20 Jah­re Gleichstellungsbeauftragte

Festakt in München

Fest­akt in München

Die Lan­des­ar­beits­ge­mein­schaft der baye­ri­schen Gleich­stel­lungs­stel­len (LAG) fei­er­te im Saal des Alten Rat­hau­ses in Mün­chen ihr 20-jäh­ri­ges Bestehen mit einem Fest­akt, einer Podi­ums­dis­kus­si­on und den Well­kü­ren. Für den Land­kreis Forch­heim nahm die Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te Sil­ke Vah­le dar­an teil.

Für ihren uner­müd­li­chen Ein­satz für die Gleich­stel­lung von Frau­en und Män­nern dank­te stell­ver­tre­tend für die Kom­mu­nen der Ober­bür­ger­mei­ster der Lan­des­haupt­stadt Mün­chen, Herr Chri­sti­an Ude und die Land­rä­tin des Land­krei­ses Mün­chen, Frau Johan­na Rum­schöt­tel den baye­ri­schen Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten und der Lan­des­ar­beits­ge­mein­schaft. In den bei­den Gruß­wor­ten wur­de vor allem her­vor­ge­ho­ben, dass die in der LAG orga­ni­sier­ten Gleich­stel­lungs- und Frau­en­be­auf­trag­ten an der Schnitt­stel­le zwi­schen Ver­wal­tung und Poli­tik eine sehr anspruchs­vol­le, oft zu wenig gewür­dig­te Quer­schnitts­ar­beit lei­sten und ihre viel­fäl­ti­gen Kom­pe­ten­zen für die Umset­zung des grund­ge­setz­li­chen Auf­tra­ges zur Gleich­stel­lung von Frau­en und Män­nern in allen gesell­schaft­li­chen Berei­chen mit hohem per­sön­li­chem Enga­ge­ment ein­brin­gen. Hier­für wur­de ihnen gro­ße Aner­ken­nung bei dem Fest­akt zu teil.

Die Baye­ri­sche Staats­mi­ni­ste­rin für Arbeit und Sozi­al­ord­nung, Frau Chri­sti­ne Hadert­hau­er hob in ihrem Gruß­wort ihre Unzu­frie­den­heit mit der man­geln­den pari­tä­ti­schen Ver­tei­lung der Funk­ti­ons­äm­ter in Wirt­schaft und Poli­tik her­vor. Sie beton­te, dass sie erst dann zufrie­den sein wer­de, wenn bei Ent­schei­dun­gen, die Ein­fluss auf unser aller Leben hät­ten, auch Frau­en ange­mes­sen mit­wir­ken könnten.

Die Prä­si­den­tin des Baye­ri­schen Land­ta­ges, Frau Bar­ba­ra Stamm, mach­te in ihrer Fest­re­de deut­lich, dass die posi­ti­ven Ver­än­de­run­gen auf poli­ti­scher, admi­ni­stra­ti­ver und wirt­schaft­li­cher Ebe­ne, die durch die Frau­en­be­we­gung, die Arbeit der
Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten und auch durch das baye­ri­sche Gleich­stel­lungs­ge­setz bewirkt wor­den sei­en, nicht über die immer noch bestehen­den gesell­schaft­li­chen Unter­schie­de zwi­schen der weib­li­chen und männ­li­chen Lebens­wirk­lich­keit hin­weg­täu­schen könn­ten. Weni­ge Frau­en in der Spit­ze von Wirt­schaft, Wis­sen­schaft und Öffent­li­chem Dienst, die Ver­ein­bar­keits­pro­ble­ma­tik von Fami­lie und Beruf und die unglei­che Bezah­lung von Män­nern und Frau­en bei glei­cher Qua­li­fi­ka­ti­on wür­den zei­gen, dass Gleich­stel­lungs­po­li­tik lei­der auch ein Zukunfts­the­ma sein wird.

