häufig weder im Fokus der Öffentlichkeit noch der Wissenschaft. Prof. Dr. Hacik Rafi Gazer und Dr. Christian Lange wollen das Verständnis der Geschichte und der Gegenwartslage der „Ostkirchen“ voranbringen. Deshalb haben sie die Gründung des universitätsübergreifenden Ostkirchlichen Zentrums initiiert. Gazer, der in Erlangen Geschichte und Theologie des christlichen Ostens lehrt, repräsentiert dabei die evangelische Sicht auf die Ostkirchen. Lange, der die Bamberger Arbeitsstelle „Kunde des christlichen Orients und der ostkirchlichen Ökumene“ leitete, untersucht diese von Seiten der katholischen Theologie.

Chance zur Vernetzung ergriffen

„Wir haben die Möglichkeiten genutzt, die uns die Reform des Hochschulgesetzes gegeben hat“, sagt Lange, denn dieses erlaubt nun die Einrichtung universitätsübergreifender Forschungs- und Lehrzentren. Dabei konnten die beiden Wissenschaftler auf die Unterstützung ihrer Universitätsleitungen zählen. „In der heutigen Hochschullandschaft muss man sich vernetzen“, betont Lange, deshalb solle das neue Zentrum auch keinesfalls eine Konkurrenz zu den ostkirchlichen Forschungen in Würzburg, Regensburg oder Eichstätt sein. „Wir wollen unsere Ressourcen bündeln, ökumenisch und interdisziplinär forschen und dabei mit den Kollegen zusammenarbeiten, eine Plattform schaffen.“

Impulse für Forschung und Lehre

Neben der evangelischen und katholischen Theologie werden sich vor allem Vertreter der Slavistik und Orientalistik an dem neuen Ostkirchlichen Zentrum beteiligen. Insgesamt konnten Gazer und Lange 25 Professorinnen und Professoren verschiedenster Disziplinen beider Universitäten als Mitglieder des Zentrums gewinnen. Die Forschungsfelder werden das Verhältnis von „Ostkirchen“ und Islam, der Einfluss dieser Kirchen in Osteuropa, der ökumenische Dialog mit den Kirchen des Westens und die Situation der orthodoxen und altorientalischen Christen in Deutschland sein.

Der Lehre sollen nicht nur gemeinsame Publikationen, Exkursionen und Tagungen zugute kommen. Bamberger Dozentinnen und Dozenten wird es ermöglicht, an der Universität Erlangen-Nürnberg Lehrveranstaltungen abzuhalten und umgekehrt; die Studierenden können sich erworbene Leistungen hier wie dort anrechnen lassen. In den Studienangeboten der beiden Universitäten könnte mittelfristig ein besonderer Schwerpunkt „Ostkirchliche Studien“ eingeführt werden. Zudem ist die Gründung des Ostkirchlichen Zentrums ein wichtiger Schritt bei der Profilbildung der Otto-Friedrich-Universität in den Bereichen Slavistik und Orientalistik und zur Stärkung der Kompetenzen in der Islamwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung über die Gründung eines Ostkirchlichen Zentrums am 9. Juli haben die beiden Universitätspräsidenten Karl-Dieter Grüske und Godehard Ruppert den offiziellen Startschuss gegeben. Im kommenden Wintersemester geht es nun darum, die Strukturen für das Zentrum zu schaffen, im Sommersemester 2011 wird dann eine wissenschaftliche Tagung sichtbares Zeichen für die Aufnahme des Forschungs- und Lehrbetriebs sein.