MdB Anet­te Kram­me: „Sti­pen­di­en­ge­setz ist Unsinn“

Das natio­na­le Sti­pen­di­en­pro­gramm sowie die Ände­run­gen beim BAföG stan­den im Mit­tel­punkt einer Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung der Bay­reu­ther Juso-Hoch­schul­grup­pe. Kein gutes Haar ließ die Refe­ren­tin, MdB Anet­te Kram­me, an den Vor­schlä­gen der Bun­des­re­gie­rung zum Stipendiengesetz.

Kram­me: „Damit wird sozia­le Selek­ti­on in der Hoch­schul­bil­dung ver­fe­stigt. Zuletzt hat die Unter­su­chung des Hoch­schul-Infor­ma­ti­ons-Systems (HIS) über die sozia­le Her­kunft bis­he­ri­ger Sti­pen­dia­ten erge­ben, dass sie vor allem aus Fami­li­en mit einer hohen sozia­len Her­kunft stam­men. Nicht ein jun­ger Mensch wird sich wegen der Aus­sicht auf eine Sti­pen­di­en­lot­te­rie zusätz­lich für ein Stu­di­um entscheiden.“

Auch Micha­el Weh, Vor­sit­zen­der der Juso-Hoch­schul­grup­pe, schloss sich der Kri­tik der Abge­ord­ne­ten an: „Es muss mit Mehr­fach­an­trä­gen von Abitu­ri­en­tin­nen und Abitu­ri­en­ten gerech­net wer­den, die sich im Regel­fall an meh­re­ren Hoch­schu­len bewer­ben. Der damit ein­her­ge­hen­de Ver­wal­tungs­auf­wand ist nicht zu unterschätzen.“

Vor­ge­se­hen ist, dass Hoch­schu­len zukünf­tig Sti­pen­di­en von monat­lich 300 Euro an begab­te Stu­die­ren­de ver­ge­ben kön­nen. 150 Euro sol­len von pri­va­ten Geld­ge­bern ein­ge­wor­ben wer­den und 150 Euro legen Bund und Län­der je zur Hälf­te drauf. Acht Pro­zent der Stu­die­ren­den sol­len zukünf­tig dar­über geför­dert wer­den. „Auf die Hoch­schu­len kommt bei der Aus­wahl der zu för­dern­den Stu­die­ren­den eine Mam­mut­auf­ga­be zu. Schließ­lich müs­sen zunächst ein­mal pas­sen­de Kri­te­ri­en gefun­den wer­den, die der Inten­ti­on des Geset­zes gerecht wer­den“, so Micha­el Weh.

Und Kram­me ergänzt: „Neben der mas­si­ven sozia­len Unge­rech­tig­keit trägt das neue Sti­pen­di­en­pro­gramm auch dazu bei, struk­tur­schwa­che Regio­nen, wie zum Bei­spiel Nord­ost­bay­ern, wei­ter zu benach­tei­li­gen.“ Es sei uto­pisch zu glau­ben, dass Hoch­schu­len in die­sen Gebie­ten aus­rei­chend pri­va­te Geld­ge­ber fin­den, um acht Pro­zent ihrer Stu­die­ren­den über das neue Sti­pen­di­en­pro­gramm zu för­dern. Die­se Quo­te sei vor allem von Hoch­schu­len in Städ­ten wie Mün­chen, Stutt­gart und Ham­burg zu erfüllen.

Als Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung bezeich­ne­te Kram­me hin­ge­gen die Novel­le des BAföG. Bedau­er­lich sei jedoch, dass die Bun­des­re­gie­rung Vor­schlä­ge der SPD wie z.B. die För­de­rung von Teil­zeit­aus­bil­dun­gen, die muti­ge­re Anhe­bung der Alters­gren­ze oder vor allem die Aus­wei­tung der För­de­rung durch Anhe­bung der Ein­kom­mens­gren­zen nicht berück­sich­tigt habe.

„Der Ver­weis von Uni­on und FDP auf die Haus­halts­la­ge des Bun­des kann hier nur vor­ge­scho­ben sein, wenn zugleich ein eben­so teu­res wie unsin­ni­ges Sti­pen­di­en­ge­setz durch­ge­drückt wird. Die­se Mit­tel wären im BAföG­bes­ser, näm­lich effek­ti­ver und sozi­al gerech­ter angelegt.“