Anläss­lich der 20-Jahr­fei­er wur­den die „Gleich­stel­lungs­po­li­ti­schen Stand­punk­te 2010“ der LAG an Frau Staats­mi­ni­ste­rin Hadert­hau­er über­ge­ben. Hier­in wer­den die Zie­le der LAG und somit die wesent­li­chen poli­ti­schen Hand­lungs­fel­der der Zukunft benannt. Die­se waren auch die The­men des Podi­ums­ge­sprächs „Frau­en und Män­ner – gleich­be­rech­tigt!?“ Frau Dr. Ani­ta Hei­li­ger vom Kom­mu­ni­ka­ti­ons­zen­trum für Frau­en zur Arbeits- u. Lebens­si­tua­ti­on e.V. KOF­RA, Frau Dr. Cor­ne­lia Hös­che­le, Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te der Stadt Erlan­gen und Grün­dungs­mit­glied der LAG, Frau Ingrid Hof­mann von der I. K. Hof­mann Per­so­nal­lea­sing GmbH, Frau Homai­ra Mans­ury, Sozio­lo­gin von der Fran­ken­war­te Würz­burg, der Gen­der­for­scher, Herr Dr. Micha­el Hirsch und Herr Roman Röll vom Baye­ri­schen Rund­funk dis­ku­tier­ten über die gesell­schaft­li­che Wei­ter­ent­wick­lung der Gleichstellungsarbeit.

Aus­ge­hend von der Insti­tu­ti­on der kom­mu­na­len Frau­en­be­auf­trag­ten wur­de über das brei­te Spek­trum der Gleich­stel­lungs­ar­beit dis­ku­tiert. Die eher mit­tel­ba­ren Ver­än­de­rungs­be­dar­fe bei dem geschlechts­spe­zi­fi­schen Rol­len­ver­ständ­nis von Frau­en und Män­nern in unse­rer männ­lich gepräg­ten Arbeits­welt kamen eben­so zur Spra­che wie die har­ten und euro­pa­weit empö­ren­den Tat­sa­chen, dass Frau­en immer noch 23% weni­ger ver­die­nen wie Män­ner, ihre öko­no­mi­sche Eigen­stän­dig­keit nicht gesi­chert ist, was sich ins­be­son­de­re bei Allein­er­zie­hen­den und im Alter zeigt. Auch die Bedeut­sam­keit einer geschlech­ter­dif­fe­ren­zier­ten Anti­dis­kri­mie­rungs­po­li­tik für unse­re Gesell­schaft kam zur Spra­che, eben­so wie die Zusam­men­hän­ge von Gewalt, sexua­li­sier­ter Gewalt und ihrer Dar­stel­lung in unse­ren Medi­en und der Werbung.

Für die Wei­ter­ent­wick­lung, die die bay­ern­wei­te, über­par­tei­li­che Gleich­stel­lungs­ar­beit in den näch­sten Jah­ren neh­men müs­se, wie­sen die Podi­ums­gä­ste dar­auf hin, dass es nicht aus­reicht, nur struk­tu­rell und legis­la­tiv im Sin­ne des euro­pa­weit ver­bind­li­chen Gen­der Main­strea­ming-Ansat­zes zu den­ken, son­dern jeder und jede müs­se auch auf der eige­nen Hand­lungs­ebe­ne reflek­tie­ren um neue Hand­lungs­po­ten­zia­le zu erschlie­ßen. Die the­ma­tisch sehr rei­che Fest­ver­an­stal­tung war eine wich­ti­ge gleich­stel­lungs­po­li­ti­sche Zäsur, die deut­lich mach­te, dass die Auf­ga­be der Gleich­stel­lung nicht nur par­tei­über­grei­fend gro­ße Bedeu­tung hat und wei­ter zu ent­wickeln ist, son­dern auch in der gesell­schaft­li­chen Mit­te, sprich bei sehr vie­len Män­nern und Frau­en in den Paar­be­zie­hun­gen aber auch am Arbeits­platz ange­kom­men ist.

Die Gleich­stel­lungs­po­li­ti­schen Stand­punk­te 2010 sind in der Web­prä­senz der Lan­des­ar­beits­ge­mein­schaft der Baye­ri­schen Gleich­stel­lungs­stel­len unter www​.gleich​stel​lung​-bay​ern​.de von jeder und jedem ein­zu­se­hen, so dass gemein­sam mit der Poli­tik an der Umset­zung der Zie­le in unse­rer Gesell­schaft gear­bei­tet wer­den kann.